Ungeduld im Zuger Umfeld wächst

Titelfavorit EVZ in gefährlichem Fahrwasser

Für den EV Zug gab es kein Vorbeikommen an Fribourg: Oscar Lindberg (links) im Zweikampf mit Victor Stalberg. (Bild: Daniela Frutiger/freshfocus)

Es ist ein harter Schlag für das ohnehin geringe Selbstvertrauen der Zuger: Das Team von Trainer Dan Tangnes verliert gegen Fribourg 0:4, obwohl es das Spiel wegen eines klaren Chancenplus hätte gewinnen müssen. Am Ende steht aber die vierte Niederlage aus den letzten fünf Spielen.

Als hätte es Geni Thalmann geahnt, sagte der seit unzähligen Jahren Verantwortliche für das hochwertige EVZ-Magazin «Eiszeit» vor Spielbeginn: «Fribourg ist ein mühseliger Gegner. Wenn du siegst, ist es nichts weiter als Pflichterfüllung. Du kannst also nur verlieren.»

Gut zweieinhalb Stunden später wird der in der EVZ-Garderobe stehende Trainer Dan Tangnes sagen: «Wir haben wie schon gegen Biel und Rapperswil einen Weg gefunden, zu verlieren. Der Frust in diesem Raum ist gross.»

Berra hielt alles – was soll’s?

Mit demonstrativer Gelassenheit kann man den aus Zuger Sicht missglückten Match so zusammenfassen: Gegen diesen gegnerischen Goalie Reto Berra, der alle 38 Schüsse hielt, war an Allerheiligen kein Kraut gewachsen. Und wenn du kein Tor schiesst, kassierst du sie halt. Aber was soll’s? Es ist ja erst knapp ein Drittel der Qualifikation vorbei und im Herbst ist noch nie ein Meistertitel im Eishockey vergeben worden.

Aber demonstrative Gelassenheit kann den meistgenannten Titelanwärter auch in falscher Sicherheit wiegen. Frei nach dem Motto: Mit so viel Talent und Qualität im EV Zug kann ja nichts schiefgehen. Aber die ZSC Lions haben es in der vergangenen Saison als Titelverteidiger vorgemacht. Sie verpassten das Playoff.

Der Zuger Leistungscheck gegen Fribourg

Der EVZ befindet sich in gefährlichem Fahrwasser. Die sportliche Führung ist trotz den Rückschlägen in den letzten zwei Wochen weit davon entfernt, in Alarmismus und Panik zu verfallen. Sie hält sich daran fest, dass sie in den Spielen gegen Lausanne, Lugano, Biel, Rapperswil und Fribourg die bessere Mannschaft war und trotzdem verlor. «Irgendwann muss es den Turnaround geben», sagte Sportchef Reto Kläy in dieser Woche.

«Wir dürfen nicht dem Frust verfallen und glauben, wir müssten jetzt das Rad neu erfinden.»

EVZ-Cheftrainer Dan Tangnes

Ein Leistungscheck der Zuger im Spiel gegen Fribourg ergibt folgendes Bild:

  • Man kann dem EVZ nicht vorwerfen, dass er nicht gekämpft habe. Dass er nicht das bessere Ende für sich behalten wollte. «Bis zum dritten Drittel haben wir ein solides Spiel abgeliefert», durfte Tangnes getrost feststellen.
  • Ein deutliches Chancenplus und das Schussverhältnis von 38:22 für Zug sprechen eine deutliche Sprache.
  • Allerdings fehlt spürbar das Selbstvertrauen. Die Zuger hätten die Partie mit vier Überzahlgelegenheiten bis zur zweiten Drittelspause für sich entscheiden müssen. Aber sie kamen eben nicht am glänzend aufgelegten Reto Berra vorbei.
  • Mit der Verzweiflung vor dem gegnerischen Tor wuchs auch die Verunsicherung auf Seiten der Zuger. Und das ist Gift in der schnellsten Mannschaftssportart der Welt, in der Entscheide innert Sekundenbruchteilen gefällt werden müssen. «Wenn du anfängst, nachzudenken, fällst du oft den falschen Entscheid», hielt Dan Tangnes fest.
  • Trifft der EVZ auf harten Widerstand, neigt er dazu, keine adäquate Lösung zu finden und stattdessen auseinanderzufallen. Das zeigte sich auch in der sinnfreien Strafe von Captain Raphael Diaz, der sein Team nach dem 0:2 gut vier Minuten vor Schluss mit einer kleinen Strafe für Stockschlag schwächte.
  • Sowohl im Über- und im Unterzahlspiel sind die Zuger derzeit nicht Playoff-würdig.

Was fehlt diesem EVZ?

Was fehlt also dem vor Saisonbeginn meistgenannten Titelanwärter im Vergleich zur letzten Saison mit einer weniger talentierten Mannschaft? Leadership etwa? Oder der letzte Biss?

Es sind kritische Ansätze, die Dan Tangnes nicht gelten lassen wollte. Der 40-jährige Norweger stellte sich in einer schwierigen Phase tapfer vor seine Mannschaft und sagte: «Letzte Saison erwartete niemand Aussergewöhnliches von uns. Es lief, und wir waren immer in der oberen Tabellenhälfte klassiert. Das machte uns das Leben leichter.»

«Es liegt letztlich am Trainer und den Spielern, Lösungen zu finden.»

EVZ-Sportchef Reto Kläy

Mit Beginn dieser Saison sind die Ansprüche und die Erwartungshaltung nach oben geschnellt. Das zeigte sich auch darin, dass das Publikum in der ausverkauften Bossard-Arena erstmals Pfiffe gegen Ende des zweiten Drittels für die Zuger absetzte.

Duell der strauchelnden Titelanwärter

Was also tun? «Wir dürfen nicht dem Frust verfallen und glauben, wir müssten jetzt das Rad neu erfinden. Vieles war gut, und darauf müssen wir uns konzentrieren», sagte Tangnes im Wissen darum, dass er seine Spieler jetzt bei der Stange halten muss.

Mit dem Cupsieg und der Finalteilnahme war der Charismatiker der Traineraufsteiger der letzten Saison. Ausgerechnet jetzt, mit viel mehr Qualität im Team, steckt er in der schwierigsten Situation, seit er den EV Zug vor Beginn der letzten Saison übernommen hat.

«Es liegt letztlich am Trainer und den Spielern, Lösungen zu finden», formulierte es Sportchef Reto Kläy.

An diesem Samstagabend kommt es in Bern zum Duell zwischen dem Titelverteidiger und dem Finalverlierer. Oder den derzeit strauchelnden Titelanwärtern für das laufende Championat. Der Ausgang des Spiels wird entscheidenden Einfluss auf die Befindlichkeit der beiden Mannschaften in Bezug auf die am Montag beginnende Nationalmannschaftspause haben.

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