Zentralschweizer Loipen sind offen – aber Solidarität ist gefragt

Skigebiete zu? Hier kannst du die Latten trotzdem anschnallen

Langlaufen ist noch möglich. Zum Beispiel auf dem Stoos. (Bild: Emanuel Ammon / AURA)

Auch wenn die Zentralschweizer Skigebiete wegen Covid-19 geschlossen sind, muss niemand auf Wintersport verzichten: Es gibt 20 Langlaufgebiete in der Region, von denen die meisten genügend Schnee haben und die Anlagen offen halten. Obwohl das Corona-Virus den Loipe-Betreibern auch Mühe macht, wie etwa auf dem Zugerberg.

Der Appell an Eigenverantwortung ist derzeit allgegenwärtig. Bei den Betreibern von Langlaufloipen kommt derzeit die Bitte um Solidarität dazu. Zwar dürfen sie im Unterschied zu den Skigebieten offen halten, sind aber auf Einnahmen angewiesen.

Mit dem Erlös der Loipenpässe werden viele Unkosten gedeckt. Die gibt’s zwar im Internet, bei mittelgrossen Langlaufgebieten ist aber der Verkauf vor Ort wichtig – wie zum Beispiel auf dem Zugerberg.

15'000 Franken vor Ort kassiert

«In einer guten Saison, wie beispielsweise im Jahr 2018/2019, nehmen wir so 15'000 bis 20'000 Franken ein», sagt Peter Hodel, Präsident des Vereins Loipe Zugerberg. An den beiden Wochenenden im Dezember, an denen die Loipen schon offen waren, seien von der Loipenkontrolle bis zu 1'500 Franken Umsatz erzielt worden.

Damit ist nun vorerst Schluss. Der Verein hat sich entschlossen, die Loipenkontrolle einzustellen. Obwohl bei genügend Schnee die 15 Kilometer Skating- und 15 Kilometer Klassisch-Loipen sofort gespurt werden und offen bleiben. Auch die Infrastruktur mit Duschen, Garderoben und WC bleibt geöffnet.

Retter bleiben vor Ort

Ebenfalls vor Ort präsent bleibt auch der Rettungsdienst Zugerberg, wie beim Samariterverein Zug auf Anfrage zu erfahren war. Die Samariter verarzten im Auftrag der Stadt Zug die Wintergäste, die mit den schmalen Latten auf die Nase fallen, mit dem Schlitten gegen einen Baum fahren oder ein medizinisches Problem haben.

«Die Massnahme ist auch ein bisschen Selbstschutz», sagt Peter Hodel. Es gäbe Loipenkontrolleure, die schon etwas älter seien. In ihrem Unterstand gibt’s Tee, Punsch, Wasser oder auch mal ein Schöggeli. «Viele Langläufer halten dort am Ende ihrer Runde und treffen sich für einen Schwatz», sagt Hodel.

Tickets online buchen

Von diesen Kontakten geht nach Ansicht des Vereinsvorstands eine Ansteckungsgefahr aus, weswegen man den Kontrollposten schliesse – «so lange wie auch die Skigebiete in der Umgebung geschlossen bleiben».

«Wir zählen auf die Fairness und das Verständnis unserer Gäste.»

Peter Hodel, Verein Loipe Zugerberg

Dass dem Verein so ein beträchtlicher Teil seiner Einnahmen entgehen könnte, ist Hodel bewusst. Er appelliert aber an alle Wintersportler, ihre Langlaufpässe trotzdem zu buchen – und zwar online. «Wir zählen auf die Fairness und das Verständnis unserer Gäste», sagt Hodel.

Pistenfahrzeug bald abbezahlt

Unterstützung von der öffentlichen Hand wegen Corona erhalte man nicht, sagt Hodel. Man habe aber auch keine angefragt.

Der Verein Loipe Zugerberg kommt ohne öffentliche Zuwendungen aus und ist stolz darauf. «Lediglich für grössere Anschaffungen bekommen wir ein zinsloses Darlehen», so Hodel. Vor einigen Jahren wurde ein neues Pistenfahrzeug angeschafft, kommendes Jahr soll es abbezahlt sein.

Selber finanziert: Das Pistenfahrzeug des Vereins Loipe Zugerberg.

Schnee für tiefgelegene Gebiete

Mit dem Entscheid, die Loipenkontrolle einzustellen, steht der Zugerberg einsam da. «Der Loipenkontrolleur ist bei uns auch über Weihnachten und Neujahr im Einsatz», sagt Herbert Kuster in Engelberg. Bei der Loipe Schwedentritt in Einsiedeln sucht man sogar noch nach zusätzlichen Kontrolleuren.

