Gross mit den besseren Karten als Cadonau

Heisse Planspiele in der EVZ-Abwehr für nächste Saison

EVZ-Verteidiger Nico Gross strahlt neben Teamkollege Valentin Hofer nach dem Auswärtssieg über Lugano. (Bild: Marusca Rezzonico/freshfocus)

Zum Glück für den EV Zug haben die vier besten Verteidiger einen über diese Saison hinaus gültigen Vertrag mit dem Titelverteidiger. Denn der Schweizer Markt gibt in dieser Transferperiode auf der Stufe Business Class praktisch nichts her. Trotzdem hat die sportliche Leitung der Zuger die Qual der Wahl.

Das grosse Kommen und Gehen in der Abwehr hat der EV Zug hinter sich. Es fand im letzten Sommer statt, nach dem zweiten Gewinn des Meistertitels in der 54-jährigen Klubgeschichte. Die Schweizer Raphael Diaz (35), Santeri Alatalo (31) und Haudegen Jesse Zgraggen (28) liessen sich von der Konkurrenz verpflichten.

Die Schweden Niklas Hansson (26) und Christian Djoos (27) sowie Biels Samuel Kreis (27) heuerten mit Mehrjahresverträgen beim EVZ an. Darum ist heuer erst mal Ruhe im Stall. Neben den Zuger Neuverpflichtungen haben auch Dominik Schlumpf, Livio Stadler und Dario Wüthrich einen weiterlaufenden Vertrag mit dem Meister.

Zugs Sportchef Reto Kläy sieht keine Veranlassung, die Abwehr qualitativ aufzurüsten: «Wir haben unsere vier besten Verteidiger auch nächste Saison unter Vertrag», hält er fest.

Rathgeb ohne Interesse für den Meister EVZ

Der Schweizer Markt gibt in dieser Transferperiode ohnehin nur einen überdurchschnittlich begabten Verteidiger her – und das ist Biels Yannick Rathgeb (26). Der in Langenthal geborene Offensivverteidiger und der ebenfalls in Langenthal als Sportchef gross gewordene Reto Kläy kennen sich bestens. Aber Kläy versichert, im Namen des EVZ nicht am Bieter-Wettstreit teilzunehmen: «Kein Interesse!»

Er hat ohnehin schon ausreichend Optionen, um die Plätze 7 und 8 in der Zuger Verteidigung zu ergänzen. Da sind die Meisterspieler Nico Gross (21) und Claudio Cadonau (33). Aber auch die aufstrebenden Academy-Talente Dario Sidler (18) und Arno Nussbaumer (18) aus der Swiss League.

«Ich fühle mich fit und gesund und werde deshalb weitermachen.»

Claudio Cadonau

Als Unbekannte kommt darüber hinaus Tobias Geisser ins Spiel, der versucht, sich in seinem letzten Vertragsjahr mit den Washington Capitols in der NHL festzubeissen (zentralplus berichtete). Falls der Abwehr-Hühne mit diesem Plan scheitert, wird der EVZ wohl zu seiner ersten Anlaufstelle für die Fortsetzung seiner Karriere.

Kläy weiss, was er an Cadonau hat

Die Ausgangslage für Reto Kläy wird dadurch erschwert, dass der EVZ ab der nächsten Saison kein eigenes Farmteam mehr in der zweithöchsten Schweizer Liga führen wird. Darum wird der Sportchef in den nächsten Wochen treffsicher beurteilen müssen, wo das Potenzial der an unterschiedlichen Punkten in ihrer Karriere stehenden Zuger Abwehr-Kandidaten liegt. Und was das für die Personalplanung heisst.

EVZ-Defensivverteidiger Claudio Cadonau: Er hat in der letzten Saison die Beobachter mit seinen Leistungen positiv überrascht. (Bild: Pascal Muller/freshfocus)

Nach realistischer Einschätzung wird es für einen der aktuellen Zuger Meisterspieler keinen Platz mehr geben im EVZ-Kader 2022/23. Selbstredend arbeitet die Zeit gegen Routinier Claudio Cadonau, der im Meisterjahr als kompromissloser Abräumer vor dem Tor der Zuger überzeugen konnte. Reto Kläy beurteilt: «Claudio Cadonau ist ein stabiler Wert. Bei ihm weiss man, was man bekommt.»

«Von Dan Tangnes kann ich noch viel lernen.»

Nico Gross

Der smarte Zürcher will seine Karriere in jedem Fall fortsetzen. Gegenüber zentralplus sagt er: «Meine Freude am Eishockey ist ungebrochen. Ich fühle mich fit und gesund und werde deshalb weitermachen. In Zug fühle ich mich sehr wohl und pflege ein gutes Verhältnis zum Staff.» In ein paar Wochen werde das Spieler-Karussell Fahrt aufnehmen. «Bis Weihnachten möchte ich Klarheit haben, wer mein künftiger Arbeitgeber in der National League sein wird», so Claudio Cadonau.

Mit Tangnes hat Gross einen erstklassigen Ausbildner

Auch Nico Gross verspürt nicht den Drang, sich eine neue Herausforderung in der höchsten Schweizer Liga ausserhalb von Zug zu suchen. Zwischen 2017 und 2020 wurde er in der kanadischen Junioren-Liga OHL durchgecheckt und als zu leicht gewogen.

Mit Zugs Meistertrainer Dan Tangnes hat der Engadiner seit Beginn der Meistersaison 2020/21 einen erstklassigen Ausbildner als Chef bekommen. «Er ist wahrscheinlich der Beste in der National League. Von ihm kann ich noch viel lernen. Im Defensivspiel, in welchem derzeit wegen unserer langen Verletztenliste der Fokus auf Solidität und Ruhe gelegt wird, aber auch im Spiel nach vorne.»

«Nico Gross macht bislang einen guten Job.»

EVZ-Sportchef Reto Kläy

Sein Spielerberater Sandro Bertaggia von der Agentur 4sports habe sich mit Reto Kläy über eine Weiterbeschäftigung unverbindlich ausgetauscht. «Mein Fokus liegt auf dem aktuellen Wettkampfmodus. Ich habe während meiner Zeit in Übersee gelernt, dass es im Leben so kommt, wie es kommen muss», gibt sich Gross gelassen. Reto Kläy sagt: «Nico Gross macht bislang einen guten Job.»

Grosses Vertrauen in den EVZ-Sportchef

Reto Kläy bleiben also noch ein paar Wochen Zeit, um sich klar zu werden, wie die Abwehr des aktuellen Titelverteidigers in der Zukunft aussehen soll. Es sind heisse, wegweisende Planspiele. «Ich tue mich einfach schwer damit, personelle Entscheidungen zu einem Zeitpunkt zu treffen, wenn noch die Mehrheit der Spiele aussteht», hält der EVZ-Sportchef fest.

Aber auch er kann sich den Gesetzmässigkeiten des Schweizer Eishockey-Marktes nicht entziehen. Deshalb hat Reto Kläy mit den Stürmern Jan Kovar und Dario Simion wie auch Luca Hollenstein, dem designierten Zuger Stammgoalie nach der Ära Leonardo Genoni, für die nächsten Jahre im EVZ klar Schiff gemacht. Diese Leistungsträger der Zuger hatten bei der Konkurrenz Begehrlichkeiten geweckt.

Deshalb ist das Vertrauen im Umfeld des Meisters gross, dass Reto Kläy mit seinem feinen Näschen auch in der Abwehr die richtigen Personal-Entscheidungen trifft. Für das sportliche Wohl der Zuger werden sie in unmittelbarer Zukunft nicht von entscheidender Tragweite sein.

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