Was läuft derzeit hinter den Kulissen?

Nur eine Geldspritze der Hausbank macht für den FCL Sinn

Wird FCL-Mehrheitsaktionär Bernhard Alpstaeg abermals finanziell Gutes tun für den FCL? (Bild: Daniela Frutiger/freshfocus)

Die Geschäftsleitung des FC Luzern veranstaltet an diesem Donnerstag einen Sitzungsmarathon. Es geht um die zentrale Frage, woher der Klub Geld zu den besten Konditionen bekommt, um den durch die Corona-Krise verursachten Liquiditätsengpass zu überbrücken. Es gibt nur eine Lösung.

Am Mittwoch hat der Bundesrat für die Profi-Klubs im Fussball und Eishockey einen Stabilisierungsfonds eingerichtet. Es handelt sich dabei um rückzahlbare Darlehen, die erst noch mit ambitionierten Auflagen verknüpft sind. Zugs CEO Patrick Lengwiler brauchte keine fünf Minuten, um das Angebot der Landesregierung nach deren Infoveranstaltung einzuordnen.

Gegenüber zentralplus hielt er fest: «Wer das Darlehen ziehen muss, verschuldet sich. Letztlich schiebt die Lösung des Bundesrats bloss das Zugrundegehen von in Not geratenen Vereinen auf.»

Der FCL wollte sich ursprünglich am Donnerstagmittag zu seiner Situation äussern, richtete aber in der Früh aus: «Der FC Luzern hat den Entscheid des Bundesrates zur Kenntnis genommen und wird sich nun die nötige Zeit nehmen, die Bedingungen und Vorgaben zu prüfen, um den für den Klub bestmöglichen Entscheid über das weitere Vorgehen zu fällen.»

Das wirft die Frage auf: Was läuft hinter den Kulissen auf der Allmend?

Beim EVZ und FCL läuft’s aufs Gleiche hinaus

Um es plakativ darzustellen: Der EV Zug ist ein KMU mit einem Eigenkapital von über 5 Millionen Franken und hat mit Hans-Peter Strebel einen vermögenden Präsidenten an der Spitze. Er hat im Interview mit zentralplus bereits in Aussicht gestellt, seinem EVZ bei einem Liquiditätsengpass mit einem rückzahlbaren Darlehen auszuhelfen.

«Wir sind noch nicht so weit, um sagen zu können, welchen Weg wir beschreiten werden.»

Bruno Affentranger, Statthalter von Bernhard Alpstaeg

Der FC Luzern ist ein KMU mit einem Eigenkapital von rund einer Million Franken und hat mit Bernhard Alpstaeg, Samih Sawiris und weiteren Aktionären vermögende Geschäftsleute an der Spitze. Die in sich zerstrittene Männerrunde hat letzten November in Aussicht gestellt, ihren FCL bis und mit September 2021 finanziell über Wasser zu halten (zentralplus berichtete).

Und darauf hinaus läuft der aktuelle Sitzungsmarathon im FC Luzern: Die Geschäftsleitung versucht, das eigene Aktionariat dazu zu bringen, die pekuniäre Überbrückungshilfe selber zu leisten. Eine Entwicklung, die zentralplus schon zu Beginn der Corona-Krise thematisiert hat. Die Männerrunde kann entweder mit einer Aktienkapitalerhöhung oder einem Darlehen mit Rangrücktritt Gutes tun (zentralplus berichtete).

Es gibt nur einen Weg – allen Szenarien zum Trotz

Bruno Affentranger, der Statthalter und Stellvertreter von Mehrheitsaktionär Alpstaeg in der Männerrunde, bestätigt: «Wir diskutieren in einer Art Taskforce seit Beginn der Corona-Krise mit der Klubleitung, was zu tun ist.» Und ergänzt: «Aber wir sind noch nicht so weit, um sagen zu können, welchen Weg wir beschreiten werden.»

Wortreich erzählt Affentranger dann von den verschiedenen möglichen Szenarien, die in nächster Zeit eintreten könnten, von der Möglichkeit, dass die Kurzarbeit im Kanton Luzern vielleicht doch nicht wegfällt mit Beginn des Mannschaftstrainings (zentralplus berichtete), dass der vom Bundesrat initiierte Stabilisierungsfonds für die Profivereine im Fussball und Eishockey noch vom National- und Ständerat genehmigt werden muss und so weiter.

Darum hält er fest: «Wir lassen uns gemeinsam Zeit für die richtige Entscheidung im Sinne des FC Luzern.»

FCL-Aktionariat muss so oder so zahlen

Doch die smarten Aktionäre, die ihre Vermögensbildung als erfolgreiche Unternehmer abgeschlossen haben, wissen ganz genau, dass sie nicht darum herumkommen werden, nochmals tief in die eigene Tasche zu greifen. Die Daumenschrauben sind durch das Versprechen, die Finanzierung des FCL bis September 2021 sicherzustellen, angelegt.

Eine Eigenfinanzierung ist die sinnvollere Lösung, als dass der FCL ein Kreditnehmer beim Staat wird. Denn viele Schweizer Fussballklubs auf Profiniveau leben von der Hand in den Mund. Dazu gehören auch die Luzerner. Transfererträge wie in den letzten beiden FCL-Saisons sind die Ausnahme, die das für gewöhnlich defizitäre Fussballgeschäft bestätigen.

Wie will der FCL unter diesen Voraussetzungen ein staatliches Darlehen, das mit ambitionierten Auflagen (zum Beispiel eine 20-prozentige Salärreduktion für die Spieler und den Aufbau eines Solidaritäsfonds für künftige Risiken) verknüpft ist, ohne die Unterstützung potenter Geldgeber innerhalb von fünf Jahren zurückzahlen?

Ergo muss die höchste Führungsebene der Luzerner so oder so die Zeche für die Corona-Krise zahlen. Sie hat bloss die Wahl, sich für das kleinere Übel und mehr unternehmerische Bewegungsfreiheit zu entscheiden. Und die muss sie zum Wohl des FC Luzern nutzen.

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