So sieht die finanzielle Lage des FC Luzern aus

FCL-Finanzchef: «Unser Finanzbedarf liegt bei 3 bis 5 Millionen»

Das sind die rund 30 FCL-Fans, die nach der Wiederaufnahme der Meisterschaft gegen den FC Basel in der Swissporarena zugelassen werden durften. (Bild: Martin Meienberger/freshfocus)

Die Corona-Krise hat den FC Luzern in einen wirtschaftlichen Überlebenskampf gedrängt. Finanzchef Richard Furrer (52) sagt, wie die FCL-Geschäftsleitung die schwierige Zeit bewältigt und Bernhard Alpstaeg ausserhalb des Aktionariats bereits zum Wohltäter wurde.

Seit Januar 2017 ist Richard Furrer CFO der Luzerner. Zum Zeichen der Transparenz legt der FC Luzern seit der Saison 2017/18 Rechenschaft in einem Geschäftsbericht ab.

Seither wies der Super-Ligist zweimal schwarze Zahlen aus. Doch ein drittes Mal wird es wegen der weltweiten Viruskrise nicht geben.

zentralplus: Richard Furrer, wie hoch ist der coronabedingte Finanzbedarf des FC Luzern bis zum Ende dieser Saison?

Richard Furrer: Es bricht viel Umsatz weg. Wir haben keine Matcheinnahmen am Spieltag selber, es gibt kein «Kickback» vom Konsum in der Swissporarena, wir können auch keine zusätzliche LED-Werbung oder Ähnliches im Stadion verkaufen ...

zentralplus: ... von welchem Betrag reden wir also konkret?

Furrer: Bevor ich von einem konkreten Betrag rede, möchte ich darauf hinweisen, dass der FCL nicht nur rund 30 Prozent weniger Umsatz generiert. Er hat entsprechend auch weniger Kosten, namentlich Sicherheitskosten für die Polizei und weniger Personalaufwand im Stewarding-Bereich. Der zusätzliche Finanzbedarf wegen der Corona-Krise liegt irgendwo zwischen 3 und 5 Millionen Franken.

Richard Furrer ist seit Anfang 2017 Finanzchef der Luzerner. (Bild: zvg)

zentralplus: Warum können Sie nur einen Rahmen abstecken und den realen Finanzbedarf nicht genau benennen?

Furrer: Weil die Solidaritätsprogramme, die wir vor einigen Wochen gestartet haben, nun erst auf ihr Ende hin zulaufen. Dabei geht es nicht nur um die Fans, die uns toll unterstützen, sondern auch um Geschäftskunden. Mit allen mussten Lösungen gefunden werden, da wir unsere Leistungen wegen der Corona-Krise nicht in vollem Umfang erbringen können. Wir appellieren natürlich an die Solidarität und bekommen diese auch in einem riesigen Ausmass zu spüren.

zentralplus: Und was beinhaltet der Rahmen der 3 bis 5 Millionen Franken neben dem weggebrochenen Umsatz bereits?

Furrer: Eingerechnet ist das Kurzarbeitsentgelt und die verschiedenen Sofortmassnahmen, die wir nach Ausbruch der Corona-Krise sofort eingeleitet haben. Ich erwarte die Wahrheit letztlich näher bei 3 Millionen als bei 5. Aber wir wissen ja nicht, ob es eine zweite Corona-Welle gibt, die Meisterschaft abgebrochen und nicht zu Ende geführt werden und Anspruch auf Rückerstattung der TV-Gelder entstehen kann. Dann geht es in die Richtung der 5 Millionen.

«Wir haben keine einzige Person entlassen, und das wird nach aktuellem Stand auch so bleiben.»

FCL-Finanzchef Richard Furrer

zentralplus: Und wie will der FCL den Fehlbetrag decken?

Furrer: Einen grossen Teil mit Projekten, die wir auf einen späteren Zeitpunkt verschieben.

zentralplus: Sie reden also von Sparen?

Furrer: Das ist ein Begriff, den Sie von mir im Zusammenhang mit unserem Budget nie hören werden. Sparen ist ein negativ konnotierter Begriff, der sofort das Gefühl weckt, dass wir Spieler verkaufen müssen und darum künftig nicht mehr kompetitiv sein werden. Darum existiert Sparen im Vokabular unserer Klubführung nicht. Stattdessen müssen wir mit dem, was uns zur Verfügung steht, clever und effizient umgehen.

zentralplus: Okay. Aber was für Projekte haben Sie angesprochen?

Furrer: Mit dem Ausbruch der Corona-Krise haben wir unsere internen Projekte evaluiert. Ein Beispiel: Die Sanierung der Unterhaltsarbeiten im Stadion ist zwar im eigentlichen Sinne eine Garantiearbeit. Der Platz ist nicht mehr eben, er hat sich stellenweise gesenkt, weil beim Stadionbau auf einen Unterlagsboden verzichtet wurde. Die Ausführung der Garantiearbeit haben wir ursprünglich auf Sommer geplant, verschieben es nun aber auf später, weil der FCL auf eigene Kosten einen neuen Rasen ausrollen müsste. Und das kostet um die 400’000 Franken. Das war ein cleverer Entscheid. Denn all unsere Handlungen geschehen mit der Absicht, dass nichts zu Lasten des Sports geht.

zentralplus: Aber da fehlt immer noch ein schönes Stück auf dem Weg zu 3 Millionen.

