Bleibt der Regisseur dem FCL erhalten?

Luzern und Louis Schaub: Es ist eine Frage des Geldes

Wegen Künstlern wie ihm gehen Zuschauer, wenn sie denn wieder können, ins Stadion: FCL-Regisseur Louis Schaub. (Bild: Martin Meienberger/freshfocus)

In 15 Spielen ist der Zauber vorbei. Dann endet nach aktuellem Stand die Zusammenarbeit zwischen dem FC Luzern und seinem Spielgestalter Louis Schaub. Der abstiegsgefährdete Super Ligist wird zwar alles daran setzen, um Österreichs Antwort auf Hakan Yakin halten zu können. Aber mit kleinem Geldbeutel ist das ein happiges Unterfangen.

Aus dem Stand heraus, aus gut 20 Metern und mit dem linken Aussenrist ins rechte Lattenkreuz: Als wäre er den Nachweis bislang schuldig geblieben, dass es sich bei ihm um einen aussergewöhnlich begabten Fussballer handelt, zelebrierte Louis Schaub in Vaduz eine Traumkiste. Vielleicht sogar das Tor der Corona-Meisterschaft.

«Daran werde ich noch mit 50 denken», gibt Louis Schaub unumwunden zu. Es war ein göttlicher Moment. Dass der Spielausgang am Mittwoch nicht so war, wie es sich die Luzerner erhofften (zentralplus berichtete), wird dereinst keinen seiner Gesprächspartner mehr kümmern.

Dabei handelt es sich beim Österreicher nicht mal um einen Torschützen vom Dienst (4 Treffer). Seine Paradedisziplin ist, die Mitspieler gefährlich in Szene zu setzen. Das untermauert Louis Schaub mit acht Torvorlagen in bislang 21 Einsätzen. An diesen Wert kommt kein anderer Spieler in der Super League heran.

Der Artist trägt einen anderen Namen

Louis Schaub personifiziert die Wandlung des FC Luzern von einem Fussball arbeitenden zu einem Fussball spielenden Team. In aller Regel setzt er die Glanzpunkte in einem Spiel. Es sind Künstler wie er, die einen Matchbesuch zu einem Erlebnis machen.

Das war schon vor Corona so. Die Luzerner waren vor gut zehn Jahren fasziniert von der spielerischen Brillanz eines Hakan Yakins. Er zog das Luzerner Publikum in seinen Bann (zentralplus berichtete).

Und es wird auch nach Corona wieder so sein. Nur trägt der Artist mittlerweile einen anderen Namen: Louis Schaub statt Hakan Yakin.

«Ich kann mich zu 100 Prozent mit der Philosophie des FC Luzern identifizieren.»

FCL-Spielgestalter Louis Schaub

Mit seinen Qualitäten rennt er bei der neuen FCL-Führung um Präsident Stefan Wolf offene Türen ein. Dieser hat seine Arbeit mit der Vision aufgenommen, dass die fussballbegeisterten Leute in der Innerschweiz dereinst das Stadion auf der Allmend wieder füllen werden (zentralplus berichtete). Keiner passt da besser in dieses Konzept als Louis Schaub.

Die Hindernisse auf dem Weg zu einer Vertragsverlängerung

Aber im Hinblick auf eine weiterführende Zusammenarbeit zwischen dem FC Luzern und Louis Schaub über diese Saison hinaus gibt es das eine und andere Hindernis.

Erstens: Der FC Luzern ist trotz elf Punkten aus den ersten sieben Spielen in diesem Jahr noch nicht raus aus dem Gröbsten. Es gibt nach wie vor keine Sicherheit, dass der FCL auch nächste Saison in der Super League spielen wird. Erst wenn ein Abstieg nach menschlichem Ermessen ausgeschlossen werden kann, werden sich die Luzerner und Louis Schaub konkret über eine weitere Zusammenarbeit Gedanken machen können. «Das ist so», bestätigt der Spieler.

Zweitens: Der FC Luzern hat Louis Schaub für die laufende Saison vom 1. FC Köln ausgeliehen und besitzt eine Kaufoption für die nächste Spielzeit. Bis im Sommer 2022 läuft der Vertrag mit dem Bundesligisten, bei dem er auch künftig keine Rolle mehr spielen wird. Doch das aktuelle Salär, an dem sich die Luzerner partiell beteiligen, kann in der Super League wahrscheinlich nur der Branchenprimus YB in vollem Umfang stemmen.

