Emotionale EVZ-Meisterfeier

So feiert Zug seine Meisterhelden und Legenden

An diesem Samstagnachmittag erhob sich gleich mehrmals die ganze Halle zu Standing Ovations. (Bild: Patrick Brand)

Im Rahmen des «EIS Fäscht» lud der EV Zug zum Showmatch mit Meistern und Legenden. Dabei kam es zur Begegnung zwischen Team «Blau» und Team «Weiss». Für einmal jedoch war das Resultat absolut nebensächlich. Im Zentrum standen das Feiern der Meisterhelden und Legenden von 2021 und 1998 – sowie das emotionale Wiedersehen mit der «EVZ-Familie».

Tags zuvor beim deutlichen 5:1-Sieg über Adler Mannheim riss die EVZ-Mannschaft Ausgabe 2021/22 die 4259 Zuschauer in der Bossard Arena gegen Ende des Spiels aus den Sitzen. Das Team von Dan Tangnes scheint sich einer bemerkenswerten Frühform zu erfreuen und stutzte den Adlern mit einer beeindruckenden Intensität die Flügel.

An diesem Samstagnachmittag erhob sich gleich mehrmals die ganze Halle zu Standing Ovations. Dieser Anlass bescherte so manchem Fan gewaltige Hühnerhautmomente und es wurde das eine oder andere Tränchen verdrückt. Auf den sicherlich beeindruckendsten Hühnerhautmoment werden wir noch zurückkommen.

Doch der Reihe nach. Ein erstes Highlight bot bereits die Präsentation der Teams «Blau» und «Weiss». Beide Teams setzten sich hälftig zusammen aus Spielern die sich am 7. Mai dieses Jahres den zweiten Meistertitel für die Zuger gesichert hatten. Ergänzt wurden die Teams durch Legenden der bewegten EVZ-Historie. Darunter figurierten hauptsächlich Vertreter der Mannschaft, die seinerzeit am 11. April 1998 Geschichte schrieben, indem sie den ersten Meistertitel für den EVZ errangen und den Pokal nach Zug holten.

Verstärkung durch die «Alt-Meister»

So wurde das Team «Weiss» verstärkt durch die «Alt-Meister» Thomas Künzi (#6), Jakub Horak (#9), Daniel Meier (#16) und Daniel Giger (#17).

Daniel Meier. (Bild: Patrick Brand)

Dazu auch die Legenden aus den 80er-Jahren: Blair Muller (#7) - der Bruder des ebenfalls längjährigen Zugers und aktuellen Naticoachs der Damen, der sich deshalb per Videobotschaft aus Kanada meldete – sowie aus den 90er-Jahren: Patrick Fischer (#21), seinerseits aktueller und erfolgreicher Naticoach der Herren sowie Träger der «Retired Number» 21 unter dem Stadiondach. 

Das Tor von Team «Weiss» durfte neben Luca Hollenstein einer der Meistergoalies von 1998 hüten. Ronnie Rüeger verriet, er sei letztmals vor etwa fünf Jahren auf dem Eis gestanden. Von seinem Können scheint er jedoch nichts eingebüsst zu haben, stoppte der Schlussmann doch selbst einen jener typischen Tempovorstösse des diesjährigen Zuger Meisterschützen Grégory Hofmann!

Prominent besetzte Trainerbank

Auch die Trainerbank war überaus prominent besetzt. Der Coaching-Staff des Team «Weiss» setzte sich zusammen aus dem Meistertrainer Sean Simpson, seinen Assistenten von 1998 Bob Leslie und Beat Lautenschlager sowie vom damaligen Verteidigerhaudegen Dino Kessler und Simon Pfister, dem Head-Goalie-Coach des EVZ.

Bob Leslie (links) und Misko Antisin (rechts). (Bild: Patrick Brand)

Wie der Kanadier nach dem Spiel zentralplus verriet, musste Sean Simpson innerlich grinsen, als ihn der Stadionspeaker fragte, wie er sich wieder zurück in Zug fühle. «Ich war gar nie wirklich weg», sagt der ungarische Nationaltrainer, der jeweils zwischen Ungarn und Zug pendelt, und lacht. Er ist also immer noch stark mit Zug verbunden und so versichert er auch: «Natürlich habe ich die Meisterschaft 2021 verfolgt. Zug hat sich den Titel mehr als verdient.» 

