Bei Aufstockung der höchsten Liga

Mehr Ausländer? EVZ-CEO lehnt es nicht kategorisch ab

Werden die Zuger (vorne der Tscheche Jan Kovar) und die Liga-Konkurrenten ab der Saison 2021/22 mehr als vier Ausländer einsetzen können? (Bild: Andy Müller/freshfocus)

Er war einer der schärfsten Wortführer gegen eine Erhöhung der Anzahl Ausländer im Hinblick auf die Saison 2019/20. Mittlerweile löst das Thema bei Zugs CEO Patrick Lengwiler jedoch keinen automatischen Abwehrreflex mehr aus.

Am Montag passiert die zweite Lockerung des Lockdown in der Schweiz. Auf die Sportwelt bezogen heisst das: Die EVZ-Profis dürfen unter Einhaltung eines Schutzkonzeptes ihr erstes Training im neuerbauten Leistungszentrum OYM in Cham absolvieren. Und CEO Patrick Lengwiler wird nach Bern fahren, um an der Ligaversammlung in der Berner Postfinance-Arena teilzunehmen.

Wichtigstes Traktandum für die je 12 Vertreter aus der National und der Swiss League: das Aussetzen des sportlichen Abstiegs in den beiden höchsten Spielklassen 2020/21.

Chancen für dieses Vorhaben stehen gut

Die Massnahme zielt darauf ab, dass die letzten vier Klubs im verzweifelten Kampf gegen den Abstieg nicht panikartig Geld investieren in Trainerwechsel und Engagements von zusätzlichen Spielern (zentralplus berichtete). Denn die meisten Liga-Konkurrenten wurden durch die Corona-Krise ohnehin schon in einen finanziellen Überlebenskampf gedrängt.

Das «Zückerchen» für die Vertreter aus der Swiss League: Der Sieger der Playoffs 2020/21 darf aufsteigen, sofern er die finanziellen und infrastrukturellen Anforderungen der Liga erfüllt. Dann würde die übernächste Saison in der National League mit 13 Klubs über die Bühne gehen.

Um dieses Vorhaben in die Tat umzusetzen, braucht es eine Zweidrittelmehrheit (16 von 24 Stimmen). Die Zuger Vertreter, die mit dem Fanion- und dem Farmteam zwei Stimmen auf sich vereinen, sind dafür. Die Chancen, dass das Anliegen Realität wird, stehen gut.

Neue Debatte ums passende Ausländerkontingent

Vor diesem Hintergrund wird an der Ligaversammlung vom 17. Juni über eine Erhöhung der Anzahl spielberechtigter Ausländer in der National League für die Saison 2021/22 debattiert. Ob die Anzahl von aktuell vier auf fünf oder sechs Söldner aufgestockt werden soll, wird derzeit noch ausgearbeitet.

Spannend in dieser Debatte ist die Position der Zuger. Als Berns Manager Marc Lüthi im Oktober 2018 im Hinblick auf die folgende Saison sechs statt vier spielberechtigte Ausländer durchboxen wollte und damit deutlich an der Zweidrittelmehrheit scheiterte, war Patrick Lengwiler einer seiner schärfsten Widersacher.

«Eine Vergrösserung der Liga um mindestens zwei Teams geht nur über eine Aufstockung der spielberechtigten Ausländer.»

Zugs CEO Patrick Lengwiler

Lüthi wollte mit seinem Antrag etwas gegen die zu hohen Lohnkosten für durchschnittliche Schweizer Spieler unternehmen. Aber er stand vielmehr im Verdacht, den zu diesem Zeitpunkt feststehenden Abgang von Goalie Leonardo Genoni zum EVZ über eine zusätzliche Ausländerlizenz auffangen zu wollen (zentralplus berichtete). Unmissverständlich hielt Patrick Lengwiler dagegen: «Eine Erhöhung der Ausländerzahl von 4 auf 6 ist Schwachsinn.»

Doch mittlerweile hat die Corona-Krise die Klubs hart getroffen. Dieser Schock lässt sie nun darüber nachdenken, ob die National League, wie wir sie seit Jahren kennen, auch für die Zukunft noch das attraktivste und wirtschaftlich vernünftigste Produkt ist.

Ist die Zukunft eine nahezu geschlossene Liga?

Darum beharrt Lengwiler nicht mehr auf seiner einstigen Position und zeigt sich gegenüber einer Debatte um eine Erhöhung der Anzahl Ausländer aufgeschlossen: «Es kommt darauf an, wie die National League in den nächsten Jahren aussehen soll», hält er fest.

Es sei ja denkbar, dass künftig nicht nur 13, sondern 14 Klubs in der höchsten Liga vertreten sind. Er spricht damit die Idee einer künftig nahezu geschlossenen Liga an, in der es nach sportlichen Kriterien keinen Absteiger mehr aus der National League geben soll.

«Ist das die Stossrichtung, stellt sich schnell die Frage nach genügend fähigen Spielern. Eine Vergrösserung der Liga um mindestens zwei Teams geht nur über eine Aufstockung der spielberechtigten Ausländer», so Lengwiler. Aber nur eine deutliche Erhöhung des Ausländerkontingents oder gar eine komplette Aufhebung würde seiner Ansicht nach massiven Druck aufs Lohngefüge der Schweizer Spieler auslösen.

Diesmal reicht einfaches Mehr

Für eine Erhöhung der Anzahl spielberechtigter Ausländer braucht es am 17. Juni nur eine einfache Mehrheit – weil die Einführung dieses Antrags erst auf die übernächste Saison vollzogen werden würde.

Aber das ist Zukunftsmusik. Es wird sich am Montag weisen, ob die Ligavertreter dazu bereit sind, einen ersten Schritt in eine neue Zukunft zu machen.

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