Wie auf dem Zugerberg ist aber auch andernorts die Devise: Sobald genug Schnee liegt, wird die Fahrbahn für die Skater und klassischen Läufer präpariert. So gibt es an 20 Standorten in der Zentralschweiz reichlich Alternativen zu den geschlossenen Skigebieten.

Von der Höhenlage unterscheiden sie sich beträchtlich: Am schneesichersten ist die Melchsee-Frutt auf über 1900 Meter, am tiefsten gelegen sind die Loipen in Römerswil/Herlisberg und Unterägeri auf rund 750 Meter. Doch auch hier waren die Anlagen heuer schon in Betrieb.

Unterstütze deinen lokalen Verein

Auch die Länge der Langlaufloipen differiert erheblich: Von 55 Pistenkilometern im Gebiet Escholzmatt-Marbach-Bumbach bis zu einer Zwei-Kilometer-Runde in Morschach.

Gratis ist das Wintersportvergnügen nicht ganz. Der Kauf einer Saisonkarte für alle Langlaufloipen der Schweiz kostet 140 Franken und wird auch als lokalpatriotischer Akt vermarktet. So etwa machen die Betreiber der Loipe in Menzingen dafür Werbung, weil man so den lokalen Skiclub unterstützt, der einen Teil des Geldes erhält.

Duschen und Garderoben

Die Saisonkarten für ein einziges Gebiet belaufen sich von rund 40 Franken (Zugerberg) bis 70 Franken (Eigenthal). Luzerner müssen also tiefer in die Tasche greifen als Zuger. Wer sich nur einmal einen Tag lang im Langlaufen versucht, bezahlt zwischen 8 und 12 Franken – je nach Gebiet.

Was gibt’s für das Geld? Präparierte Loipen, gewiss. Daneben werden aber auch oft durch die Loipenbetreiber Winterwanderwege hergerichtet und eine begleitende Infrastruktur ist mittlerweile an den meisten Orten Standard. Sie besteht aus Garderoben, Schliessfächern, WCs und Duschen, manchmal auch noch einem Wachsraum.

Schutzkonzept in Innenräumen

Hier gibt’s allerdings überall Einschränkungen wegen Corona: Es gilt in allen Einrichtungen ein strenges Schutzkonzept, die Kapazitäten sind eingeschränkt. Ausserdem ist es eine gute Idee, eine Thermoskanne und ein Sandwich mitzunehmen, da die Restaurants neben der Loipe geschlossen sind und sonstige Verpflegungsmöglichkeiten zuweilen fehlen.

Doch nicht nur in den grösseren Ferienorten gibt’s begleitende Services. Im Eigenthal etwa hat sich eine Langlaufschule angesiedelt, auf dem schneesicheren Glaubenberg gibt’s zudem noch ein spezialisiertes Sportfachgeschäft.

Nach dem Büro auf die Loipe

Langlaufen eignet sich nicht nur für den Wintersportausflug, sondern auch als Ausgleichssport. Gewiss, Einsiedeln, Engelberg oder Escholzmatt-Marbach unterhalten imposante Infrastrukturen. Aber in der Nähe der städtischen Agglomerationen von Zug und Luzern gibt’s mit dem Zugerberg und dem Eigenthal zwei mittelgrosse Gebiete, die sehr gut mit dem öffentlichen Verkehr erschlossen sind und sich auch noch für einen Besuch nach Feierabend anbieten.

An beiden Orten gibt es nämlich eine Nachtloipe. Im Eigenthal ist sie am Dienstag und Donnerstag bis 21 Uhr beleuchtet. Auf dem Zugerberg ist dies jeden Abend bis 22 Uhr der Fall, sofern es die Schneeverhältnisse erlauben.

Hier kannst du in der Zentralschweiz langlaufen: Andermatt, Eigenthal, Engelberg, Escholzmatt-Marbach-Bumbach, Finsterwald, Langis-Glaubenberg, Melchsee-Frutt, Menzingen, Morschach, Oberberg/Ibergeregg, Rigi Kaltbad, Römerswil/Herlisberg, Rothenthurm, Sörenberg, Schüpfheim, Stoos, Studen, Unterägeri, Unterschächen, Zugerberg.

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1 Kommentar
  • Profilfoto von mebinger
    mebinger, 26.12.2020, 18:24 Uhr

    Überfüllt: So sah es heute auf dem Raten aus und im ganzen Moorlandschaft bei Rothenthurm und ich muss ehrlich gestehen, das es mir gut getan hat zu merken, dass die Hysterie offensichtlich nur die Eliten und die Wissenschaftler befällt und sich das Volk in Vernunft übt. Eure Massnahmen könnt ihr beenden, sie nützen nicht das Geringste, sie schaden nur euer Glaubwürdigkeit. Es ist mir Wurst mit welcher Lüge ihr euer Gesicht wahrt aber beendet den Irrsinn

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