Was wird anders auf höchster Führungsebene?

FCL: Jetzt darf Bieri alles machen, was ihm Alpstaeg sagt

Sie sagen im FCL, was läuft – und sie zahlen dafür entsprechend ihrem Aktienanteil: Josef Bieri (links) und Machthaber Bernhard Alpstaeg. (Bild: Martin Meienberger/freshfocus)

Es war ein vortreffliches Lehrstück an Machtpolitik: FC-Luzern-Mehrheitsaktionär Bernhard Alpstaeg hat die aufständischen «Sieberianer» zu Verlierern auf der ganzen Linie gemacht. Ihnen blieb nichts anderes übrig, als ihr Aktienpaket zu einem Spottpreis an Josef Bieri zu verkaufen. Dieser weiss, was ihm blüht, wenn er nicht spurt. Eine Analyse.

Sie hatten alles unternommen, um den von ihnen zutiefst verachteten Bernhard Alpstaeg in der Öffentlichkeit als Verantwortlichen für alles, was in der FCL-Führung auf höchster Ebene schieflief, darzustellen. Aber Rädelsführer Marco Sieber, Samih Sawiris und Hans Schmid sind mit diesem Unterfangen grandios gescheitert.

Nicht nur, dass die «Sieberianer» im Zuge des unappetitlichen FCL-Theaters ihr eigenes Image beschädigten. Sie bekamen ihr Debakel im Machtkampf auch noch auf eine empfindliche Art und Weise im eigenen Portemonnaie zu spüren.

Für ein Aktienpaket von rund 34 Prozent, das seinerzeit gut 10 Millionen Franken kostete, lösten die «Sieberianer» bloss noch läppische 300’000 Franken. Weil ihnen Bernhard Alpstaeg noch ein letztes Mal zu spüren gab, mit was für einem schlauen Machtmenschen sie sich angelegt hatten.

Verkaufspreis musste für Bieri stimmen

Letztlich überliess er der vernichtend geschlagenen Gruppe die Brosamen, um sich als Wohltäter für den FCL inszenieren, die den Weg für eine bessere Zukunft frei machte. Das ist am Morgen jenes Tages, an dem die FCL-Holding ihre Generalversammlung abhält, nichts weiter als ein durchsichtiger PR-Gag.

In Tat und Wahrheit hat Bernhard Alpstaeg die «Sieberianer» systematisch dorthin getrieben, wo er sie haben wollte. Weil sie aussteigen wollten, blieb ihnen wegen des Aktionärsbindungsvertrages nichts anderes übrig, als an Josef Bieri zu verkaufen. Alle anderen Lösungen torpedierte Alpstaeg mit seinem Veto.

Bei 300’000 Franken einigten sich die Parteien auf einen Preis, den Bieri festlegte. «Dieser Betrag ist wohl nur ein Klacks im Vergleich zu dem, was mich mein Engagement in den nächsten 18 Monaten kosten wird», entgegnete Bieri auf die Frage, ob er ein gewiefter Verhandlungstaktiker sei.

Die Corona-Pandemie hat ein grosses Loch in die FCL-Kasse gerissen. Und niemand weiss, wie lange sie noch dauern und welche Auswirkungen sie auf das Zuschauerinteresse haben wird.

Was Bernhard Alpstaeg zum heutigen Tag sagt und wie er die Zukunft des FCL beurteilt, siehst du im Video:

Ein positives Signal für Veränderungen im FCL

Sicher ist: Alpstaeg wird Bieri unmissverständlich signalisieren, an welche Innerschweizer Interessenten er seine Aktien verkaufen darf. Und an wen nicht.

So wie Alpstaeg den ihm feindlich gesinnten «Sieberianern» letztlich zu verstehen gab, was sie zu tun und zu lassen haben, so wird er das in Zukunft auch mit dem jovialen Bieri machen. Schliesslich bekam Bieri in dem nun beendeten Machtkampf deutlich vor Augen geführt, dass Widerstand gegen den FCL-Machthaber sinn- und zwecklos ist.

Mit der Trennung von Aktionariat und Verwaltungsrat, dem Stefan Wolf ab sofort als Präsident vorsteht, haben Bernhard Alpstaeg und Josef Bieri ein positives Signal gesetzt. Ein Signal für Veränderungen in der FCL-Führung, um verloren gegangenen Goodwill in der Innerschweiz zurückzugewinnen.

Neuer Verwaltungsrat muss Kompetenz beweisen

Für den früheren Nationalspieler und Unternehmer Stefan Wolf, den früheren Fussball-Verbandsdirektor Laurent Prince und Alpstaeg-Adlatus Bruno Affentranger geht es in erster Linie darum, ihre Kompetenzen im Tagesgeschäft eines Fussball-Klubs mit der Grösse eines KMU zu beweisen.

Und das nicht nur gegenüber aussen. Sondern vor allem auch im Zusammenspiel mit den beiden verbliebenen Geldgebern im FCL-Aktionariat. Diese werden in jedem Fall das letzte Wort haben.

Oder besser gesagt: Mehrheitsaktionär Bernhard Alpstaeg.

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