3. Auflage des Stickerhefts fürs «Eidgenössische»

In diesem Sammelalbum sind die «Bösen» die Superstars

Zwar ist dieses Jahr weder eine Fussball-EM noch eine WM in Sicht. Trotzdem ist hier und dort das Sammelfieber ausgebrochen.

(Bild: wia)

Zwar ist dieses Jahr weder eine Fussball-EM noch eine WM in Sicht. Dennoch werden in einigen Kreisen rege Bildli getauscht und in Sammelalben eingeklebt. Hinter dem Panini-Heft für Schwinger, das im Vorfeld des Zuger «Eidgenössischen» gemacht wurde, stecken kurioserweise ein paar Nidwaldner Tankstellenbesitzer.

«Hey, hast du den Hurschler Thomas?» «Hab ich doppelt, ja. Was bekomm ich dafür?» «Den Habegger Heinz oder den Luginbühl Hanspeter kann ich dir bieten.» «Gut, den Habegger nehm ich, merci.»

Wem es bei diesen Zeilen warm ums Herz wird, der ist ein wahrer Schwingerfreund. Dieser hat nämlich zweifellos erkannt: Hier geht’s ums offizielle Schwinger-Sammelheft, welches im Rahmen des diesjährigen «Eidgenössischen» lanciert wurde.

Es handelt sich quasi um ein Panini-Heft, nur dass da auf den Bildern nicht herausgeputzte Tschütteler mit seitlich rasierten Gelfrisuren stehen, sondern hemdsärmelige Kerle mit verschränkten Armen. Und tendenziell wenig Migrationshintergrund.

Tankstellenbesitzer reanimieren das Sammelheft

Es ist nicht das erste Mal, dass während eines ESAF-Jahres ein Schwinger-Sammelheft lanciert wird. Bereits 2010 und 2016 wurde «Der Schwingerkönig» gedruckt.

Wo gibt's die Bilder?

Sowohl Heft als auch Schwingerbildli gibt's bei verschiedenen Detailhändlern wie etwa der Migros und Avec zu kaufen. Auch bei der Landi und am Kiosk ist «Der Schwingerkönig» erhältlich. Das Heft kostet 3.90 Franken, ein 5er-Pack der Bilder gibt's für einen Franken. An verschiedenen Tauschbörsen kann zudem um fehlende Bilder gefeilscht werden.

Wie vor drei Jahren steckt hinter dem aktuellen Sammelheft der Guetli-Shop in Stans – und damit eine Tankstelle. Was zunächst seltsam anmutet, macht durchaus Sinn. 2010, als das Heft noch vom Sportmuseum umgesetzt wurde, sei die Nachfrage nach Heft und Sticker im Tankstellenshop sehr gross gewesen, sagt Patrick Gut, der heutige Projektleiter des Hefts.

Nachdem es im ESAF-Jahr 2013 keine Ausgabe des Hefts gab, machte sich Gut schlau. Er erfuhr, dass die Gründe für die Einstellung finanzieller Natur waren.

«Nachdem wir das Risiko abgewogen haben, entschieden wir uns, das Sammelalbum 2016 wieder aufleben zu lassen», sagt Gut. Zu diesem Zweck gründete das Familienunternehmen extra eine AG. Nun, drei Jahre später, entschied man sich, erneut ein Heft herauszubringen. Denn das Interesse am Schwingsport ist gross im Hause Gut.

«Seit 1989, als ich am Eidgenössischen noch Most verkauft habe, war ich an jedem ESAF dabei», sagt Patrick Gut. Gute Bekannte seien Schwinger gewesen, auch unter Kollegen und Nachbarn werde der Sport hoch gehandelt. «Es braucht schon ein Grundinteresse. Sonst macht man so etwas nicht», sagt er.

Als der Bürki Werner «gehüftlert» wurde

Beim Durchblättern des Hefts wird schnell klar: Auch für den Schwinglaien ist «Der Schwingerkönig» erstaunlich unterhaltsam. Mit «Fun Facts» wird nicht gegeizt. So lernt man etwa selbst als Zugerin, dass der Wasseranteil im Kanton bei 10 Prozent liegt.

