Das zentrale Problem des schwächelnden Cupsiegers

FCL-Routiniers foutieren sich um die Verantwortung

Ein Meinungsaustausch zwischen FCL-Trainer Fabio Celestini und Innenverteidiger Holger Badstuber auf dem Weg zum 2:3 gegen Lugano. (Bild: Martin Meienberger/freshfocus)

Ist das Spielsystem von Fabio Celestini Schuld an der sportlichen Krise des FC Luzern? Oder die fehlende Spielbalance? Nein. Es sind die vermeintlichen Luzerner Führungsspieler, die aktuell nicht dazu in der Lage sind, Verantwortung auf dem Platz und in der Garderobe zu übernehmen. Eine Einschätzung.

Im Krisenmodus sind es die Teamleader, die vorangehen und den Karren aus dem Dreck ziehen müssen. Tun sie das nicht, stellen sie sich und ihre Position selber in Frage. Sie verwirken Ihren Anspruch, Führungspersönlichkeiten zu sein – auf dem Feld und in der Garderobe.

Diese Problematik hat FCL-Captain Dejan Sorgic am Donnerstagabend in der Schlussphase des Spiels in Sion (1:1) offenkundig vor Augen geführt. Beim Stand von 0:1 überliess er die Ausführung des Penaltys lieber dem kecken Jungspund Lorik Emini, der den Ball im gegnerischen Netz versorgte (zentralplus berichtete).

Was selbstkritisch und demütig zu sein scheint, war gewiss nicht das, was Luzerns Trainer Fabio Celestini von seinem Teamführer erwartete. Deshalb sagte der angesäuert wirkende Celestini am Tag danach vor den Medien lieber nichts zur Penalty-Geschichte in Sion. Einmal mehr hat einer seiner vermeintlichen Führungsspieler den Job auf dem Platz nicht erfüllt und seinen Boss damit im Stich gelassen.

Grosse Lücke zwischen Anspruch und Leistung

Besonders schmerzhaft für Fabio Celestini: Er war es, der Dejan Sorgic vor Saisonbeginn zum Captain beförderte. Nun wird er sich wohl schon die Frage gestellt haben, ob der in einer Schaffenskrise steckende Mittelstürmer dieser Verantwortung überhaupt gewachsen ist.

Um einem Missverständnis vorzubeugen: Es geht nicht darum, die Schuld für die FCL-Misere dem Captain in die Schuhe zu schieben. Denn Dejan Sorgic ist derzeit nicht der einzige Luzerner Führungsspieler, bei dem eine grosse Lücke zwischen Anspruch und Leistung auf dem Platz klafft.

«Nur wer bedingungslos Verantwortung auf dem Platz übernimmt, ist als Führungsspieler und Sprachrohr in der eigenen Garderobe unantastbar.»

Die Bundesliga-Saurier Holger Badstuber und Christian Gentner sind in erster Linie dazu verpflichtet worden, die Führungslücke, die Christian Schwegler und David Zibung mit ihren Rücktritten nach dem Cupsieg im Mai hinterlassen haben, auszufüllen. Mit ihrer Erfahrung und Mentalität sollten sie dem vor Saisonbeginn als Transfersieger titulierten FCL den nötigen (Rück-)Halt geben.

Was das Führungsdefizit beim FCL auslöst

Aber ihre Leistungen auf dem Platz reichen derzeit nicht aus, um die Fäden in die Hand zu nehmen, um das Team zu führen – und damit auch dem eigenen Anspruch gerecht zu werden. Holger Badstuber kann die Rolle eines Abwehrpatrons, die ihm die sportliche Führung der Luzerner zugetraut hat, bis jetzt nicht übernehmen (zentralplus berichtete).

Aber auch von Christian Gentner muss mehr kommen. Doch Führungsverantwortung in und durch die Krise sieht anders aus. Mitläufer sein – das darf nicht reichen.

Nur wer bedingungslos Verantwortung auf dem Platz übernimmt, ist als Führungsspieler und Sprachrohr in der eigenen Garderobe unantastbar. Nicht alleine Leistung, sondern mehr noch Verantwortungsbewusstsein bestimmen die Hierarchie. Beim FC Luzern aber führen mangelnde und weitergeschobene Führungsverantwortung zu Unordnung, Misstrauen und Unzufriedenheit im Team.

Celestini muss Ordnung in den Laden bringen

Cheftrainer Fabio Celestini versucht, seine verbleibenden Routiniers in ihre Führungsverantwortung zu drängen. Doch diese sind nicht in der Lage, diese Rolle auszufüllen. Deshalb zerfällt das Team in seine Einzelteile. Die fehlende Balance auf dem Feld ist auch fehlende Balance daneben. Das ist keine Frage von technischem Fussball oder Kampf und langen Bällen. Sondern eine Frage von Hin- und Einstehen ohne Wenn und Aber.

«Der Trainer muss die Captain-Frage prüfen und sich überlegen, mit einer Neuvergabe der Armbinde ein Zeichen zu setzen.»

Nach acht Meisterschaftsspielen ohne Sieg ist die Schonfrist für Spieler, die dem Führungsanspruch nicht gerecht werden (können), abgelaufen. Und die Zeit für Celestini reif, Ordnung in seinen Laden zu bringen – ohne Rücksicht darauf, welche Verdienste sich ein Spieler in seiner Karriere bislang erworben hat.

Der Trainer muss die Captain-Frage prüfen und sich überlegen, mit einer Neuvergabe der Armbinde ein Zeichen zu setzen. Und die beiden ehemaligen Bundesliga-Spieler Badstuber und Gentner müssen zeigen, was unter dem andächtig beschworenen Siegergen zu verstehen ist. Sie müssen ihre Mitspieler führen, sie müssen vorangehen.

Nur mit stabiler Führungsstruktur kehrt der Erfolg zurück

Die Zeit der Akklimatisation in Luzern mag für die beiden sehr kurz gewesen sein, doch jetzt müssen sie ihre Führungsmentalität und -qualität uneingeschränkt einbringen. Daran werden im besten Fall ihre Verdienste und im schlechtesten Fall ihr Versagen gemessen.

Von den Routiniers darf nurmehr einen Stammplatz haben, wer dazu in der Lage ist, Verantwortung an sich zu reissen und dem kriselnden FCL einen Mehrwert zu bringen. Erst wenn eine stabile Führungsstruktur in diesem FC Luzern verankert ist, können sich die weiteren sportlichen Mängel rund um Celestinis Team auflösen und der Erfolg auf die Allmend zurückkehren.

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