Darum stecken die Zuger in Edelweiss-Hemden

Legen die EVZ-Schwinger die Rivalen aus Bern auf den Rücken?

EVZ-Captain Raphael Diaz findet die Verbindung von Eishockey und Schwingen im Spiel vom Samstag gegen Bern «eine coole Sache».

(Bild: EVZ/Fotomontage zentralplus)

Ende August findet das Eidgenössische Schwing- und Älplerfest in Zug statt, und die Bossard-Arena wird mitten auf dem Festgelände stehen. Grund genug für den EV Zug, Schwingen und Eishockey miteinander zu verbinden: Die Spieler werden diesen Samstag im Edelweiss-Look antreten. Wer die Zuger auf diese Idee brachte und wieso die Hemden ohne Knöpfe auskommen müssen.

Ein Edelweiss-Hemd hängt nicht in seinem Kleiderschrank. Trotzdem wird er sich bald eines überstreifen. Mit Namen und Nummer drauf, beides aufgestickt. Dazu noch einen Überzug für die Hose, um eine Zwilchhose zu imitieren. «Eine coole Sache, Schwingen und Eishockey zu verbinden», findet EVZ-Captain Raphael Diaz.

Der Sohn eines Spaniers und einer Schweizerin hat durchaus einen Bezug zu den Sägemehl-Titanen. «Mich interessiert der Sport. Bei einem grossen Schwingfest wird bei uns in der Garderobe jeweils über die möglichen Favoriten geredet», sagt der 33-Jährige. Und die Schwinger haben dem EVZ-Verteidiger im Militärdienst in Magglingen mächtig Eindruck gemacht: «Unglaublich, was die für einen Nacken haben. Und was für eine Power.»

Viel Power brauchen die Zuger auch, wenn sie den Leader in der weit fortgeschrittenen Qualifikation der National League auf den Rücken legen wollen. Rang 1 will der Verfolger EVZ den Bernern noch abjagen. Das Duell (Samstag, 19.45 Uhr) in der Bossard-Arena hat deutlich an Brisanz zugelegt, seit der EV Zug den stolzen Bernern den Meistergoalie Leonardo Genoni für nächste Saison ausgespannt hat (zentralplus berichtete). Sowas hat es noch nie gegeben – und den SC Bern in seinem Selbstverständnis erschüttert.

Der Edelweiss-Look der Zuger auf dem Eis soll aber nicht als Kampfansage der Innerschweizer Schwinger an die Berner am Eidgenössischen verstanden werden. ESAF-Geschäftsführer Thomas Huwyler sagt schmunzelnd: «Die Idee für den Edelweiss-Look hatte der EVZ, und er hat auch Spiel und Gegner ausgesucht.» Das bestätigt Seraina Schwarz, Marketingleiterin des EV Zug, und begründet die Wahl des Konkurrenten so: «Der SCB stammt nicht nur aus einer Schwinger-Hochburg, er ist als Gegner auch attraktiv bei den Zuschauern.»

Zuschauer können ESAF-Tickets gewinnen

Die Idee, im Schwinger-Outfit anzutreten, wurde letzten Sommer im EVZ geboren. «Ein Eidgenössisches findet ja nicht alle Jahre in Zug statt, deshalb wollten wir Eishockey mit Schwingen verbinden», erzählt Schwarz und ging im Herbst auf die Organisatoren des ESAF zu. Inspiriert wurde sie nicht von einer ähnlichen Aktion von Liga-Konkurrent Fribourg-Gottéron, das 2016 im Schwinger-Look spielte, um Helfer für das letzte ESAF in Estavayer zu rekrutieren. «Der EHC Red Bull München mit seinen speziellen Outfits im Vorfeld des Oktoberfestes hat unser Team auf diese Idee gebracht», hält Schwarz fest.

Den Zuschauern wird am Samstag so einiges geboten: Wer mit einem Edelweiss-Hemd zum Spiel erscheint, hat in den beiden Drittelspausen die Chance, sich eines der begehrten Tickets für das Eidgenössische vom 23. bis 25. August in Zug zu ergattern.