Drittens: Wie also weiter? Die Kaufoption der Luzerner wird kaum zum Ziel führen, Louis Schaub weiter beschäftigen zu können. Weil der Spieler in seinen besten Jahren eine kräftige Lohnreduktion akzeptieren müsste. Andererseits wird der 1. FC Köln wenig Lust darauf verspüren, das Leihgeschäft mit dem FCL um ein weiteres Jahr zu verlängern und den Grossteil des Vertragsinhalts noch immer selber zu begleichen. Zumal Schaub in einem Jahr erst noch seine berufliche Zukunft ablösefrei bestimmen könnte.

Die «weichen Faktoren» sprechen für den FCL

Die Herausforderung, die in dieser Personalie auf FCL-Sportchef Remo Meyer zukommt, ist mit einem kleinen Geldbeutel eine nahezu unlösbare. Schafft er es dennoch, Louis Schaub weiter zu verpflichten, hat Meyer so etwas wie eine Meisterprüfung abgelegt.

Auf verlorenem Posten kämpft er nicht. Weil die «weichen Faktoren» durchaus für den FC Luzern sprechen: Louis Schaub gehört einer aussterbenden Spezies im modernen Fussball an. Grosse Klubs in den fünf europäischen Topligen richten ihr Spielsystem nur dann auf einen Spielgestalter aus, wenn dieser konstant liefert und im athletischen Bereich keine Defizite aufweist.

Bei allem Respekt und Wertschätzung: Louis Schaub in diese Rolle zu hieven, wäre ein grosses Risiko für ein Topteam. In Luzern hingegen sind sie bereit, dem fürsorglichen Familienvater den roten Teppich auszulegen und alle Wünsche zu erfüllen.

Louis Schaub sagt: «Ich kann mich zu 100 Prozent mit der Philosophie des FC Luzern identifizieren. Darüber hinaus schätze ich es, wenn ich soviel Vertrauen vom Trainer zu spüren bekomme.»

Aber was will ein begehrter Angestellter, der seinen aktuellen Chefs schmeicheln und sich für die Zukunft nichts verbauen will, auch anderes sagen?

In der entscheidenden Schlacht um eine berufliche Zukunft von Louis Schaub in Luzern geht es einzig und allein ums Geld. Das kann man drehen und wenden, wie man will.

Deine Ideefür das Community-Voting

Die Redaktion sichtet die Ideen regelmässig und erstellt daraus monatliche Votings. Mehr zu unseren Regeln, wenn du dich an unseren Redaktionstisch setzt.

Deine Meinung ist gefragt
Deine E-Mailadresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert. Bitte beachte unsere Netiquette.
Zeichenanzahl: 0 / 1500.


1 Kommentar
  • Profilfoto von W. Nikolaus Jäger
    W. Nikolaus Jäger, 18.03.2021, 14:07 Uhr

    Louis Schaub macht in jeder Mannschaft den Unterschied aus. Als intelligenter Spieler, mit toller Schusstechnik, dem Blick für Mitspieler, den freien Raum, dazu stark im Drippling und 1 gegen 1, hat er in Köln und beim HSV sehr gute Spiele abgeliefert.
    NeuerTrainer – anderes Spielsystem – schnell ist man außen vor, besonders wenn man höflich
    und zurückhaltend ist und glaubt, eine gute Leistung reiche aus.

    Nun, beide Vereine (außer Gisdol) sehen heute ganz sicher ein, dass man ohne Not, einen Top-Spielgestalter und Passgeber abgegeben hat. Denn Stürmer bekommen ohne verwertbare Pässe oder Flanken, keine Bindung zum Spiel – Tore bleiben Mangelware!

    Logische Folge: Köln wird absteigen, und der HSV bleibt in LIga 2.

    Besonders ärgert mich die Aussage von diesem Möchtegern-Trainer Gisdol, der selbst noch nichts erreicht hat , aber einem österreichischen Nationalspieler unterstellt, dem ewigen Abstiegskandidaten Köln «nicht weiterhelfen zu können».

    Der einzige, der Köln nicht weiterhilft ist Gisdol selbst!
    Jeder andere Trainer wäre längst entlassen worden, aber Manager Heldt stützt ihn, bis er selber gehen muss…

    Liebe Verantwortlichen vom FC Luzern,

    versucht Alles, um Louis zu halten Sponsoren, vielleicht aus Zug etc.

    LG W. Nikolaus Jäger

    👍0Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎0Daumen runter
Apple Store IconGoogle Play Store Icon