Das ultimative Goalie-Duell im Playoff-Final

Stephan kann es richten: Kommt sein Nachfolger als – oder zum Meister?

EVZ-Goalie Tobias Stephan hat es gegen den SCB in den eigenen Händen: Krönt er seine Karriere mit ewigem Ruhm?

(Bild: EVZ/Felix Klaus)

Es ist der Stoff, aus dem Heldengeschichten geschrieben werden: Im Alter von 35 Jahren steht Zugs Goalie Tobias Stephan gegen den SCB vor der Finalserie seines Lebens. Der Goalie kann seine Karriere krönen und seinem Gegenüber Leonardo Genoni (31) gleichzeitig die Suppe versalzen.

Es ist, als ob der Hockeygott einer ohnehin schon aussergewöhnlichen Geschichte die Krönung aufsetzen wolle. Sie lief vor Saisonbeginn ab und liess zwischen den Playoff-Finalisten Bern und Zug eine Rivalität entstehen: In den letzten Zuckungen des Sommers 2018 hatte sich Leonardo Genoni dazu entschlossen, den grossen SCB nach drei Saisons zu verlassen und sich auf die Saison 2019/20 dem kleinen EV Zug anzuschliessen.

Potz Heilanddonner, das gab es noch nie! Es erschütterte das Selbstverständnis eines Hockey-Giganten in seinen Grundfesten, und SCB-CEO Marc Lüthi initiierte daraufhin die absurde Idee, das Ausländerkontingent von vier auf sechs Söldner erhöhen zu lassen. Nur, um den herben Verlust auf der Torhüter-Position auf dem Ausländer-Markt wettmachen zu können. Zum Glück hatte dieser Unsinn in der Liga keine Chance (zentralplus berichtete).

Beim nächsten Arbeitgeber schon ein Sieger

Für Tobias Stephan hatte das Bekanntwerden von Genonis Verpflichtung unmittelbare Folgen: Der Goalie musste sich nach fünf Jahren beim EV Zug einen neuen Arbeitgeber suchen. Er fand ihn im Lausanne HC. Die Westschweizer hatten sich vom Cupsieger im Playoff-Halbfinal dominieren lassen (1:4 nach Siegen). Und Stephan heimste in der Romandie Hochachtung ein, weil er das Goalie-Duell gegen Sandro Zurkirchen mit zwei Shutouts deutlich für sich entschied.

Doch das ist alles Pipifax im Vergleich zum epischen Duell, das dem aktuellen EVZ-Goalie in den nächsten Tagen und Wochen bevorsteht. Im Playoff-Final gegen den SC Bern kann sich Stephan unsterblich machen und den Beweis antreten, dass er nicht nur ein guter, sondern auch ein grosser Schweizer Torhüter ist. Dass er dazu fähig ist, Titel zu gewinnen. Das ist ihm bisher noch nicht gelungen. Im Cupfinal Anfang Februar stand sein Ersatz Sandro Aeschlimann im EVZ-Tor.

Die Überwindung eines SCB-Traumas

Den eigenen Nachfolger im Kampf um den Meistertitel zu besiegen und Teil der zweiten Meistermannschaft in der 52-jährigen Geschichte der Zuger zu werden – es wäre der absolute Höhepunkt seiner bisherigen Karriere. Einer Karriere, die Stephan schon NHL-Luft schnuppern liess (11 Spiele für die Dallas Stars zwischen 2007 und 2009).

Und es wäre die Überwindung seines SCB-Traumas: 2010 verlor der Zürcher mit Genève-Servette HC den Playoff-Final. 2017 mit dem EV Zug. Beide Male jubelten die Berner. Er will es bestimmt kein drittes Mal mehr erleben müssen.

Stephan im Playoff so gut wie noch nie beim EVZ

Stephan legte in diesen Playoffs einen Steigerungslauf hin. War er in der Viertelfinal-Serie gegen Lugano noch ein Unsicherheitsfaktor (aber immer noch besser als Luganos designierter NHL-Goalie Elvis Merzlikins), so steigerte er sich im Halbfinale von einer Abwehrquote von 91,2 auf 92,48 Prozent. Statistisch gesehen war Stephan in der entscheidenden Phase der Meisterschaft noch nie so gut wie jetzt, seit er 2014/15 begonnen hat, das EVZ-Dress zu tragen.

SCB-Goalie Leonardo Genoni und Teamkollege Jérémy Kamerzin wehren sich gegen die Zuger Dennis Everberg und Dario Simion (rechts).

SCB-Goalie Leonardo Genoni und Teamkollege Jérémy Kamerzin wehren sich gegen die Zuger Dennis Everberg und Dario Simion (rechts).

(Bild: EVZ/Felix Klaus)

Man muss aber auch sagen, dass die beiden Meistergoalies in der andern Halbfinalserie noch besser waren. Leonardo Genoni bringt es auf 94,54 Prozent, Jonas Hiller für das auf der Strecke gebliebene Biel auf 93,09 Prozent. Und dabei kommt aus Bern erst noch die Kunde, dass Genoni noch nicht so unwiderstehlich wirkt wie 2017. Er hätte noch Luft nach oben.

Genoni ist der grösste SCB-Trumpf

Genoni ist der grösste Trumpf der Berner auf dem Weg zu ihrem zehnten Meistertitel seit Einführung der Playoffs 1985/86. Nur wenn er zu einer (Klage-)Mauer wird, laufen die Zuger Gefahr, auch im dritten Final dieser beiden Konkurrenten zu straucheln (nach 1997 und 2017). Denn der Energie-Vorteil spricht klar für den Cupsieger, der den letzten Schritt zum erstmaligen Double eines Schweizer Klubs in der Profi-Ära vollziehen will. Der EVZ ist in 9, der SCB in 13 Playoff-Spielen in den Final eingezogen (zentralplus berichtete).

Für Stephan bedeutet das: Es liegt in seinen Händen, Armen, Beinen und Füssen, ob Genoni im nächsten Sommer als fünffacher Meistergoalie zum EVZ stösst. Oder ob er zum Meister EVZ stösst.

Letzteres wäre übrigens keine neue Erfahrung in der Karriere des nächsten EVZ-Goalies. Als Genoni als dreifacher Meistergoalie mit Davos (2009, 2011 und 2015) vor drei Jahren zum SC Bern wechselte, hatte Jakub Stepanek den SCB Monate zuvor von Platz 8 in der Qualifikation zum Titelgewinn gehext. Ein Jahr später gelang den Bernern mit Genoni die erfolgreiche Titelverteidigung.

Die Finalserie, die am Donnerstag (20 Uhr, Postfinance-Arena) in Bern beginnen wird, lässt sich auf einen einfachen Nenner herunterbrechen: Sage mir, wie Stephan spielt, und ich sage Dir, ob der EVZ Meister werden kann.

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