Mit dem Chamer Pirmin Reichmuth, dem Edlibacher Marcel Bieri und dem Schwyzer Christian Schuler werden drei Innerschweizer Schwing-Titanen vor Ort sein. Sie sind für die Puckübergabe vor dem Spiel besorgt, und ihr Können im Umgang mit Stock und Puck werden sie in der Drittelspause vorführen. Es geht dabei um einen schönen Batzen für den Schwinger-Nachwuchs.

Alphornbläser im Stadion

Die grössten Chancen, den Puck in der auf dem Eis aufgestellten Waschmaschine eines bekannten Zuger Haushaltgeräte-Herstellers zu versenken, hat wohl Christian Schuler. In jungen Jahren war er einst selbst Eishockeyspieler. Das Schwingplatz-Feeling in der Bossard-Arena wird noch durch Alphorn-Bläser verstärkt.

«Das Edelweiss-Trikot unserer Spieler hat keine Knöpfe.
Sie könnten eine Gefahr darstellen.»

Seraina Schwarz, Leiterin Marketing und Sponsoring Services des EV Zug

Um die Stimmung während des Spiels zu heben, werden Klatschpappen an die Zuschauer verteilt. Und diese kriegen bei Matchende noch ein Präsent.

Das ESAF-Spezialtrikot jedes Spielers kann später zugunsten des EVZ-Nachwuchs ersteigert werden. Seraina Schwarz rechnet damit, dass die Höchstgebote um die 1’000 Franken betragen werden.

Warum das Edelweiss-Hemd des EVZ keine Knöpfe hat

Laut Auskunft des Schweizerischen Eishockey-Verbandes (SIHF) darf jeder Klub in der National League zweimal pro Saison in einem Spezialtrikot auflaufen. Dabei muss aber eines einer Wohltätigkeitsaktion (zum Beispiel für die Krebsliga) gewidmet sein. Zudem muss das aussergewöhnliche Outfit durch den SIHF bewilligt werden.

So geht es zum Beispiel um Fragen der Sicherheit. «Das Edelweiss-Trikot unserer Spieler hat keine Knöpfe. Sie könnten abfallen und würden, wenn sie auf dem Eis liegen, eine Gefahr darstellen», sagt Schwarz. Eine weitere Vorgabe des Verbandes sei die Sichtbarkeit der Nummer jedes Spielers auf dem Edelweiss-Trikot gewesen, führt sie aus. «Name und Nummer eines Spielers sind aufgestickt.»

«Wenn das Spiel läuft, nimmt man nur noch
die Trikotfarbe eines Gegenspielers wahr.»

Raphael Diaz, Captain des EV Zug

Der EV Zug pflegt seine Heimspiele in einem dunkelblauen Trikot zu bestreiten, da aber die Edelweiss-Hemden hellblau sind, brauchte es die Einwilligung des Gegners. Laut Auskunft des SIHF habe sich der SC Bern bereit erklärt, mit seinen dunklen Heimtrikots nach Zug zu reisen.

Diaz: «Es werden sicher Sprüche fallen»

Für einen Spieler sei es keine grosse Sache, in einem aussergewöhnlichen Outfit anzutreten. Sagt zumindest Raphael Diaz: «Man merkt als Spieler schon, dass man etwas anderes trägt als das übliche Dress. Aber da findet man sich schnell rein. Das Material ist ja das gleiche wie sonst, nur der Look anders.» Deshalb werden unter den Teamkollegen sicher ein paar Sprüche fallen, ergänzt er mit einem Schmunzeln.

Er kann sich auch nicht vorstellen, dass die aussergewöhnlichen Trikots irgendeinen Einfluss auf den Gegner haben werden. Klar schaue man am Anfang darauf, was speziell am Outfit ist. «Aber wenn dann das Spiel läuft, nimmt man ohnehin nur noch die Trikotfarbe eines Gegenspielers wahr», sagt Diaz.

Ende August, wenn die Schwinger im Sägemehl ihren neuen «König» in Zug inthronisieren, werden die Zuger in der Vorbereitung auf die Saison 2019/20 stecken. «Wenn es mit unserer Vorbereitung vereinbar ist, wäre ich gerne in der Schwingarena», sagt Diaz und erwähnt gleich eine zweite Einschränkung: «Ich habe noch kein Ticket.»

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