Legendäre Kanadier McDougall schickte seinen Sohn nach Zug

Eine ganz spezielle Geschichte schrieb Bill McDougall. Der Playoff-Topscorer des EVZ-Meisterteams von 1998 konnte leider nicht in die Schweiz reisen. An seiner Statt entsandte der legendäre Kanadier kurzerhand seinen Sohn nach Zug: Bradley Chad McDougall.

«Es hat riesig Spass gemacht, meinen Dad hier zu vertreten und seine Kameraden von damals zu treffen.»

Bradley Chad McDougall

Der 23-jährige Bradley Chad McDougall, der seinen zweiten Vornamen dem viel zu jung verstorbenen Chad Silver verdankt, meinte nach dem Spiel grinsend: «Ich versuchte, in die riesigen Fussstapfen meines Vaters zu treten.» Und er vertrat die Nummer 23 seines Vaters mehr als gebührend, verhalf er doch im Spiel dem Namen McDougall auf die Torschützenliste, als er Bills früheren Teamkollegen Patrick Schöpf zum zwischenzeitlichen 5:1 für das Team «Weiss» bezwang.

Bradley Chad McDougall wurde in der Schweiz geboren und hatte von seinem Vater natürlich viel gehört über dessen erfolgreiche Zeit im grossartigen Zuger Meisterteam von 1998. Er selbst besuchte Zug nun zum ersten Mal. «Es hat riesig Spass gemacht, meinen Dad hier zu vertreten und seine Kameraden von damals zu treffen», ergänzte Bradley strahlend. McDougall Junior gleicht seinem Vater wie aus dem Gesicht geschnitten und wir sind sicher, er hat seinen Vater mit Stolz erfüllt.

Langjährige Vereinsikonen

Selbstverständlich liess auch das Line Up des Team «Blau» so manches Fanherz höher schlagen.

Im Fall von Misko Antisin besonders jene der weiblichen Fans, wie der Stadionspeaker augenzwinkernd bemerkte. Die legendäre Nummer 11 lief neben ehemaligen Teamkollegen des Meisterteams 1998 auf, wie Livio Fazio (#3), Patrick Sutter (#5), Matthias Holzer (#15), Captain André «Roots» Rötheli (#18) und dem siebenfachen Schweizer Meister Jörg Eberle (#24). Daneben auch langjährige, verdienstvolle Vereinsikonen wie «Unsung Hero» Patrick Oppliger, der während vierzehn Saisons die Farben des EVZ getragen hatte.

Patrick Sutter. (Bild: Patrick Brand)

Der zweite Meistergoalie von 1998 Patrick Schöpf durfte beim Team «Blau» zwischen den Pfosten stehen – neben dem nunmehr fünffachen Schweizer-Meister-Goalie Leonardo Genoni.

«Wir sind alle schon über 50 Jahre alt und bewegen uns nicht mehr so schnell auf dem Eis.»

Patrick Schöpf, früherer Goalie

Ebenfalls beeindruckend die Trainer Crew des Team «Blau», angeführt vom frischgekürten Meistercoach Dan Tangnes. Da sein sonstiger Assistent Josh Holden sich mit der Nummer 27 wieder einmal selbst aufs Eis wagen durfte, stand dem Norweger der «Jesus of Hockey» Paul Di Pietro zur Seite, neben dem Zuger Urgestein Philipp Neuenschwander und dem ehemaligen Zuger Hexer und heutigen Director of National Teams Lars Weibel.

«Wir bewegen uns nicht mehr so schnell auf dem Eis»

Die zwei Teams massen sich in zwei Halbzeiten à 20 Minuten. Der Unterhaltungswert überstieg das Tempo des Spiels naturgemäss um Weiten. Schliesslich hatte der frühere Goalie Patrick Schöpf, der höchstens noch gelegentlich mit seinem Sohn auf dem Eis gewesen sei, bereits vorab die Fans per Videobotschaft um Nachsicht gebeten: «Wir sind alle schon über 50 Jahre alt und bewegen uns nicht mehr so schnell auf dem Eis.»

