Präsident schnappt sich Geschäftsführer-Posten

Gewinner und Verlierer einer eigenartigen FCL-Geschichte

Am Montag wird FCL-Präsident und Geschäftsführer Philipp Studhalter das weitere Vorgehen der Liga im Zusammenhang mit dem Corona-Virus mit den weiteren Klubvertretern besprechen. (Bild: Martin Meienberger/freshfocus)

Stell dir vor: Du hast dich erfolgreich für eine Stelle als Geschäftsführer beworben und obwohl dir nach dem Provisorium ein gutes Zeugnis ausgestellt wird, erhältst du den Job doch nicht! Das ist gerade Lukas Troxler beim FC Luzern widerfahren.

Um die Geschichte in ihrer ganzen Dimension erfassen zu können, lohnt sich ein Blick zurück: Im letzten November verkündete Philipp Studhalter offiziell, dass der FCL mit Hilfe eines Headhunters einen neuen Geschäftsführer gefunden habe.

Als neuer Leiter Vermarktung soll Lukas Troxler – nach einem branchenunüblichen Provisorium von einem halben Jahr – die Geschäftsleitung von Studhalter übernehmen. Im Oktober 2018 wurde beim FCL eine Geschäftsleitung installiert, nachdem im vorangegangenen März FCL-CEO Marcel Kälin vor die Türe gesetzt worden war (zentralplus berichtete).

Neue Geschäftsleitung an Klausur beschlossen

Eine Recherche von zentralplus enthüllte, wen sich der FC Luzern mit Lukas Troxler angelacht hat. Dieser hat als Direktor Marketing und Business Development bei Infront Ringier Sports & Entertainment einen Millionenverlust mit einem Frauen-Tennisturnier verursacht (zentralplus berichtete).

Laut Auskunft von Studhalter wurde diesen September an einer Klausur der FCL-Geschäftsleitung beschlossen, dass alles beim Alten bleibt. Und das wurde vom Verwaltungsrat so abgesegnet. Der smarte und eloquente Philipp Studhalter als VR-Präsident des FC Luzern übernimmt auch die Leitung auf operativer Ebene. Lukas Troxler bleibt sein Stellvertreter.

«Lukas besitzt so viel Selbstvertrauen und Persönlichkeit, um sich nicht über Titel definieren zu müssen.»

FCL-Präsident Philipp Studhalter

Es ist eine eigenartige FCL-Geschichte mit Gewinnern und Verlierern. zentralplus wirft vor dem Auswärtsspiel beim Tabellenvorletzten Neuenburg Xamax (Samstag, 19 Uhr) ein paar wichtige Fragen auf und versucht, schlüssige Antworten darauf zu finden:

1. Hat Lukas Troxler keinen guten Job gemacht?

«Nein», beantwortet Studhalter die Frage dezidiert. «Er wäre nicht mehr beim FCL, wenn das der Fall gewesen wäre.» Lässt sich daraus folgern, dass Troxler in einem ungekündigten Arbeitsverhältnis zum FC Luzern steht? Selbstverständlich sei das so, bekräftigt Studhalter.

2. Was ist dann der Grund, dass Troxler nicht Geschäftsführer wurde?

Es sei ein Entscheid im Sinne des FC Luzern gewesen. «So, wie wir aktuell in der Geschäftsleitung aufgestellt sind, läuft es», hält Studhalter fest und sagt: «Wir dürfen nicht behaupten, der innovativste Verein der Liga zu sein. Aber wir sind als Verein und Geschäftspartner transparenter und vertrauenswürdiger geworden. Unsere Entwicklung in eine positive Richtung stimmt.»

Zudem hätten sie beim FCL nicht ein Kosten-, sondern ein Ertragsproblem. Sie benötigten mehr Sponsoren und eine höhere Anzahl verkaufter Saisonabos, sagt Studhalter. Im Bereich der Akquise neuer Sponsoren sind die Luzerner aber auch unter Troxlers Führung noch nicht weiter gekommen. «Das mag man von aussen so sehen, es entspricht aber nicht der Realität», räumt Studhalter ein. «Lukas hat zum Beispiel die Verträge mit der Migros, Bucherer, dem Grand Casino und weiteren Partnern optimieren und verlängern können. Um eine Verbesserung herbeiführen zu können, braucht ein Verkaufsleiter mehrere Jahre Zeit.»

Zudem weist Studhalter auf eine Herausforderung hin, die eine Modus-Änderung in der Super League in der Saison 2021/22 mit sich brächte (zentralplus berichtete): «Unsere Verkaufsaktivitäten würden wegen zweier Heimspiele weniger und den damit verbundenen Ertragsausfällen über den Haufen geworfen. Da wird eine Menge Arbeit auf Lukas Troxler und uns zukommen.»

3. Wie hat Troxler auf seine Nichtberücksichtigung reagiert?

Der 42-jährige Surseer arbeitete zuvor schon bei der ISL Marketing AG, für die Fifa im Marketingbereich, als Marketingleiter von Adidas Schweiz, als Direktor Marketing und Business Development bei Infront Ringier und zuletzt bei Ringier als Mitglied der Geschäftsleitung und Leiter des Product Management Sports. Lukas Troxler darf als karrierebewusster Arbeitnehmer eingeschätzt werden. Trotzdem versichert Studhalter: «Er hat sich keine Bedenkzeit ausbedungen, um sich zur aktuellen Lösung zu bekennen. Lukas besitzt so viel Selbstvertrauen und Persönlichkeit, um sich nicht über Titel definieren zu müssen. Er will sich auf seine Verkaufstätigkeit fokussieren.»

