Luzerner müssen fitter werden

FCL-Frick: «Grosses Laufvermögen der Spieler ist zentral»

Der neue FCL-Trainer Mario Frick erwartet von seinen Spielern, dass «sie mehr machen als das, was in den Trainings gefordert wird». (Bild: Martin Meienberger/freshfocus)

Welchen Spielstil wird der abstiegsbedrohte FC Luzern unter seinem neuen Cheftrainer Mario Frick pflegen? Bei seiner Vorstellung im Dezember hat er gesagt, er passe das System den Qualitäten seiner Spieler an. Im zweiten Teil des Interviews mit zentralplus relativiert der 47-jährige Liechtensteiner seinen Standpunkt.

Er kämpft gegen das Corona-Virus, das im Team der Luzerner um sich griff und in die Absage des Trainingslagers mündete (zentralplus berichtete). Und dies vor dem Hintergrund, dass die überschaubare Vorbereitungszeit ohnehin eine nicht aufschiebbare Realität ist. Bloss vier Wochen bleiben Mario Frick, um den FCL-Spielern seine Vorstellung von Fussball zu vermitteln.

Mario Frick sagte im ersten Teil des Interviews mit zentralplus, er sei ein sehr italienisch angehauchter Trainer. Nun redet er darüber, wie wichtig körperliche Fitness für seine Schützlinge sei, um seinen Ansprüchen gerecht zu werden.

zentralplus: Ihre sportlich zentrale Botschaft ist, dass Sie mit dem FC Luzern das fitteste Team der Rückrunde haben wollen. Darf man daraus schliessen, dass der FCL in der Vorrunde in Ihren Augen nicht fit genug war?

Frick: Nein, das wollte ich nicht sagen damit. Es ist einfach so, dass das die absolute Basis ist, um aus unserer misslichen Situation herauskommen zu können. Natürlich sehe ich schon noch ein gewisses Potenzial, das unsere Mannschaft in diesem Bereich herausholen kann. Und seit ich diesen Satz gesagt habe, ist unser Athletiktrainer der glücklichste Mensch im Verein.

zentralplus: Der Ligaerhalt der Luzerner geht also übers Laufvermögen.

Frick: Wenn man nicht laufen kann, ergibt sich auch kein Spiel. Wenn du fit bist, dann kannst du auch die Mitspieler um dich herum coachen.

zentralplus: Für Sie hängt körperliche Fitness direkt zusammen mit der geistigen und mentalen?

Frick: Ja, das gehört zusammen.

zentralplus: Körperliche Fitness ist der wichtigste Grundpfeiler Ihrer Vorstellung von Fussball?

Frick: Was ist denn meine Vorstellung von Fussball?

zentralplus: So, wie Sie es bisher gesagt haben, geht es viel um Bewegung, um Laufwege …

«Ich erwarte schon, dass meine Spieler mehr machen als das, was in den Trainings gefordert wird.»

Frick: … bei mir geht es sehr viel um Positionsspiel, darum, wie sich die Spieler orientieren und die freien Räume finden. Es geht viel um Seitenwechsel, um einen variablen Spielaufbau und um das Umschaltspiel.

zentralplus: Kann man sagen, dass Sie beim FCL den gleichen Spielstil implementieren wollen wie bei Vaduz?

Frick: Da muss ich ein bisschen ausholen: Wir haben in Vaduz in dieser Vorrunde einen anderen Fussball gespielt als in der Abstiegssaison. Nachdem wir mit Vaduz in die Super League aufgestiegen waren, waren wir etwas in der Euphorie und spielten ein 3-4-1-2, so wie das der FC Zürich momentan macht. Wir hatten über 80 Tore geschossen in der Challenge League, also dachte ich mir, dass wir so anfangen. Das 2:2 zu Beginn in Basel bestätigte mich in meiner Taktik, auf dem richtigen Weg zu sein. Die beiden nachfolgenden 0:1-Niederlagen gegen St. Gallen und YB brachten mich ins Grübeln, ob wir defensiv zu anfällig seien, und dazu, das Zentrum zu verdichten und zu verstärken. Es besteht halt schon ein grosser Unterschied zwischen dem Fussball in der Challenge League und der Super League.

zentralplus: Es ging defensiver weiter.

Frick: Das war so, ja. Nach den Anpassungen waren wir über weite Strecken die zweitbeste Mannschaft hinter YB in der Super League. Aber nach dem Abstieg in die Challenge League haben wir wieder auf eine Viererkette und offensiven Fussball umgestellt, weil es möglich war anhand der Gegner und unserer Qualität.

zentralplus: Wie lange brauchen Sie jetzt in Luzern, um Ihre Ideen zu zementieren?

Frick: Das ist jetzt eben die grosse Frage. Natürlich ist es nicht hilfreich, dass so viele Spieler fehlen am Anfang meines Jobantritts. Das braucht seine Zeit. Aber ich denke, dass der FC Basel, unser erster Gegner in der Rückrunde, grad zur rechten Zeit kommt. Da ist die Motivation so gross, alle Spieler wollen sich zeigen vor einem hoffentlich vollen Stadion. Ich gehe davon aus, dass bei dieser Affiche auch andere Komponenten zum Tragen kommen werden.

zentralplus: Um unser bisheriges Gespräch zusammenzufassen: Anders als Sie es bei Ihrer Vorstellung als neuer FCL-Trainer gegen Ende Dezember gesagt haben, passen Sie Ihr Spielsystem nicht unbedingt den Qualitäten Ihrer neuen Spieler an.

