EV Zug hat drei Spitzenspiele vor der Brust

Tangnes: «Bei Widerstand machen wir uns klein»

EVZ-Trainer Dan Tangnes bespricht mit seinen Spielern die richtige Marschroute. (Bild: Claudio Thoma/freshfocus)

Der EV Zug steht am Freitag vor einer kleinen Premiere: Im 18. Saisonspiel trifft er zum ersten Mal auf den alten Rivalen aus Davos. Darauf folgen Biel und die erstplatzierten ZSC Lions. Ist der meistgenannte Titelanwärter parat für dieses happige Programm?

Es passiert kurz vor Trainingsende auf dem Eis der Bossard Arena. Plötzlich liegt Dario Simion ohne gegnerische Einwirkung wie ein Käfer auf dem Rücken. Wollte er seinen Zuger Kollegen zur Feier des Tages eine Pirouette zeigen? Schliesslich hat er in den Stunden davor mit einer Unterschrift vollzogen, was zentralplus angekündigt hatte: Der 25-jährige Tessiner bleibt für zwei weitere Jahre beim EVZ.

Simion lacht, als er mit der Frage nach einer missglückten Pirouette konfrontiert wird. Er sagt: «Ich kann mir nicht erklären, was passiert ist. Plötzlich lag ich auf dem Eis.» Zumindest hat er mit seiner unfreiwilligen Einlage für Gelächter und etwas Spott bei den Teamkollegen gesorgt.

Der HCD hat sich aufgerappelt

2018 ist Simion vom Bündnerland in die Zentralschweiz gezogen, drei Jahre zuvor war er mit den Davosern zum ersten Mal in seiner Karriere Schweizer Meister geworden. Der HCD-Goalie damals? Leonardo Genoni, seit dieser Saison und nach zwei weiteren Meistertiteln mit dem SC Bern der Schlussmann der Zuger.

«Das Vertrauen in unsere eigenen Fähigkeiten müssen wir uns mit harter Arbeit verdienen.»

EVZ-Trainer Dan Tangnes

Es macht den Anschein, als ob sich der HC Davos neu erfunden hat. Und dies nach einer total verunglückten Saison, in der Kult-Trainer Arno del Curto seinen Job hinschmiss. Sie endete mit einem Sieg im Playout-Final gegen die Rapperswil-Jona Lakers.

In diesen Tagen und Wochen wirkt es fast so, als sei der HC Davos nach sechs Siegen in Serie wieder jene Mannschaft, die sich nach der Final-Niederlage gegen den EV Zug 1998 zu einem der grossen und dominanten Vereine im Schweizer Eishockey (mit Bern, den ZSC Lions und Lugano) aufgeschwungen hat.

Zugs Mühe gegen besser klassierte Teams

Der HC Davos hat wegen des eigenen Stadionumbaus zwar drei Meisterschaftsspiele weniger in den Knochen als der auch noch in der Champions League engagierte EV Zug, dennoch hat er zwei Punkte mehr auf dem Konto. Mit 29 Zählern in 14 Partien hat die Mannschaft von Christian Wohlwend, dem früheren Assistenten des Zuger Nati-Coaches Patrick Fischer, den zweitbesten Punktschnitt pro Spiel (2,07) im laufenden Championat.

Nur die ZSC Lions als Tabellenführer weisen einen noch besseren Wert auf (2,15). Hinter dem HC Davos folgen der EHC Biel (1,75), der Lausanne HC (1,63) und der EV Zug (1,59).

Die nächsten drei Spiele gegen Davos, Biel und die ZSC Lions werden eine gewisse Aussagekraft darüber haben, wie weit der EV Zug in seinem Prozess, ein echter Titelanwärter zu werden, vorangeschritten ist. Denn gegen die im Punktschnitt vor ihm klassierten Mannschaften hat der EV Zug in bislang fünf Vergleichen erst sechs Punkte geholt (1,2 Punkte pro Match). Fünf davon in zwei Partien gegen die ZSC Lions und einen aus der Heimpartie gegen Biel.

Hingegen gingen beide Partien gegen Lausanne verloren. Und das erste Saisonduell der Zuger gegen den HC Davos steigt am Freitag (19.45 Uhr) in der Bossard Arena.

Worauf sich der EVZ-Trainer fokussiert

EVZ-Trainer Dan Tangnes mag den nächsten drei Herausforderungen auf dem Eis keine erhöhte Bedeutung beimessen. Und das ist aus seiner Sicht nachvollziehbar. Sein Fokus richtet sich darauf, das Spiel seiner talentierten Mannschaft auf ein stabileres und konstanteres Niveau zu heben (zentralplus berichtete). Im Wissen darum, dass sich grosse und erfolgreiche Mannschaften dadurch auszeichnen, an weniger guten Abenden nie ein akzeptables Niveau zu unterschreiten.

«Wir müssen gute Entscheidungen im Umgang mit der Scheibe treffen.»

EVZ-Stürmer Dario Simion

Er sagt: «Wir müssen unser tiefes Level anheben. Bei Widerstand machen wir uns klein.» Er glaubt, dass das eine Sache des Vertrauens in die eigenen Fähigkeiten sei. «Dieses Vertrauen müssen wir uns mit harter Arbeit verdienen.»

Der 40-jährige Norweger wähnt seine Mannschaft auf einem guten Weg «in diesem laufenden Prozess, ein starkes Team zu werden.» Die Reaktion der Zuger im dritten Drittel im Achtelfinalfinal-Hinspiel der Champions League in Tampere (3:3), nachdem die Finnen einen 0:2-Rückstand zur ersten Pause in eine 3:2-Führung verwandelten, verleiht ihm dieses Gefühl der Gelassenheit. «Das war ein starke Rückkehr von uns.»

Der Zuger Schlachtplan gegen Davos

Aber wie sieht der Schlachtplan der Zuger gegen Davos konkret aus? «Wir müssen gute Entscheidungen im Umgang mit der Scheibe treffen», sagt Dario Simion. Das heisst: An der gegnerischen blauen Linie müssen Puckverluste vermieden werden, um von den laufstarken Bündner nicht ausgekontert zu werden.

Einen zweiten Fokus richtet Simion auf das Vermeiden sinnloser Strafen. «Davos hat ein gutes Powerplay», weiss er. Die aktuelle Statistik weist die Bündner auf Platz 2 aus, mit einer Erfolgsquote von 25 Prozent (Zug auf Platz 10 mit 17,95 Prozent).

Das Problem der Zuger ist die Anfälligkeit auf Gegentore im Unterzahlspiel. Nicht einmal 74 Prozent der eigenen Strafzeiten übersteht die Mannschaft von Dan Tangnes schadlos. Das ist der zweitschlechteste Wert aller Teams in der National League. Nur Davos sieht noch schlechter als die Zuger aus.

Wer liegt also am späten Freitagabend in der Bossard Arena auf dem Rücken?

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