«Ich fühle mich sehr wohl beim FCL.»

Lukas Troxler, verhinderter FCL-Geschäftsführer

Gegenüber zentralplus äussert sich Lukas Troxler erstmals, nachdem er nicht zum Geschäftsführer ernannt worden ist. Er schreibt über seine berufliche Ausgangslage: «Ich fühle mich sehr wohl beim FCL und habe täglich viel Freude an der Arbeit zusammen mit meinen Kolleginnen und Kollegen.»

4. Wird Troxler im FCL-Umfeld nun als Verlierer wahrgenommen?

Die Frage ist: Kann Lukas Troxler nach der Geschichte um die Nichtberücksichtigung als Geschäftsleiter noch eine Respektsperson in seinem Tätigkeitsbereich sein? «Das kann ich ihnen total entspannt mit einem Ja beantworten», sagt Studhalter und begründet: «Eine Geschäftspartnerin aus Sursee sagte mir, dass es auf unseren Entscheid nicht viele Reaktionen in der Geschäftswelt gegeben habe. Wichtig sei die professionelle und nachhaltige Zusammenarbeit und nicht, ob jemand einen bestimmten Titel trägt.»

Lukas Troxler hat sich zwar für die Geschäftsleitung beim FC Luzern beworben, muss sich nun aber mit der Stellvertretung begnügen. (Bild: Screenshot SRF)

Schliesslich, erwähnt Studhalter, habe er seinen Verkaufsleiter auch davor schützen wollen, als Geschäftsleiter zusätzliche Verantwortung gegenüber der Öffentlichkeit übernehmen zu müssen. «Wenn es sportlich nicht läuft, verlangen alle im Umfeld nach Antworten. Als Verkaufsleiter kann man auf den Präsidenten oder den Geschäftsführer verweisen und sich selber auf seine Prioritäten fokussieren», sagt Studhalter.

Doch fehlen dem FCL die erfreulichen Resultate, wird Troxler das bei seinen Verkaufsaktivitäten zu spüren bekommen. Darüber hinaus muss Studhalter dieser Sachverhalt schon klar gewesen sein, als der FCL den Job eines Verkaufsleiters und künftigen Geschäftsführers im letzten Sommer offiziell ausschrieb.

5. Was hat Philipp Studhalter vom Doppelmandat als VR-Präsident und Geschäftsführer?

Der Anwalt ist als starker Mann im FC Luzern zementiert, so lange ihm die Investoren-Gilde als oberste Instanz gut gesinnt ist. Denn diese steht in einer Geschäftsbeziehung zu Studhalter. Seit 2015 bezahlen ihn die FCL-Investoren als VR-Präsidenten und nach der Entlassung von Kälin im März 2018 auch als Leiter der operativen Geschäfte.

Obwohl sich der FCL in einem dynamischen Geschäftsumfeld bewegt und die Aufwände variieren können, so schätzt Studhalter, dass «ich für den FCL pro Woche zwei bis drei Tage als Präsident und zwei bis drei Tage als Geschäftsführer aufwende».

«Für den FCL wende ich pro Woche zwei bis drei Tage als Präsident und zwei bis drei Tage als Geschäftsführer auf.»

Philipp Studhalter

Hätte er Troxler zum Geschäftsführer ernannt, wäre Studhalter nicht nur ein lukratives 50-Prozent-Pensum auf der Basis eines branchenüblichen Anwaltshonorars weggebrochen – es hätte auch seine Arbeit innerhalb des FCL umständlicher gemacht und seinen Einfluss auf wichtige Entscheidungen auf operativer Ebene verringert.

6. Was hat der FCL von einem starken Mann wie Studhalter?

Philipp Studhalter gibt unumwunden zu, dass seine beiden Jobs als Verwaltungsratspräsident und Geschäftsführer des FCL gegen die Prinzipen der Corporate Governance verstossen. Er sagt aber auch: «In einem KMU von der Grösse des FC Luzern ist die Konzentration dieser beiden Jobs auf eine Person Schweizer Standard.»

Doch die Gefahr, dass man als Mitarbeiter einem Vorgesetzten mit dieser Machtfülle nicht mehr zu sagen traut, was gesagt werden müsste, ist latent – und deshalb der Weiterentwicklung eines Unternehmens nicht förderlich. Studhalter kann das Argument nicht entkräften, sagt aber: «Sie sollten mal miterleben, was für hart geführte Diskussionen es an unseren Geschäftsleitungssitzungen gibt. Jeder bringt ein, was er denkt. Und am Ende fällen wir einen gemeinsamen Entscheid zum Wohle des FC Luzern.»

Studhalter verweist darauf, dass es in früheren Jahren einige Kräfte im FC Luzern gegeben habe, die einen diktatorischen Führungsstil pflegten. Selbstredend grenzt er sich davon ab. Auch wenn man dazu sagen muss: Als operativer Chef des FCL hat er das Recht, jeden Beschluss der Geschäftsleitung umzustossen.

Er betont: «Wenn es Mitarbeiter gibt, die ein Problem mit meiner Führung haben sollten, können sie direkt an den Verwaltungsrat gelangen.» Diese Durchlässigkeit sei jederzeit gewährleistet.

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