Oder wie es beim Schlussgang am ESAF 1943 – welches ebenfalls in Zug ausgetragen wurde – zugegangen sein muss: «Aus der Ausgangsstellung werden gegenseitig drei Mal die Griffe zum Übergriff gewechselt. Dann behält Willy Lardon seinen Übergriff links, fasst zudem den Oberarm rechts und hüftlert Werner Bürki in haushohem Bogen direkt in die Brücke, wo er ihn in eiserner Umklammerung festhält und zudrückt bis zum Sieg.»

Der grösste, der schwerste, der beste Schwinger

20 Luzerner sind es, die gemäss Einklebefotos beim Eidgenössischen 2019 ins Sägemehl steigen werden. Der Schwerste unter ihnen: Sven Schurtenberger, der 133 Kilogramm auf die Waage bringt. Der Buttisholzer Gärtner ist übrigens bei Weitem nicht der schwerste «Böse» am ESAF. Tiago Vieira wiegt 160 Kilogramm. Gewicht, das der Aargauer offenbar zu seinem Vorteil nutzen kann. 9 Kränze hat der Mann bereits gewonnen.

Der Luzerner Sven Schurtenberger bringt 133 Kilo auf die Waage und hat mit diesen schon so einige Kränze geholt.

Weiter nehmen beim kommenden ESAF sieben Zuger teil. Der Grösste unter ihnen: Pirmin Reichmuth mit 198 Zentimetern. Nicht nur seine Grösse, auch sein Beruf ist bemerkenswert. Der Chamer studiert derzeit Physiotherapie. Und das in einer Sportart, die eher unter Maurern und Landwirten beliebt zu sein scheint.

Der erfolgreichste aktive Schwinger unter den Zugern und Luzernern ist übrigens der Hasler Erich Fankhauser mit 41 Kränzen, verrät das Heft weiter.

Der Pirmin Reichmuth, von den Zugern der Grösste.

2’500 Kilometer für Schwingerfotos gefahren

276 Schwinger wurden für das Sammelheft fotografiert. «Dafür ist unser Fototeam rund 2’500 Kilometer weit gefahren», sagt Patrick Gut. «Zwar habe man versucht, die Fotos bei sogenannten Trainingszusammenzügen zu machen, doch einzelnen Schwingern musste man dennoch nachfahren.»

Überhaupt handelt es sich um ein aufwendiges Projekt. Vier Personen der eigens gegründeten AG waren daran beteiligt, fünf weitere arbeiteten vonseiten der Schwingerzeitung «Schlussgang» mit.

«Entweder geht es auf – oder in die Hosen.»

Patrick Gut, Herausgeber des «Schwingerkönig»

Bei der letzten Ausgabe vor drei Jahren habe man finanziell nicht «uisemöge», wie der Nidwaldner gegenüber zentralplus erklärt. Doch auch wenn bis jetzt noch nicht abgeschätzt werden könne, wie gut das Sammelheft wirklich laufe, habe er doch ein gutes Gefühl, so Gut.

Drei Anpassungen nach letzter Ausgabe

«Es gibt drei Punkte, die wir angepasst haben seit dem letzten Mal. Erstens arbeiten wir jetzt nicht mehr mit dem Sportmuseum zusammen – dieses gibt es ja nicht mehr – sondern nur noch mit dem ‹Schlussgang›.» Zweitens habe man heuer die Produktionsmenge etwas gesenkt, was sich positiv auf die Kosten auswirke. «Und drittens haben wir die Sponsorensuche intensiviert», so Gut.

230’000 Alben wurden im Vorfeld zum ESAF 2019 gedruckt. Davon wurde ein Teil am Ostersonntag dem «Sonntagsblick» beigelegt. Weiter liess das Projektteam 2,8 Millionen Päckchen mit je fünf Bildern drucken.

Gut erklärt: «Auch wenn wir uns sehr bewusst darüber sind, dass es sich dabei um ein Risikoprojekt handelt. Entweder geht es auf – oder in die Hosen.»

Deine Ideefür das Community-Voting

Die Redaktion sichtet die Ideen regelmässig und erstellt daraus monatliche Votings. Mehr zu unseren Regeln, wenn du dich an unseren Redaktionstisch setzt.

Deine Meinung ist gefragt
Deine E-Mailadresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert. Bitte beachte unsere Netiquette.
Zeichenanzahl: 0 / 1500.


0 Kommentare
    Apple Store IconGoogle Play Store Icon