Neuer Geldgeber steigt ein: Im FCL-Aktionariat kommt es zu Mutationen
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Ein Vierergremium arbeitet seit rund einem halben Jahr daran, das ehemals heillos zerstrittene FCL-Aktionariat in eine positive Zukunft zum Wohle des Vereins zu überführen. Jetzt zeichnet sich ab: In Zeiten der Corona-Krise öffnet ein neuer Investor sein Portemonnaie.
Es gibt im Schweizer Profi-Sport einen todsicheren Weg, wie man als Investor ein kleines Vermögen macht: Indem man mit einem grossen anfängt.
Als ob es noch eines weiteren Beweises bedurft hätte, erlangt das Bonmot in Zeiten der Corona-Krise abermalige Bestätigung. Beim FC Luzern hat die Operative in den letzten 24 Stunden intensiv darüber debattiert, was der schlauste Weg ist, um den Liquiditätsengpass durch die seit rund zwei Monaten fehlenden Einnahmen zu überbrücken.
Ein an Auflagen geknüpftes Darlehen vom Staat? Oder eine Geldspritze vom FCL-Aktionariat? Die sinnvolle Lösung liegt auf der Hand: Die Geldgeber müssen die Hausbank spielen, um die unternehmerische Bewegungsfreiheit zum Wohle des FC Luzern weiterhin garantieren zu können (zentralplus berichtete).
FCL auf Bärenjagd
Selbstverständlich steht es FCL-Mehrheitsaktionär Bernhard Alpstaeg, den ihm feindlich gesinnten Samih Sawiris, Marco Sieber und Hans Schmid und dem um Neutralität bemühten Josef Bieri frei, sich auch in Zeiten der Corona-Krise als Wohltäter für den FCL zu engagieren. Oder aber auszusteigen.
Jetzt versichert ein Gewährsmann im Umfeld des FCL-Aktionariats zentralplus exklusiv, dass es auf der Luzerner Kommandoebene zu personellen Mutationen kommen wird, noch bevor die Blätter im nächsten Herbst von den Bäumen fallen werden.
Sinngemäss sagt die zuverlässig informierte Quelle, dass man das Fell des Bären erst verteilen könne, wenn das Tier erlegt sei. Aber die Bärenjagd sei schon weit fortgeschritten.
Kommt es zu einer Übernahme?
Um die geheimen, aber laufenden Verhandlungen nicht zu gefährden, ist es offenbar noch zu früh, den Namen jenes neuen FCL-Geldgebers zu nennen, der ins Visier des bestehenden Aktionariats geraten ist.
Spannend vor allem auch: Kommt es zu einer Übernahme im FC Luzern?
In der Holding des FCL hat Mehrheitsaktionär Bernhard Alpstaeg (52 Prozent) das Sagen. Der 74-Jährige hält seit letztem Sommer zudem auch die Mehrheit (60 Prozent) an der Stadion Luzern AG, in der der Super-Ligist zur Miete logiert.
Um die Position, das Wesen und Wirken von Alpstaeg abzulösen, braucht es einen Investor, der finanziell gutbetucht ist und dem das Wohlergehen des FCL im Idealfall am Herzen liegt.
Zur Veranschaulichung eines solchen Deals: Der Erwerb von zehn Prozent des Aktienkapitals kostete Sieber und Co. seinerzeit jeweils drei Millionen Franken. Und zehn Prozent Aktienanteile sind das Minimum, um sich ein Stimmrecht in der Holding zu ergattern und mitzubestimmen.
Studhalters Bruder hat Nähe zum Fussball-Business
Darüber hinaus müsste der neue mächtige Mann im FCL auch das nötige Kleingeld aufwerfen können, um die für die Sicherung der Liquidität des FC Luzern notwendige Aktienkapitalerhöhung durchziehen zu können. Diese scheint immer wahrscheinlicher zu werden.
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Ein solch potenter Mister X wäre aller Voraussicht nach eher ausländischer Provenienz. Alexander Studhalter, der ältere Bruder von FCL-Präsident und -Geschäftsführer Philipp, unterhält Geschäftsbeziehungen zu schwerreichen Russen. Laut «bz Basel» sprang Alexander Studhalter dem FC-Basel-Besitzer Bernhard Burgener mit 56 Millionen Franken zur Seite, als dessen börsenkotiertes Unternehmen HLEE dringend einer Finanzspritze bedurfte.
Nicht auszuschliessen, dass die Position von Philipp Studhalter im FCL durch eine innerfamiliäre Beziehung über Jahre hinaus gesichert werden wird. Oder springen wie bei Thun und den Grasshoppers am Ende vermögende Chinesen ein? Sie werden auch bei uns zusehends ein relevanter wirtschaftlicher Faktor.
Sawiris muss nichts mehr beweisen
Genauso gut möglich ist aber auch, dass der neue Geldgeber mit dem aktuellen Mehrheitsaktionär Bernhard Alpstaeg in Zukunft ein Zweiergespann an der Spitze des FCL bilden wird. Und deshalb die gut 34 Prozent Aktienanteile, die Josef Bieri, Samih Sawiris, der 80-jährige Hans Schmid und Marco Sieber halten, übernehmen wird.
Dafür spricht der Fakt, dass der Ägypter Sawiris nichts mehr unternehmen und investieren muss, um ein etabliertes Mitglied der Zentralschweizer Gesellschaft zu sein. Darüber hinaus sagte er dem «Blick» gegen Ende des letzten Jahres, dass die Situation im FCL-Aktionariat wie in einer Ehe sei. «Wenn es nicht mehr geht, dann muss man sich trennen.»
Die Entwicklung im FCL-Aktionariat muss man auch vor dem Hintergrund beobachten, dass die Corona-Krise nicht nur Fussball-Vereine und Firmen in einen finanziellen Überlebenskampf gedrängt hat. Sie hat vielmehr auch das Privatvermögen von bislang grosszügigen Geldgebern in Mitleidenschaft gezogen. Wer kann sich ein solches Engagement künftig noch leisten?
Selbst wenn in der Super League die Meisterschaft und der Cup nicht mehr aufgenommen werden sollten: Der FC Luzern blickt spannenden Wochen und Monaten entgegen.
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