Der Zuger trotzt allen Widerständen

FCL-Terrier Lorik Emini beisst sich durch

FCL-Mittelfeldspieler Lorik Emini sieht in seinem Offensivspiel Steigerungspotenzial. (Bild: Martin Meienberger/freshfocus)

Er war der Aufsteiger im FC Luzern nach der Wiederaufnahme der Meisterschaft im letzten Corona-Sommer. Nun will der 21-jährige Lorik Emini den Beweis erbringen, dass er einen Platz in der Luzerner Stammformation wert ist. Denn der Mittelfeldspieler musste schon viel Überzeugungsarbeit leisten, um überhaupt so weit zu kommen.

Plötzlich war er da. Und plötzlich war sie da. Die Rede ist von Lorik Emini und der Anerkennung für seine Klasse als Fussballer.

Nein, das war nicht bloss eine Frage der Zeit. Lorik Emini musste seine Chance nutzen, als sie kam. Als die Personalnot der Luzerner im letzten Juni immer ärger wurde. Der 1,76 Meter grosse Zuger musste den Beweis antreten, dass er auf höchstem Level in der Schweiz bestehen kann.

Selbst im FCL haben ihm das nur wenige zugetraut. Zwei der letzten drei Cheftrainer, die mittlerweile ausserhalb Luzerns besoldet werden, nicht. Und selbst ein Mitglied des aktuellen FCL-Trainerstabs, dessen Name leider soeben der Vergesslichkeit anheimgefallen ist, auch nicht.

Fälschlicherweise mit Überheblichkeit gleichgesetzt

Doch Lorik Emini scheint sich auf seinem Weg zur Profikarriere durch nichts und niemanden aufhalten zu lassen. Vielleicht ist das ein Stück weit seinem aussergewöhnlichen Charakter geschuldet.

Lorik Emini entspricht nicht unbedingt dem Bild eines Musterschülers. Er lacht gerne, zeigt Emotionen, hält auch trotz seines jugendlichen Alters nicht hinter dem Berg zurück mit dem, was er denkt. Und vor allem: Er ist ein selbstbewusster Kerl. In der eher zurückhaltenden Gesellschaft der Zentralschweiz wird das fälschlicherweise und gerne mit Überheblichkeit gleichgesetzt.

Dennoch hat er sich durchgesetzt. Weil er das Glück hatte, dass Fabio Celestini, der aktuelle FCL-Trainer, seine Qualität erkannte. Nun arbeitet Lorik Emini daran, sich einen Stammplatz zu erkämpfen.

Den Job hat ihm Celestini noch nicht zugetraut

Dass der zentrale Mittelfeldspieler der Mannschaft im Kampf um den Ligaerhalt schon ausreichend Stabilität verleihen kann, traute ihm selbst sein Chef offensichtlich nicht zu. Schliesslich ist der Holländer Jordy Wehrmann (22) als Ersatz für den ausgefallenen Alex Carbonell über die Winterzeit zum FC Luzern gestossen. Da später Marvin Schulz in der Form seines Lebens verletzt ausgefallen ist, erscheint die Entscheidung der sportlichen Leitung umso weiser.

«Wenn ich von der Bank komme, habe ich dem Team geholfen. Ich bin immer mit vollem Herzen dabei.»

FCL-Mittelfeldspieler Lorik Emini

«Ich habe mir vor dieser Saison nicht vorstellen können, dass ich so oft zum Einsatz komme. Erst recht nicht vor dem Hintergrund, dass der FCL auf die laufende Meisterschaft hin noch ein paar Spieler ausgeliehen hat», sagt Lorik Emini gelassen.

Bevor am Samstag der Endspurt in der Meisterschaft in Lausanne losgeht, ist die lange verkannte Hochbegabung in 19 der bislang 26 Spiele eingesetzt worden. Neunmal stand er in der Startelf der Luzerner, zehnmal wurde er eingewechselt, zweimal schmorte er auf der Tribüne (dient aus bekannten Gründen derzeit als Ersatzbank), viermal war er verletzt und einmal gelbgesperrt.

Als Ersatzspieler wertvoller für den FC Luzern

Ist man gebenüber seiner sportlichen Entwicklung kritisch eingestellt, kann man behaupten, Lorik Emini habe stagniert. Dieser Eindruck widerspiegelt die Statistik. In den neun Spielen, in welchen Emini von Beginn an auf dem Platz stand, hat der FCL bloss zwei Siege und drei Unentschieden realisiert.

Hingegen ist er für seinen Arbeitgeber bis dato in der Rolle als Ergänzungsspieler wertvoller: Viermal siegte der FCL und spielte zweimal unentschieden, als Lorik Emini eingewechselt wurde. Mit der aktuellen Wertschätzung scheint er leben zu können: «Geduld ist unerlässlich am Anfang einer Karriere», hält er fest. «Wenn ich von der Bank komme, habe ich dem Team geholfen. Ich bin immer mit vollem Herzen dabei.»

«Wenn mir etwas nicht gelingt, dann erschrecke ich fast schon und konzentriere mich in der Folge darauf, wieder das einfache Spiel abzurufen.»

Letzteres mag man gerade ihm abkaufen. In der Defensive sei seine Spielweise stabil, sagt Lorik Emini und betont: «Ich ziehe nie zurück.» Das bezeugen die aktuell sieben gelben Karten auf seinem Konto. Bei einer weiteren Verwarnung muss er abermals aussetzen.

Er kennt die Dämonen des Zweifels

Potenzial gibt es noch in seinem Spiel nach vorne. Unumwunden gibt Lorik Emini zu, dass es ihm noch an Dynamik im Angriffsspiel mangele. «Ich muss mir offensiv mehr zutrauen, mehr auslösen können. Dazu gehört auch, dass ich torgefährlicher werden muss», zeigt er sich selbstkritisch.

Bei seiner selbstsicheren Persönlichkeitsstruktur ist davon auszugehen, dass gerade Lorik Emini die Dämonen des Zweifels nur vom Hörensagen kennt. Stattdessen gibt er freimütig zu: «Wenn mir etwas nicht gelingt, dann erschrecke ich fast schon und konzentriere mich in der Folge darauf, wieder das einfache Spiel abzurufen.»

Sein Vertrag mit dem FC Luzern läuft noch bis 2023. Genau so lange wie der seines Förderers Fabio Celestini. Die beiden spielten einst die gleiche Position und stehen für ein spannendes Projekt in der Luzerner Talentförderung.

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