Auf der Suche nach neuen Erträgen

FCL-Furrer: «Mit der Digitalisierung erhoffen wir uns Zusatzeinnahmen»

Mit der Digitalisierung der eigenen Website will der FC Luzern ein junges und neues Kundensegment ansprechen. (Bild: Martin Meienberger/freshfocus)

Der FC Luzern wird seine Website vor Beginn der neuen Saison relaunchen. Richard Furrer (52), der CFO des Super-Ligisten, sagt, warum in diesen Bereich investiert wurde – und er nennt zum ersten Mal überhaupt die Anzahl Saisonkartenbesitzer, die der FCL aktuell hat.

Die laufende Corona-Saison im Schweizer Profifussball verursacht beim FC Luzern einen zusätzlichen Finanzbedarf von 3 bis 5 Millionen Franken (zentralplus berichtete).

Bis jetzt konnte der FCL nach eigenen Angaben die Liquidität immer sicherstellen. Und eben erst ist der Rechnungsversand für den Aboverkauf und die Sponsoringbeiträge angelaufen.

zentralplus: Geriet die Liquidität des FCL in den letzten Wochen und Monaten jemals in Gefahr?

Furrer: Wir konnten im letzten Geschäftsbericht Eigenkapital von 1,2 Millionen sowie liquide Mittel von 3,9 Millionen Franken ausweisen. Seit Ausbruch der Corona-Krise machen wir eine wöchentliche Liquididätsplanung, ich muss wissen, woher wie viele Franken reinkommen und wo sie wieder rausgehen. So stehe ich auch mit dem Aktionariat in engem Austausch. Aber bis jetzt hat dieses kein Geld einschiessen müssen. Und jetzt fängt der Wiederverkauf der Saisonkarten an, und da hoffen wir, dass wir dank der Solidarität und der Freude am FCL einen Liquiditätsengpass erneut vermeiden können. Das Gleiche gilt natürlich auch für die nun anfallenden Sponsoringbeiträge für die kommende Saison, die zu entrichten sind. Natürlich erhoffe ich mir, dass durch den sportlichen Erfolg, den unsere 1. Mannschaft derzeit hat, viele Fans und Kunden uns weiterhin unterstützen.

zentralplus: Solidarität mit dem FCL zeigten auch die Profis und die weiteren Mitarbeiter, die eine Zeit lang auf Lohn verzichtet haben. Leistete auch Präsident Philipp Studhalter seinen Beitrag? Und was kam dabei als Totalbetrag zusammen?

Furrer: Alle 165 machten mit nach einem Solidaritätsschlüssel. Die Besserverdiener zahlten mehr, die anderen weniger. Darin eingeschlossen war selbstverständlich auch die Geschäftsleitung mit Präsident Philipp Studhalter. Das war ein grossartiges Signal von allen Mitarbeitern.

zentralplus: In welchem Bereich lag der Solidaritätsschlüssel für den Lohnverzicht?

Furrer: Dazu beziehen wir keine Stellung.

Seit Anfang 2017 liegt die finanzielle Verantwortung beim FCL in seinen Händen: Richard Furrer. (Bild: zvg)

zentralplus: Und welchen Sparbeitrag ergab das?

Furrer: Sie können von einem tieferen sechsstelligen Betrag ausgehen.

zentralplus: Die Sportabteilung ist der Treiber eines professionellen Fussballunternehmens. Laut Sportchef Remo Meyer steht der FCL nach dieser Saison aber vor grösseren Einsparungen. Bevor man das macht, schaut man in der Regel nach möglichen Kostenreduktionen in anderen Geschäftsbereichen. Wie sieht das beim FCL aus?

Furrer: Über alle Geschäftsbereiche hinweg gesehen ist die Sportabteilung inklusive Nachwuchs und Matchorganisation mit 16 Millionen Franken unser grösster Kostenblock. Und weil die Corona-Krise alle Vereine trifft, müssen die allermeisten den Gürtel in unterschiedlichem Ausmass enger schnallen. Darin liegt unsere Chance. Wenn wir unsere Kosten auf eine clevere Art und Weise reduzieren können, können wir unsere Qualität im Schweizer Vergleich nicht nur halten – sondern vielleicht sogar noch einen Schritt nach vorne machen.

