FCZ-Fans stürmen aus Protest die Familienplätze der Luzerner
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Die FCZ-Fans marschierten am Sonntagabend beim Match gegen den FCL in den Sektor D, wo sich auch der Familiensektor befindet.
(Bild: giw)
Aus Protest beschlagnahmten FCZ-Fans am Sonntag den Sektor D, der eigentlich für die Luzerner gedacht ist. Der FC Luzern entschuldigte sich noch am Sonntagabend für die Vorkommnisse – dies reicht vielen Luzerner Fans aber nicht.
«Denn lade mer ois halt sälber i» – mit diesem Riesenbanner marschierten Fans des FCZ am Sonntagnachmittag beim Match gegen den FCL in den Sektor D, wo auch der Familiensektor ist. Da, wo normalerweise Familienväter mit ihren Kindern sitzen, genehmigten sich die Zürcher nun ein Bier. Wie konnte es so weit kommen?
Einige FCZ-Fans boykottierten am Sonntag einerseits bereits die polizeilich koordinierte Anreise vom Luzerner Bahnhof zum Stadion, aber auch den Gästesektor. Einzelne Gruppen sind individuell angereist und beschlagnahmten die Plätze direkt hinter dem Tor. «Seit zu vielen Jahren sind die Auswärtsspiele in Luzern von einer Polizeistrategie geprägt, die auf Wasserwerfer, Schrot und Pfeffer setzt», schreibt die Südkurve in einer Mitteilung.
Reaktion auf Luzerner Polizeistrategie
Das Fass zum Überlaufen gebracht habe der Match im August 2017. Auf Druck der Luzerner Polizei sei ein Extrazug zeitlich nach hinten verschoben worden und der ganze Einlass für die Zürcher-Fans in das Stadion habe sich verzögert. Die Stimmung sei immer gereizter worden, weil die Fans ins Stadion wollten, jedoch warten mussten. Die Polizei habe damals zu Pfefferspray und Wasserwerfer gegriffen.
Die Zürcher Südkurve ist der Ansicht, dass dies keine Ausnahme sei, sondern die Regel. Deshalb habe sich die Zürcher Südkurve dazu entschieden, am Sonntagnachmittag zu protestieren. Einige FCZ-Fans kauften kurzfristig online Tickets für den Sektor D und reisten in kleinen, «nicht identifizierbaren Gruppen» an, wie der FCL am Sonntagabend meint. So sei eine «aussergewöhnliche Situation» entstanden. Die Situation sei jedoch nicht eskaliert, die Zürcher liefen friedlich zu ihren Plätzen, wie mehrere Fans berichten.
«Der FC Luzern entschied, die Situation deeskalierend zu behandeln», meint der FCL in einer Stellungnahme, die er noch am Sonntagabend veröffentlichte. Den einheimischen Fans, die sich aufgrund der Atmosphäre nicht wohl fühlten, habe man die Möglichkeit gegeben, sich auf der Gegentribüne (C) einen Platz frei wählen zu können.
Negative Wahrnehmung auf sozialen Medien
Auf Facebook kam es zu zahlreichen Reaktionen. Viele FCL-Fans mussten ihren «angestammten Sitzplatz» verlassen, den Kopf einziehen und verschwinden – und genau diese Fans machen ihrem Ärger nun Luft und äussern sich zur Situation auf der Facebook-Fanpage des FC Luzerns.
«Und ihr meint, mit einer Entschuldigung sei es getan?», lautet ein Kommentar eines entrüsteten Luzerners. Denn er denkt weiter und stellt sich die Frage, was alles noch hätte passieren können, wenn die FCZ-Fans mit Randalieren begonnen hätten: «Was wäre gewesen, wenn die Zürcher Pyros gezündet hätten und diese herumgeworfen hätten?» Wie ein anderer Luzerner Spielbesucher schreibt, seien seine Kinder durch die FCZ-Fans verängstigt gewesen.
Die FCZ-Fans sorgten in der Vergangenheit mit Randalieren immer wieder für Probleme. So, als vermummte Hooligans im August 2017 Polizeiautos mit Steinen demolierten (zentralplus berichtete) oder als sich Anhänger des FCL und des FCZ im Februar am Bahnhof Sursee zu einer Prügelei verabredeten (zentralplus berichtete).
Ein anderer Fan kritisiert, dass es nicht sein könne, dass sich «Ultrafangruppen» alles erlauben können, nur weil sie in einer grossen Masse kommen. Die Verantwortlichen des FC Luzern seien «masslos überfordert». Offenbar hat man durch die speziellen Vorkommnisse nicht alle informiert und es wird kritisiert, dass sie nicht aufgeklärt und dazu aufgefordert wurden, in den anderen Sektor wechseln zu dürfen. Offenbar habe es keine Durchsage durch den Stadion-Speaker gegeben.
«Müssen wir jetzt dem FCL noch Danke sagen, dass wir unsere Sitzplätze verlassen mussten und ein Upgrade in den Sektor C bekamen?», fragt sich ein weiterer Fan. Der FCL könne glücklich sein, dass die Swissporarena nicht ausverkauft war, denn der gestrige Match zählte rund 11’000 Zuschauer. Wie die Verantwortlichen gehandelt hätten, wenn die Swissporarena ausverkauft gewesen wäre, bleibt einigen schleierhaft.
… und andere begrüssen das Verhalten
Doch nicht alle Luzerner waren mit der Situation unzufrieden. Eine Minderheit auf Facebook begrüsst das Verhalten der Verantwortlichen des FCL und meint, dass man richtig reagiert habe. Ein Besucher hält fest, dass er beim Eingang informiert wurde und vom Familiensektor auf die Gegentribüne wechseln konnte. «Das Ganze war sehr strukturiert und ging sehr ruhig über die Bühne. Für mich war das sehr professionell organisiert und von den Stewards flexibel und unbürokratisch gehandhabt.»
Der FCL entschuldigt sich in seiner Stellungnahme bei allen Besuchern des Spiels, die nicht wie gewohnt das Spiel gegen den FCZ im Sektor D besuchen konnten.
Einen weiteren Einblick in die Diskussion auf Facebook erhalten Sie hier:
(Bild: Screenshot Facebook-Gruppe «FC Luzern»)
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