Rudern: Seeclub Zug fährt international vorne mit

Nur fliegen ist schöner

Rudern und nur der Pilatus schaut zu: Beim Seeclub Zug kommen sowohl ambitionierte Sportler wie auch Naturliebhaber auf ihre Kosten.

(Bild: Nick Mijnssen)

Der See-Club Zug gehört zu den ältesten, grössten und erfolgreichsten Ruderclubs der Schweiz. Die Zuger pflegen ihren Sport ebenso wie den Verein. Und so sind weitere sportliche Spitzenleistungen garantiert.

«Haben Sie schon vor der malerischen Zuger Altstadt bei tiefstehender Sonne einen ‹Achter› vorbeigleiten sehen? Ein Bild, das Ruhe und Naturverbundenheit, aber auch Kraft und Eleganz ausstrahlt und seit einigen Jahren vermehrt zu ­sehen ist.»

Die Worte stammen von Christian Steiger, Präsident des See-Clubs Zug (SCZ). Steiger (58), ehemaliger Regatta­ruderer, ist Rektor der Kantonsschule Zug und derzeit intensiv mit dem Beschaffen von Mitteln beschäftigt, um ein neues Bootshaus für den Club zu ­finanzieren.

Von nichts kommt nichts, heisst es nach einem dem römischen Philosophen Lukrez (99–55 v. Chr.) zugeschriebenen Sprichwort. Das gilt für den Bau des geplanten neuen Gebäudes wie für das Rudern.

Zuger Brüder dominierten die Szene lange

Als die Brüder Josef (1920–2012) und Hans Kalt (1924–2011) anno 1948 an den Olympischen Spielen in London an der Ruderregatta die Silbermedaille im «Zweier ohne» hinter den Briten gewannen, ging dies auch für die beiden ­Naturtalente nicht ohne vorheriges intensives Training.

Die Kalt-Brüder, beide Mitglieder des See-Clubs Zug, dominierten den Schweizer Rudersport während Jahrzehnten fast nach Belieben. Das Siegerboot der Kalts hängt heute im Clublokal des SCZ und erinnert an die gloriosen Zeiten.

Alle packen an: Das Vereinsleben wird beim Seeclub Zug gross geschrieben.

Alle packen an: Das Vereinsleben wird beim Seeclub Zug gross geschrieben.

(Bild: zVg)

Wobei: Unter dem Boot – damals noch aus Holz – steht noch eine andere Trophäe, neueren Datums, aber ebenso bedeutungsvoll: Es ist der Wanderpokal, der besagt, dass der SCZ im vergangenen Jahr als bester Ruderclub der Schweiz ausgezeichnet worden ist. Es war das erste Mal, dass die Zuger auch die traditionell starken Mannschaften des See-Clubs ­Luzern und der grossen Stadtzürcher ­Ruderclubs in die Schranken weisen konnten.

Viele internationale Titel

Die Liste der sportlichen Spitzenleistungen des SCZ ist eindrücklich: ­Neben zwei olympischen Medaillen und vielen nationalen Topklassierungen haben Vereinsmitglieder diverse Titel an Welt- und Europameisterschaften errungen.

«Die Monotonie der rhythmischen Ruderbewegungen in einer Gruppe hat etwas Meditatives.»

Christian Steiger, Präsident See-Club Zug

So holte zum Beispiel Patricia Merz (Jahrgang 1993), die auch im Schweizer Elite-Kader vertreten ist, im vergangenen Jahr den dritten Rang an der EM im tschechischen Racice. Und die 20-Jährigen Andri Struzina und Matthias Fernandez wurden mit dem Doppelvierer U23-Weltmeister.

Ruhiger und stressloser Sport

Sein Verein sei ambitioniert und ehrgeizig, räumt Christian Steiger ein. Dies gelte natürlich in erster Linie für die 60 bis 70 Regattierenden, die mehrheitlich sechs bis sieben Mal wöchentlich trainieren. Aber auch die anderen rund 300 Aktiven gehen mehrmals wöchentlich aufs Wasser.

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Damit auch ­Tage mit Minusgraden oder solche mit Sturm und falschen Winden genutzt werden können, gibt es im Clubhaus an den Gestaden des Zugersees zwei Fitnessräume. Im einen stehen acht Ruderergometer, im anderen befinden sich die Kraftgeräte. Von nichts kommt nichts …

Die gut 70 Boote im Bootshaus des SCZ sind bis auf wenige Ausnahmen im Eigentum des Vereins. Es stehen Boote zur Verfügung, die alle Anforderungen des Leistungs- und Breitensports erfüllen: vom Einer bis zum Achter. Die längsten Boote – heute vorwiegend aus Carbon und Kevlar gefertigt, in Sandwichbau­weise mit Wabenstruktur wie Kampfflugzeugflügel – sind bis zu 16 Meter lang.

Bis zu 3’000 Kilometer im Jahr

Zwar ist das Rudern nach Angaben von Christian Steiger tatsächlich ein Sport für sportlich ambitionierte Menschen. Aber nicht nur. Denn gerade im Bereich Breitensport habe es auch Vereinsmitglieder, denen das Naturerlebnis auf dem Wasser wichtiger ist als hartes Training.

