Millionen-Investitionen im «Sportkanton»

Mehr als ein Trend: Luzern plant für den Sport der Zukunft

Sport ausserhalb von Vereinen zu treiben, wird immer populärer. (Bild: Adobe Stock)

Die Vereine bangen um ihre Existenz – die Sportler zieht es in die Parks und Wälder. Wie damit umgehen? Der Kanton Luzern schlägt einen bunten Strauss an Massnahmen vor.

Bei Sport geht es nicht nur um Gesundheit. Sport prägt die Persönlichkeit und fördert Integration. Sport sorgt für Kontakte und schafft Zusammenhalt. Durch Sport sinken die Kosten im Gesundheitssystem. Und all die Verbände, Vereine und Sportanbieter tragen zur Wirtschaftskraft bei. Kein Wunder, dass sich Luzern gerne als «Sportkanton» bezeichnet.

Doch zur Realität gehört auch, dass sich die Vereine um ihre Zukunft sorgen. Gemäss einer Studie aus dem Jahr 2017 sehen sich 41 Prozent der Schweizer Vereine in ihrer Existenz bedroht. Denn ehrenamtliche Mitarbeiter und Nachwuchssportler zu gewinnen, wird immer schwerer.

Auch wenn aktuelle Daten aus den Vereinen fehlen, glaubt die Luzerner Regierung, dass sich diese «Sorgen und Ängste mit der Covid-19-Pandemie akzentuiert haben». Im frisch verabschiedeten Planungsbericht Sportförderung 2024–2028 legt der Regierungsrat vor, was er dagegen unternehmen will. Er wird voraussichtlich noch dieses Jahr im Kantonsrat beraten.

Geld allein löst das Problem der Vereine nicht

Der Aderlass der Sportvereine ist schweizweit kein Einzelfall. Bis Mitte der 1990er Jahre stiegen die Zahlen der Sportvereine und deren Aktivmitglieder steil an. Seither sind sie rückläufig. «Das auf Ehrenamtlichkeit und Freiwilligkeit basierende System stösst an seine Grenzen», erklärt das Luzerner Gesundheits- und Sozialdepartement gegenüber zentralplus.

«Die Problematik lässt sich nicht einfach durch mehr Geld entschärfen.»

Luzerner Gesundheits- und Sozialdepartement

Es sei daher notwendig, neue Modelle und Ansätze zu entwickeln wie zum Beispiel Job-Sharing. Dabei teilen sich zwei oder mehr Personen eine leitende Vollzeitstelle. Auch definierte Amtszeiten und mehr Wertschätzung seien Teil der Lösung. Das Departement ist überzeugt: «Die Problematik lässt sich nicht einfach durch mehr Geld entschärfen.»

Trotzdem forderten viele Sportakteure mehr Fördergeld – das zumindest zeigt die Vernehmlassung zum Planungsbericht Sportförderung, die zwischen September und Dezember 2022 stattfand. Der Regierungsrat ist auf ihre Anliegen eingegangen. Er hat die geplanten Mittel erhöht und verzichtet auf die gestaffelte Ausschüttung, wie ursprünglich geplant.

Experten und Qualitätssicherung: So geht Luzern vor

Der überarbeitete Planungsbericht hält fest: Die Mittel zur Sportförderung werden ab 2024 von 13 Millionen Franken auf 15,85 Millionen Franken erhöht. Dabei fliessen jährlich etwa 500’000 Franken in den Kinder- und Jugendsport, 800’000 in den Breitensport und 900’000 in die Sportentwicklung. So zumindest lautet das Ziel für das Jahr 2028. Die Gelder stammen aus dem ordentlichen Haushalt und den Lotteriegeldern.

Damit die Gelder sinnvoll eingesetzt werden, setzt Luzern auf Expertinnen. Sowohl im Kinder- und Jugendbereich als auch bei den jungen Leistungssportlern will der Kanton eine verantwortliche Person einsetzen, die berät und koordiniert. Eine externe Expertin bezahlen will der Kanton auch, wenn ein Verein eine neue Sportanlage bauen möchte.

Zudem plant er, auch Organisationen, die nicht zu Verbänden gehören, besser zu unterstützen, wie etwa Tanzvereine. Vereine, die das Qualitätslabel der IG Sport Luzern besitzen, sollen künftig ausserdem finanziell belohnt werden – und nicht, wie bisher, bestraft, wenn sie das Label nicht haben.

Sport ausserhalb der Vereine ist mehr als ein Trend

Auch den Bau von öffentlichen Sportanlagen will der Kanton mitfinanzieren, sobald der Planungsbericht verabschiedet ist. «Es ist mehr als ein Trend, dass neben dem organisierten Sport in den Sportvereinen dem ungebundenen Sport, also dem individuellen Sporttreiben ohne Vereinsanbindung, zusehends grössere Bedeutung zukommt», erklärt das Gesundheits- und Sozialdepartement.

Mountainbiking ist seit der Coronakrise verstärkt im Trend. (Bild: Unsplash/Fransruiter)

30’000 Mountainbikerinnen im Kanton Luzern brauchen Trails, Biker und Inlineskater sehnen sich nach Pumptracks und Fitnessbegeisterte freuen sich über Outdoor-Workoutanlagen. Auch Padeltennis und Parkour würden an Beliebtheit zunehmen, schreibt das Departement. Für Kletterinnen seien zudem Überlegungen im Gang, im Raum Luzern eine Kletterinfrastruktur für Bouldern, Lead- und Speedklettern zu errichten.

Integrationsarbeit im Sport ist erfolgreich

Eine weitere Säule des neuen Planungsberichts ist Sport als Integrationsmotor. Die Regierung will an der Anfang 2022 eingeführten 60-Prozent-Stelle für Sport und Integration bis mindestens 2028 festhalten. In der Vernehmlassung stiess die Massnahme mehrheitlich auf Unterstützung. Viele Organisationen wünschten sich aber mehr Mittel und Ressourcen in diesem Bereich.

Das Gesundheits- und Sozialdepartement ist überzeugt, dass dieser Wunsch ein gutes Zeichen ist. «Die Arbeit des Beauftragten für Integration und Sport im Kanton Luzern hat nämlich dazu geführt, dass Sportvereine, Quartiervereine und weitere Organisationen Integration und Sport als eine wirkliche Chance für die Integration von Menschen mit Migrationshintergrund erkennen.»

Die Vereine würden daher mehr Anstrengungen unternehmen, Integrationsprojekte umzusetzen. Ihr Wunsch nach mehr Fördermitteln sei vor diesem Hintergrund als Erfolg zu deuten.

Verwendete Quellen
  • Schriftlicher Austausch mit dem Gesundheits- und Sozialdepartement
  • Studie Sportvereine der Schweiz 2017
  • Planungsbericht Sportförderung 2024–2028
  • Medienmitteilung Planungsbericht Sportförderung 2024–2028
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