Der Cup-Triumph dient als Massstab

FCL: Mit Pragmatismus zurück zum Celestini-Fussball

Egal, wie er spielen lässt: FCL-Trainer Fabio Celestini kann es nie allen recht machen. (Bild: Martin Meienberger/freshfocus)

Der Fussball, den der FC Luzern aktuell spielt, ist nicht der, von dem sein Trainer Fabio Celestini träumt. Aber in sportlicher Not hat er sich der mentalen Befindlichkeit seiner Spieler und eines Teils des Umfelds angepasst. Im Wissen darum, dass erst mit dem Erfolg das Selbstvertrauen zurückkehrt. Und Selbstvertrauen ist die wichtigste Voraussetzung für seine Vorstellung von modernem Fussball. Eine Analyse.

Die - medialen - Nörgeleien  kommen für Fabio Celestini eigentlich einem Ritterschlag gleich, sind sie doch Ausdruck für das gesteigerte Interesse am spannendsten Trainer der heimischen Super League.

Lässt er den Cupsieger offensiven Ballbesitz-Fussball wie zu Beginn dieser Saison spielen, wird er dafür kritisiert, dass der FCL so keinen Erfolg haben kann. Lässt er aber seine Mannen wie zuletzt beim 1:1 in Lausanne in einer kompakten und defensiv ausgerichteten Organisation laufen, wird er dafür kritisiert, dass er mutlosen Fussball spielen lasse. Was der 46-jährige Romand in der aktuellen Situation auch immer anordnet: Seinen Kritikern kann er es nicht recht machen.

Dabei ist es dem FCL-Trainer nicht hoch genug anzurechnen, dass er ein weiteres Mal über seinen eigenen Schatten gesprungen ist. Er hielt nicht stur an seiner Vorstellung von modernem Fussball fest. Dies, obwohl die Qualität der Neuverpflichtungen hätte darauf schliessen lassen können, nahtlos an die grossartige Leistung im Cup-Final gegen St. Gallen anzuknüpfen.

Mit dem 1:1 in Lausanne das übergeordnete Ziel erreicht

Aber es kam alles anders. Der FCL fing nach der spektakulären 3:4-Heimniederlage gegen den vierfachen Meister YB zum Saisonstart an, den Erwartungen hinterherzuhinken. Das Verletzungspech verlieh der Negativspirale noch zusätzlichen Schwung.

Doch Celestini versuchte in der Folge, auf die Bedürfnisse seiner durch die fehlenden Resultate zunehmend verunsicherten Mannschaft einzugehen. Er machte einen Schritt zurück, ohne sich von seinem fussballerischen Ideal zu verabschieden.

«In unserer sportlichen Situation kann ich nicht Druck machen. Ich muss meinen Willen bremsen.»

FCL-Trainer Fabio Celestini

Im Wissen darum, dass nur Punkte und Siege das Selbstvertrauen seiner Spieler aufforsten können, hat Fabio Celestini den FCL seit fünf Spielen und dem 1:1 in Basel auf Resultatfussball ausgerichtet. In seiner Fussballwelt grenzt diese Massnahme wohl an Zynismus – doch der Zweck heiligt in diesen schwierigen Tagen und Wochen die Mittel.

So ging es am letzten Sonntag für den FCL in Lausanne einzig und allein darum, eine Niederlage und damit einen Rückschlag auf dem beschwerlichen Weg aus der Krise zu vermeiden. Selbstredend waren die Aufstellung und das Spielsystem nicht Celestini-like. Aber mit dem 1:1 hat er das übergeordnete Ziel erreicht.

Celestini besitzt das Gespür und die Werkzeuge

Vor wenigen Tagen gewährte Fabio Celestini einen Einblick in sein fussballerisches Seelenleben, als er festhielt: «Ich weiss, dass wir viel besseren Fussball spielen können. Aber in unserer sportlichen Situation kann ich nicht Druck machen. Ich muss meinen Willen bremsen.»

Damit bewies der frühere Schweizer Nationalspieler einmal mehr, dass er kein dogmatischer Sturkopf ist. Dass es ihm um das sportliche Wohl seines Arbeitgebers geht und dass er das Gespür und die Werkzeuge dafür besitzt, um eine strauchelnde Mannschaft wieder auf Kurs zu bringen. Peu à peu.

Fabio Celestini kann eine Schaffenskrise seiner Spieler managen (zentralplus berichtete). Dieses Mal hat er sie so moderiert, dass er erst das zunächst inferiore Abwehrverhalten stabilisierte und mit dem Captainwechsel von Dejan Sorgic zu Christian Gentner für Ordnung in der Teamhierarchie sorgte (zentralplus berichtete).

Kleine Schritte in die richtige Richtung

Es wirkte. Vor allem deshalb, weil die Psychohygiene im Team und der Draht zum Trainer intakt blieben. Zur Veranschaulichung: Keines der letzten vier Meisterschaftsspiele der Seinen ging verloren, der FCL holte in dieser Zeit sechs Punkte und liess bei fünf erzielten Toren nur noch drei Gegentore zu.

Diese Entwicklung ist vor allem deshalb bemerkenswert, weil es die Luzerner in den ersten vier Super-League-Spielen dieser Saison auf den beängstigenden Wert von 13 Gegentoren brachten. Mittlerweile haben Sion – der nächste FCL-Gegner am Samstagabend (20.30 Uhr) in der Swissporarena –, Lausanne, St. Gallen und Servette, die in der Tabelle allesamt auf Schlagdistanz der Luzerner liegen, mehr Tore einstecken müssen. Und selbst der aktuell auf Platz 2 liegende FC Zürich.

Die Problemzone der Luzerner liegt nach einem Drittel dieses Championats vielmehr in der offensiven Durchschlagskraft. Diese nimmt natürlich ab, wenn der Fokus in erster Linie auf sauberer Defensivarbeit liegt. Nur in vier der bislang zwölf Meisterschaftsspiele sind dem Team von Fabio Celestini mehr als zwei Tore gelungen. Aber auch in dieser Sparte liegen Sion, Lausanne und Lugano derzeit hinter dem FCL.

FCL kann Celestinis Messlatte noch immer gerecht werden

Vor allem aber: Der FCL kann den ersten Pokaltriumph nach 29 Jahren noch immer wiederholen. Cupsieger-Coach Fabio Celestini hat den Titelverteidiger in die Viertelfinals geführt. Dieses Cupspiel findet Anfang Februar in Biel statt – und von den verbleibenden acht Konkurrenten ist qualitativ keiner höher einzustufen als der FC Luzern (zentralplus berichtete).

Die Messlatte, was für Celestinis Team qualitativ drin liegt, hat der FCL beim Cuptriumph in diesem Mai festgelegt. Es war die beste Leistung eines Luzerner Teams in diesem Jahrtausend, weil er weder destruktivem noch offensivem Hurra-Fussball geschuldet war. Sondern einer kompakten und zielstrebigen Spielweise, die Konzept und Stil hat.

Fabio Celestini und seine Mannen können dieser Messlatte nach wie vor (wieder) gerecht werden. Genau davon gehen auch die notorischen Nörgler aus.

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