Dennoch gibt es auch unter den Breitensportlern Leute, die nahezu jeden Tag morgens um 6 Uhr aufs Wasser gehen. «Die schaffen es auf rund 3’000 Kilometer pro Jahr», sagt Steiger anerkennend.

Sind im Moment leicht in der Überzahl. Die sehr erfolgreichen Frauen des Seeclubs Zug.

Sind im Moment leicht in der Überzahl: Die sehr erfolgreichen Frauen des Seeclubs Zug.

(Bild: zVg)

Was macht denn die Faszination des Ruderns aus? Dazu sagt der Präsident des SCZ: «Es ist ein ruhiger, stressloser Sport. Die Monotonie der rhythmischen Ruderbewegungen in einer Gruppe hat etwas Meditatives. Es wird kaum geredet auf dem See – man geniesst die Ruhe und ist völlig in der Natur. Und nach dem ­Zurückkommen ans Land erlebt man wohlige Müdigkeit und Zufriedenheit.»

«Der Rudersport ist für alle Alterskategorien geeignet», ist Christian Steiger überzeugt. Erst wenn man nicht mehr ­alleine ein Boot besteigen oder daraus aussteigen könne, sei es wohl vorbei mit diesem Hobby.

Begehrte Anfängerkurse

Als Mitglied im See-Club Zug müsse man Freude haben an der Vereinsarbeit. Tatkräftiges Anpacken gehört dazu, zum Beispiel bei der Ausrichtung der renommierten Ruderregatta auf dem Lauerzersee.

Da seien jeweils an einem Wochenende bis zu 1000 Boote auf dem Wasser. Ebenfalls viel Arbeit bedeutet der nationale Anlass Swiss Rowing Indoors in Zug. Hier werden die Schweizer Meisterschaften im ­Indoor-Rudern auf den Ergometern ausgetragen.

«Die Zeiten, in denen das Rudern ein Männersport war, sind längst passé.»

Christian Steiger

Wer Mitglied im SCZ werden möchte, muss bereits rudern können und zudem Glück haben, unter den jährlich bis zu 50 Interessenten ausgewählt zu werden. Für den einzigen Anfängerkurs für Erwachsene gilt: Wer nach Publika­tion des Termins per Mail am schnellsten ist, hat einen der begehrten Plätze. Zudem muss er oder sie bereit sein, auch im Probejahr tatkräftig mitzuhelfen. Erst dann steht einer Aufnahme nichts mehr entgegen.

Weniger entscheidend ist das Portemonnaie: Der Jahresbeitrag beträgt 490 Franken für alle Mitglieder. Dafür kann man so oft zu Wasser, wie man möchte. Und die Rennruderer profitieren davon, indem sie von angestellten Trainern betreut werden und Trainingslager besuchen dürfen.

Für beide Geschlechter

«Die Zeiten, in denen das Rudern ein Männersport war, sind längst passé. Schon im 19. Jahrhundert hat der 1882 gegründete See-Club Zug Frauen als Vollmitglieder aufgenommen», sagt Christian Steiger. ­

Gerade in den vergangenen Jahren habe der Verein einen starken Zulauf von jüngeren Frauen erlebt, die mittlerweile im Regattensport Erfolge einfahren. Nebst ­Patricia Merz ist es vor allem die 18-jährige Jana Nussbaumer, die schon heute von Erfolg zu Erfolg rudert. Im Breitensport gibt es bereits eine leichte Frauendominanz.

*Dieser Artikel erschien im echt-Magazin.

Lange Tradition, grosse Erfolge

Gesamtschweizerisch sind 11’830 Mitglieder in 76 Ruderclubs im Verband Swiss Rowing organisiert. Davon sind deren elf in der Zentralschweiz. Fünf Clubs sind im Kanton Luzern domiziliert: der See-Club Luzern (gegründet 1881), der Ruderclub Reuss Luzern (1904), der Ruderclub Rootsee (1996), der Seeclub Sempach (1919) sowie der Seeclub Sursee (1917). Am Zugersee sind es der Ruderclub Cham (gegründet 1918) und der See-Club Zug (1882). Weitere Ruderclubs gibt es in Küssnacht a. R. (1984), in Flüelen (1967), Sarnen (1996) und in Stansstad (1922).

Die beiden ältesten Ruderclubs, der See-Club Luzern und der See-Club Zug, sind auch die mitgliederstärksten und sportlich erfolgreichsten Vereine. Die meisten olympischen Medaillen wurden von Sportlern aus dem Kader der Luzerner ergattert; zuletzt holte Mario Gyr in Rio eine Goldmedaille. In der Gesamtwertung der besten Clubs der Schweiz standen die Luzerner häufig ganz vorne. Doch 2017 mussten sie sich von den Zugern schlagen lassen.

Der See-Club Zug stellt im schweizerischen Kader drei Mitglieder bei der Elite: Matthias Fernandez (Jahrgang 1997), ­Patricia Merz (1993) und Andri Struzina (1997). In den U19 vertreten sind mit Jahrgang 2000 die vielversprechende Unter­ägerin Jana Nussbaumer sowie der Zuger David Kuylen.

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