Frick: Mein Spielsystem basiert auf Pressing und Gegenpressing. Und in diesem Zusammenhang ist es zentral, dass die Spieler ein grosses Laufvermögen besitzen. Sonst gibt es ein Problem. Darum sind die Spieler momentan viel am Laufen.

zentralplus: Was ist das Arbeitsethos, das Sie von ihren Spielern im Grundsatz erwarten?

Frick: Eine absolut professionelle Einstellung und dass ein Spieler jeden Tag in jedem Training alles gibt.

zentralplus: Stimmt Ihre Erwartung mit dem bisherigen Eindruck von den Luzerner Spielern überein?

Frick: Jeder geht an seine Grenzen und darum macht mir die bisherige Zusammenarbeit total Spass. Darum bin ich sehr glücklich in Luzern.

zentralplus: In welchen Bereichen erwarten Sie als ehemaliger Spieler mit Ihrer Vita mehr von Ihren Spielern, als es selbstverständlich sein sollte?

Frick: Ich erwarte schon, dass meine Spieler mehr machen als das, was in den Trainings gefordert wird. Dass sie sich schon eine halbe Stunde zuvor auf das Training vorbereiten und sich danach professionell der Erholung widmen. Bislang habe ich nicht den geringsten Grund zur Klage.

zentralplus: Muss ein Neueinkauf in diesem Wintertransferfenster dem FCL helfen und als Stammspieler sofort liefern können?

«Nein, wir holen definitiv keine weiteren Spieler aus Vaduz.»

Frick: Ja, dieser Meinung sind wir. Ein neuer Spieler muss ab sofort funktionieren können.

zentralplus: Als erste Neuverpflichtung haben Sie vor diesem Hintergrund den Vaduzer Innenverteidiger Denis Simani, der keine grosse Hausnummer in Luzern ist, geholt. Warum gerade ihn?

Frick: Für mich stellte sich die Ausgangslage ähnlich dar wie nach meiner ersten Saison mit dem FC Vaduz. Wir hatten eine sehr ruhige und harmonische Mannschaft. Denis Simani kannte ich schon aus meiner Aktivzeit in der Promotion League gegen Rapperswil. Ich nenne ihn mal einen «grausigen» Spieler – und zwar in dem Sinne, dass er ein echt unangenehmer Gegenspieler ist. Mit seiner Art steckt Denis Simani alle Teamkollegen auf dem Platz an. Und das fehlte dem FC Luzern. Darum haben wir genau dieses Profil gesucht. Darüber hinaus redet er aus dem Abwehrzentrum sehr viel mit seinen Mitspielern. Wir wollen, dass er unsere Mannschaft mit seiner unangenehmen Art mitzieht. Darüber hinaus ist er «kein Eisenfuss», wie ich zu meinem Erstaunen schon lesen musste, sondern der Spieler mit dem gepflegtesten Spielaufbau in seiner Zeit bei Vaduz.

zentralplus: Haben Sie vor, noch weitere Spieler aus Vaduz zum FCL zu lotsen?

Frick: Nein, definitiv nicht.

zentralplus: Die Förderung der jungen Talente musste beim FCL zuletzt hintanstehen, weil der Kampf um den Ligaerhalt ins Zentrum rückte. Wie stehen Sie dazu: sind junge Spieler geeignet für den sportlichen Überlebenskampf oder ist die Gefahr zu gross, diese zu verheizen?

Frick: Der Abstiegskampf ist nicht gerade einladend für die Talente, weil der Druck auf die Mannschaft extrem hoch ist. Die Gefahr ist gross, Talente in dieser Situation zu verheizen. Aber ich war immer sehr offen, Junge da reinzuwerfen wegen ihrer Unbekümmertheit. Das Wichtigste ist, dass die Nachwuchsspieler zu Spielpraxis kommen. Darum haben wir einen klaren Plan mit den FCL-Talenten.

Verwendete Quellen
  • Gespräch mit Mario Frick

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3 Kommentare
  • Profilfoto von Buri
    Buri, 14.01.2022, 11:43 Uhr

    Die Spieler müssen das Gras fressen und nach jedem Spiel sich auskotzen.
    Dann klappt es mit dem Ligaerhalt

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  • Profilfoto von Kartenspieler
    Kartenspieler, 14.01.2022, 10:53 Uhr

    Mit Simani wird es farbenfrohe Spiele geben. 2 rote plus 4 gelbe Karten in 14 Spielen. Letzte Saison (NLA) 12 gelbe in 32 Spielen. Jeweils mit Vaduz. Schafft nicht jeder.

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    • Profilfoto von Röne Funegg
      Röne Funegg, 14.01.2022, 15:59 Uhr

      Normale Werte für einen eisenharten Verteidiger, fragen Sie mal René van Eck….

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