Luzerner Spitzenruderer im Interview

Mario zeigt Muckis

Mario Gyr im neuen Rudersportzentrum Rotsee: «Hier bin ich zuhause.» (Bild: bra)

Der erfolgreiche Ruderer Mario Gyr ist am Rotsee aufgewachsen. An der Eröffnungsfeier der neuen Rotsee-Arena spricht der «Stadtluzerner Seebueb» über das erklärte Ziel Olympiagold, über seinen Beziehungsstatus, Schmerzen und hässliche Hände.

Weltmeister wird man nicht einfach mal so nebenbei. Mario Gyr gilt als Sexsymbol, trainiert viel und ist drauf und dran, Richtung Olympiagold zu rudern. Nebenbei hat der 31-jährige Luzerner sein Anwaltspraktikum absolviert, und nach Rio will er das Anwaltspatent machen. Am Rande der Eröffnung des neuen Ruderzentrums (wir berichteten) strapazierten wir ihn noch zusätzlich – mit einem Interview.

zentralplus: Zuerst die unsportliche Frage. Bist du noch Single?

Mario Gyr: Nein, ich bin vergeben.

zentralplus: Wirst du uns trotzdem deine Bauchmuckis zeigen?

Gyr: Nein.

zentralplus: Und deinen Bizeps?

(Bild: bra)

 

zentralplus: Danke. Wir sind beim Thema. Trainierst du viel am Rotsee?

Gyr: Früher habe ich sehr viel hier trainiert. Der Rotsee war von Mai bis Oktober sozusagen «mein tägliches Gewässer». Mittlerweile trainiere ich meistens in Sarnen, im Zentrum des Schweizer Rudersports. Zudem bin ich mehr als die Hälfte des Jahres im Ausland und an Wettkämpfen unterwegs.

«Ich wollte eigentlich Fussballprofi werden.»

zentralplus: Was bedeutet dieser See für dich?

Gyr: Er bedeutet für mich ein Stück Heimat. Ich bin in der Nähe aufgewachsen und habe fast jede freie Minute hier verbracht. Als Ort hat er fürs Rudern etwa die gleiche Bedeutung wie für das Tennis Wimbledon. Der Rotsee ist ein natürliches Gewässer, die Strömung ist minimal und die Hügel schützen vor Seitenwind. Dadurch sind die Wettkampfbedingungen für alle gleich. Er wird von uns Ruderern gerne «Göttersee» genannt.

Mario Gyrs Erfolge

- Weltmeister 2015 im Vierer
- Gesamtweltcupsieger 2015 im Vierer
- Europameister 2015 im Vierer
- Vizeweltmeister 2013 in Korea im Zweier
- Fünfter an den Olympischen Spielen in London 2012 (Olympiadiplom) im Vierer
- Bronze 2013 an EM in Sevilla im Zweier
- Bronze 2010 an EM in Portugal im Vierer
- Studentenweltmeister 2008 im Vierer
- 14facher Schweizermeister im Skiff, Zweier, Vierer und Achter

zentralplus: Wolltest du schon immer Rudersportler werden?

Gyr: Nein. Ich wollte als kleiner Bub eigentlich Fussballprofi werden – oder besser noch: Irgendwas mit Weltmeister oder Olympiasieger. Aus Fussball wurde dann nichts. Mit dem Rudersport habe ich relativ spät angefangen, erst mit 17 Jahren. Beim Rudern kam mein Talent dann sehr gut zum Vorschein, weil ich in kurzer Zeit immer besser und schneller wurde.

«Rudern ist wie eine heisse Herdplatte: Wer bis zuletzt noch die Hand draufhalten kann, gewinnt.»

zentralplus: Warum bist du so gut?

Gyr: Ich habe viel Ehrgeiz und einen starken Willen. Ich trainiere hart und viel. Das ist das Wichtigste. Darüber hinaus muss ein Ruderer auch fähig sein, durchzubeissen und 6 bis 6,5 Minuten Schmerz auszuhalten. Ich gebe nie auf – und meine Teamkollegen übrigens auch nicht. Wir harmonieren als Team und sind exakt synchron. Das muss sein. Denn wenn vier Granaten im Boot sitzen und diese zünden nicht rechtzeitig, bringt alle Kraft nichts.

zentralplus: Wie äussert sich der Schmerz? 

Gyr: Rudern ist eine physisch brutale Sportart, bei der die Muskeln während des Rennens dauerhaft übersäuern; die Laktatwerte sind im roten Bereich. Wir vergleichen das mit einer heissen Herdplatte: Wer bis zuletzt noch die Hand draufhalten kann, gewinnt. So läuft das Spiel.

zentralplus: Apropos Hände, wie sehen die eigentlich aus?

(Bild: bra)

Gyr: Unglaublich hässlich. Voller Hornhaut. Schau mal …

zentralplus: Wie viel trainierst du pro Woche?

Gyr: 25 bis 30 Stunden. Wir fangen morgens um 6 Uhr an und trainieren dreimal täglich. Die Pflege des Bootes nimmt auch viel Zeit in Anspruch.

zentralplus: Worauf verzichtest du wegen des Sports? Oder was vermisst du?

Gyr: Je älter ich werde, desto besser kann ich alles unter einen Hut bringen. Heute bin ich ganz zufrieden. Ich mache es sehr gerne. Aber klar, mit 23 Jahren hatte ich mehr Mühe. Ich erinnere mich, wie es mich manchmal angesch… hat, mich abends von meinen Kolleginnen und Kollegen zu verabschieden, um dann an nächsten Morgen gut erholt um 6 Uhr wieder ins Boot zu steigen.

«Verletzungen gehören zum Spitzensport.»

zentralplus: Du hast dir eine Rippenverletzung zugezogen und musstest eine Woche auf das Training verzichten. Wie schlimm ist es? Bist du für das Weltcup-Wochenende auf dem Rotsee (27. bis 29. Mai) wieder fit?

Gyr: Verletzungen gehören zum Spitzensport. Ich trainiere jetzt auf dem Velo, um die Rippen zu schonen. Das wird schon bald wieder gehen. In der Olympiasaison muss ich zudem ein wenig vorsichtiger sein. Ich hoffe, dass ich am Weltcup am Rotsee starten werde, und bin zuversichtlich, dass die Verletzung rechtzeitig verheilt.

«Ich habe mein Leben nach Olympia ausgerichtet. Ich will die Goldmedaille»

zentralplus: Hier am Rotsee wird die Europameisterschaft 2019 stattfinden. Dein Ziel?

Gyr: Ich habe mich noch nicht damit auseinandergesetzt. Wir nehmen eins nach dem anderen und immer das nächste Rennen als Wichtigstes. Aber klar: Rein vom Alter her wäre es möglich, 2019 ein gutes Resultat zu erzielen. Dazu muss es aber so weiterlaufen wie bisher.

zentralplus: Bald kommt ein Highlight auf dich zu: In drei Monaten findet die Sommerolympiade in Rio statt. Werdet ihr uns stolz machen?

Gyr: Eine Olympiateilnahme bietet einmalige Möglichkeiten. Ich habe mein Leben danach ausgerichtet. Wie gesagt: Hier handelt es sich um meinen Bubentraum. Ich will die Goldmedaille.

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