«Wir fokussieren uns aufs Kerngeschäft und wollen das gut machen.»

FCL-Finanzchef Richard Furrer

zentralplus: Wie hoch fällt der Sponsoringausfall aus, weil es Unternehmen gibt, die ihren vertraglichen Verpflichtungen wegen der Corona-Krise nicht mehr nachkommen können?

Furrer: Unsere grössten Partner Otto’s und die Luzerner Kantonalbank haben ihre Verträge zu den gleichen Konditionen verlängert. Auf diese Unterstützung sind wir stolz und den beiden Unternehmungen auch dankbar. Das hat eine Signalwirkung, auch wenn Neuverkäufe praktisch unmöglich sind, solange wir die Fans nicht uneingeschränkt ins Stadion lassen dürfen. Meines Wissens sind alle Partner in der Lage, ihre Verträge mit uns zu erfüllen. Zudem spüren wir eine grosse Solidarität. Es gab Unternehmungen und Privatpersonen, die auf uns zugekommen sind und uns kleinere Beiträge zukommen liessen. Das war eine wunderbare Erfahrung.

zentralplus: Wie kann der FCL in dieser Zeit neue Geldquellen erschliessen?

Furrer: Das ist zwar extrem schwierig, aber wir haben in die Digitalisierung investiert. Der Relaunch unserer Website ist im Vorfeld der neuen Saison geplant. Davon versprechen wir uns einiges. Wir wollen näher an den Fan ran, mit ihm kommunizieren und ihn und seine Bedürfnisse besser verstehen. Mit dieser Plattform erhoffen wir uns natürlich auch Zusatzeinnahmen, weil wir mehr Angebote und Produkte an die Fans und unsere Partner heranbringen können. Die in verschiedenen Zuschauerbereichen aufgezogenen Werbebanner im Stadion fallen übrigens auch unter kurzfristige Neuerträge.

zentralplus: Hat die Geschäftsleitung noch weitere Ideen am Start?

Furrer: Wenn man weiss, woher man kommt und was man kann, darf man nie abgeneigt sein, neue Ideen zu spinnen. Aber man muss auch wissen, was die eigene Kernkompetenz ist – und das ist bei uns das Spiel mit dem Ball und die damit verbundene Matchorganisation. Im Zeichen dieser Matchorganisation wollen wir uns über die Digitalisierung weitere Finanzquellen erschliessen. Aber wir werden sicher keine anderen Events organisieren, aber unser Stadion natürlich an andere Veranstalter vermieten. Wir fokussieren uns aufs Kerngeschäft und wollen das gut machen.

«Wenn wir alle Aboinhaber zusammennehmen, kommen wir auf knapp 6’100 Einheiten.»

zentralplus: Wie läuft der Saisonaboverkauf für die nächste Spielzeit?

Furrer: Das kann ich noch nicht sagen, weil unsere Fans die Rechnung in diesen Tagen erhalten werden. Ich gehe davon aus, dass man ab September wieder ins Stadion gehen kann. Natürlich hoffen wir, dass alle Fans unsere Mannschaft und den Klub weiter unterstützen und sich für die kommende Saison die Abokarte erneut sichern werden.

zentralplus: Was ist die Zielvorgabe? Gleich viele zu verkaufen wie vor dieser Saison?

Furrer: Ja, wenn uns das gelingt, wäre das super cool und ein Erfolg. Erst recht vor dem Hintergrund, dass die Zuschauerzahlen bei uns in den letzten Jahren rückläufig waren.

zentralplus: Von welcher Zahl reden wir? Warum weigerte sich der FCL bislang, die Gesamtzahl seiner Aboverkäufe zu beziffern?

Furrer: Es gibt beim FCL verschiedene Kategorien von Abo-Cards – das sind zum Beispiel Marketingsaisonkarten, bezahlte Saisonkarten und kostenfreie für Angehörige der Spieler und Mitarbeitende unserer Geschäftsstellen. Da häufig Zahlen verglichen werden, ohne dabei den Kontext in Betracht zu ziehen, haben wir unsere Zahlen bisher sehr zurückhaltend kommuniziert. Wir können aber sagen, dass wir, wenn wir alle Aboinhaber zusammennehmen, auf knapp 6’100 Einheiten kommen.

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