Furrer: Klar. Wir haben offene Stellen im Eventbereich, in dem vieles still steht, noch nicht ersetzt. Wir haben auch gewisse Funktionen zusammengelegt und unsere Prozesse analysiert und angepasst, um so effektiver und schlanker werden zu können.

zentralplus: Das heisst, dass Mitarbeiter entlassen werden mussten?

Furrer: Nein, darauf lege ich ganz grossen Wert: Wir haben keine einzige Person entlassen, und das wird nach aktuellem Stand auch so bleiben. Wir haben 165 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf unserer Salärliste, 100 davon sind Vollzeitstellen. Niemanden entlassen zu müssen, war unser ganz grosses Ziel.

«Diese Woche erhielten wir die Zusage, dass uns die Stadionmiete für die laufende Saison erlassen wird.»

zentralplus: Ich hatte Sie beim Aufzählen der finanzwirksamen Projekte unterbrochen.

Furrer: Wir haben unsere Server in der Verwaltung umgestellt, was sich sofort kostensenkend auswirkte. In einer Krise kann man den Laden nicht einfach bloss runterfahren, da muss man clever sein. Krisenmanagement bedeutet, Sofortmassnahmen zu definieren. Und das kann bedeuten, dass man sogar mehr Geld ausgeben muss, um in wenigen Wochen vom Investment profitieren zu können. Wenn man allerdings den Rotstift ansetzt und linear zu streichen beginnt, geht der Laden kaputt.

zentralplus: Und wie wirken sich all diese sistierten respektive angestossenen Projekte finanziell aus?

Furrer: Den grössten Teil des zu erwartenden Fehlbetrags können wir selber generieren. Dazu profitieren wir auch vom Goodwill von uns nahestehenden Personen. Diese Woche erhielten wir die Zusage, dass uns die Stadionmiete für die laufende Saison erlassen wird. Der Hauptaktionär der Stadion Luzern AG ist Bernhard Alpstaeg, ein riesengrosser Fan des FC Luzern mit grossem Vertrauen in die Geschäftsleitung. Mit Zuwendungen der Stadion Luzern AG zu Gunsten der FCL Innerschweiz AG geht es um einen Beitrag in der Höhe von maximal 800’000 Franken. Ganz wichtig: Hier reden wir nicht von einem Entgegenkommen des Aktionariats, sondern zum grössten Teil von unserem Vermieter, der Stadion Luzern AG.

zentralplus: Welche finanzielle Hilfe wird das Akionariat letztlich leisten müssen?

Furrer: Das kann man erst abschliessend sagen, wenn wir das volle Ausmass der Krise kennen. Sicher ist es so, dass wir vom Aktionariat Hilfe benötigen werden. Dennoch ist es mein grosses Ziel als Finanzchef des FC Luzern, dass wir uns schnellstmöglich wieder selber finanzieren können. Jetzt sind wir nicht selbstverschuldet in eine Krisensituation geraten, und dies nach zwei Geschäftsjahren, in denen wir selber Eigenkapital generieren konnten. Dorthin müssen wir nach dieser Krise sofort wieder zurückkehren.

«Ich plane mit null Transfereinnahmen.»

zentralplus: Einnahmen kann der FCL in erster Linie aber nur über die Nachwuchsabteilung und Spielerverkäufe generieren.

Furrer: Ja, und weil dieser Bereich für unser Unternehmen so wichtig ist, hat die Geschäftsleitung keinen einzigen Franken aus dem Budget der Nachwuchsabteilung angefasst. Unsere Nachwuchsspieler sind für uns zum einen wertvoll, weil sie nicht zu den teuersten Spielern gehören, wenn sie sich in der ersten Mannschaft etablieren. Und zum andern, weil wir die Besten ja auch gewinnbringend verkaufen können, wenn es für uns Sinn macht. Darum wollen wir in absehbarer Zeit noch mehr in den Nachwuchs investieren als die aktuell 3,6 Millionen.

zentralplus: In der letzten Saison hat der FCL 3,7 Millionen Franken mit seinen Transferaktivitäten eingenommen. Wie sehen Sie die Entwicklung des Transfermarktes nach der Corona-Krise?

Furrer: Ja, die 3,7 Millionen waren ein substanzieller Deckungsbeitrag. Wir sind angewiesen auf diese Einnahmen, und die werden heuer wohl zu einem grossen Teil fehlen, weil sich in der nächsten Zwischensaison kaum ein grosser Markt entwickeln wird. Darum plane ich mit null Transfereinnahmen.

Morgen Samstag erfährst Du im zweiten Teil des Interviews mit Richard Furrer, wie der FCL neue Finanzquellen erschliessen will.

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Tonald Drump
    Tonald Drump, 04.07.2020, 23:06 Uhr

    Nicht jammern, schliesslich haben sie viele ABO CARD – Inhaber beklaut! Im Schnitt rund 300.- pro ABO CARD…… ergibt, bei geschätzten 4‘000 Saisonkarten, ein stolzes Sümmchen. Dass die jetzt da stehen und von grosser Solidarität reden ist die grösste Frechheit. Das Geld wurde nicht gespendet, es gab keine Möglichkeit es zurückzubekommen, somit ist es geklaut. Selbst die Ticketsteuer haben sie einbehalten, obwohl diese kaum fällig wird, wenn keine Tickets für die Spiele verkauft werden. Somit auch noch Steuerbetrug.

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