Einige allerdings bewegten sich durchaus noch recht agil. Beispielsweise die beiden Zuger Eigengewächse Daniel Giger und Patrick Fischer. Letztgenannter erklärt das mit seiner Funktion als Nationaltrainer, welche in immer noch regelmässig aufs Eis führt. «Der Ehrgeiz ist immer noch da», sagt Fischer und lacht. Der 45-Jährige ist immer noch stark mit Zug verbunden und trägt den EVZ im Herz: «Ich bin damals als dreijähriger Junge in diesen Club gekommen und meine Eltern wohnen immer noch am gleichen Ort im Herti-Quartier», erzählt der Nationalcoach. Er ergänzt: «Ich verfolge den EVZ. In meiner Rolle als National kann ich natürlich nicht sagen, für wen ich fane. Aber ich als Patrick hoffe logischerweise immer, dass Zug gewinnt.»

Patrick Fischer (links) und Misko Antisin (rechts). (Bild: Patrick Brand)

Sport verbindet – emotionales Wiedersehen mit EVZ-Familie

zentralplus interessiert es natürlich, wie Patrick Fischer den Zuger Meistertitel 2021 erlebt hat: «Erstens finde ich es hochverdient. Zug hat eine unglaublich starke Saison hingelegt. Dann muss man mit der Favoritenrolle gerecht werden können, obwohl man schon lange keine Playoffs mehr gespielt hat. Dass sie es dann souverän heimgebracht haben, ist sehr beeindruckend.»

«Ich sehe Leute nach 10, 20 Jahren wieder und es ist einfach eine Verbindung da. Wie zusammengeschweisst.»

Patrick Fischer

Patrick Fischer freut sich zudem sehr über das schöne Fest: «Es ist eine coole Party. Ich finde es extrem schön gedacht, dass die jetzige Meistermannschaft die damalige 98er-Mannschaft involviert hat.» Dann sagt Fischer etwas ganz Entscheidendes, was an diesem Tag ausgeprägt zu spüren ist: «Das ist das Schöne am Sport: Ich sehe Leute nach 10, 20 Jahren wieder und es ist einfach eine Verbindung da. Wie zusammengeschweisst. Es ist mega speziell.»

Ebenfalls noch sehr stark mit Zug und der Schweiz verbunden ist Misko Antisin. Nach seiner aktiven Laufbahn war er auch noch als Coach in Winterthur tätig und 2010 in Engelberg.

«Ich habe sehr gute Erinnerungen und ich liebe es, wieder zurückzukommen», schwärmt der Kanadier, der bereits zum 50-jährigen Jubiläum des EVZ in Zug auflief. «Da dachte ich, es sei wohl das letzte Mal», schmunzelt Antisin und dankt der Vereinsführung: «Dass H. P. Strebel uns die Möglichkeit gegeben hat, zurückzukommen und mit den Jungs die Erinnerungen wieder aufleben zu lassen, ist einfach grossartig.»

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2 Kommentare
  • Profilfoto von Rene Gruber
    Rene Gruber, 16.08.2021, 10:17 Uhr

    «Held /Héld/ Substantiv, maskulin [der]
    1a. Mythologie durch große und kühne Taten besonders in Kampf und Krieg sich auszeichnender Mann edler Abkunft (um den Mythen und Sagen entstanden sind)
    1b. jemand, der sich mit Unerschrockenheit und Mut einer schweren Aufgabe stellt, eine ungewöhnliche Tat vollbringt, die ihm Bewunderung einträgt»

    Ich würde mal meinen «1b)» kann man schon auch auf die «Meisterhelden» anwenden. Natürlich kommt es deswegen noch keinem in den sie auf die selbe Stufe zu stellen wie einen Helden der etwas unter Einsatz seines Lebens gemacht hat für die gute Sache.

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  • Profilfoto von Rudolf 1
    Rudolf 1, 16.08.2021, 06:36 Uhr

    «So feiert Zug seine Meisterhelden und Legenden» – Ein Held ist jemand, der andere unter Lebensgefahr rettet und dabei umkommen kann.

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