Luzerner Lebenszeichen im Kampf gegen den Abstieg

FCL: Der neue «Hoffnungs-Dräger» mit dem gewissen Etwas

Als Aussenverteidiger hat Mohamed Dräger (links, im Zweikampf mit Sions Wesley) das Offensivspiel der Luzerner dynamisiert. (Bild: Martin Meienberger/freshfocus)

Die Luzerner nutzen die dritte Gelegenheit in der Rückrunde zum ersten Sieg. Mit einer der besten Leistungen der aktuellen Saison gibt der FCL vorerst die rote Laterne ab. Besonders Mohamed Dräger macht dabei mit seiner dritten Torbeteiligung in seinem dritten Einsatz auf sich aufmerksam. Wie verstärkt der 25-jährige Tunesier den Klub?

Am Sonntagabend, der dem sportlich krisengeplagten FCL Erleichterung verschaffte, stach er aus einem leidenschaftlichen Kollektiv heraus. Mohamed Dräger rückte gegen Sion oft mit Druck mit nach vorne und zeigte dabei, dass sein Abschluss aus jeder Position gefährlich werden kann.

Wäre Dejan Sorgic bei einer Flanke von Samuele Campo nicht im Abseits gestanden, hätte Dräger den FCL noch in den ersten zehn Minuten in Führung geschossen. Trotz seinem permanenten Offensivdrang schien der Defensivverbund der Luzerner seine Stabilität nie zu verlieren (zentralplus berichtete).

Mit dem dritten Tor im dritten Spiel wollte es zwar nicht klappen. Doch in der 57. Minute setzte Dräger seinen Mitspieler Asumah Abubakar aber über rechts mit einer scharfen flachen Flanke in Szene und lieferte damit den Assist zur entscheidenden 1:0 Führung für die Hausherren.

Der FCL findet in Dräger eine wichtige Verstärkung

Nicht nur, dass zwei der der über die Winterpause verpflichteten Spieler für den Treffer verantwortlich waren. Vielmehr war Dräger damit an jedem Tor des FCL in der Rückrunde beteiligt. Initiative im Spiel nach vorne und das Erzeugen von Torgefahr ist auch bitter nötig. Neben der zuvor oft dürftigen Defensivarbeit hat der FCL bislang nur 22 Tore erzielen können. Ein Wert, der nur von Lausanne unterboten wird.

Die Gefahr, die bei einem offensiv ausgerichteten Rechtsaussen bestehen könnte, ist eine anfällige Defensive. So verursachte Dräger im Auswärtsspiel letzte Woche gegen Lugano (1:2) in der Schlussphase noch fast ein vorentscheidendes Gegentor, als ihm ein Ball gegen Numa Lavanchy versprang. Doch der Tessiner verzog seinen Abschluss.

«Mohamed Dräger bringt den nötigen Spirit auf den Platz.»

FCL-Mittelfeldspieler Ardon Jashari

Dass der FC Luzern vor allem auch defensive Stabilität benötigt, um im Kampf gegen den Ligaerhalt bestehen zu können, illustrieren die 41 Gegentore nach 21 Super League-Spielen. Nur St. Gallen und Lausanne haben mehr eingesteckt. Gegen Sion zeigte Dräger aber, dass er mit seinen Fähigkeiten auf beiden Seiten des Spielfelds den Unterschied ausmachen kann.

Damit bringt er genau jene Qualitäten mit, die sich der FCL schon von mit der Verpflichtung von Patrick Farkas versprach. Doch der im Sommer neuverpflichtete Österreicher löste den Vertrag nach einem halben Jahr und meist unbefriedigenden Leistungen wieder auf.

Drägers gute Form ist ziemlich erstaunlich

Über die gesamte Spielzeit brachte Dräger gegen Sion Energie und Tempo auf den Platz. So entschärfte er in der 78. Minute einen Angriff über den Flügel, rückte in der anschliessenden Gegenbewegung über die Mitte auf und spielte einen gefährlichen Pass auf Cumic, der aber einen Abschluss verpasste.

Dräger kam also gerade zur richtigen Zeit zum FCL. Er ist ein Spieler, der mithilft, die fragile Defensive zu stabilisieren, und gleichzeitig aber Druck und Durchschlagskraft mit nach vorne bringt. Der Tunesier könnte für Luzern somit das gewisse Etwas darstellen, das bislang schmerzlich vermisst wurde.

«Mohamed Dräger bringt alles mit sich, was meinen Fussball ausmacht: eine unglaubliche Energie und positive Power.»

FCL-Trainer Mario Frick

Seine aktuell gute Form kommt dabei ein wenig überraschend. Der 25-jährige Tunesier wurde vom englischen Zweitligisten Nottingham Forest ausgeliehen, bei dem er keine Partie in der ersten Mannschaft gespielt hatte. Seit vergangenem Sommer stand Dräger nur für die Tunesische Nationalmannschaft am Africa Cup of Nations im Einsatz.

Der FC Luzern besitzt eine Kaufoption, wenn Dräger im Sommer voraussichtlich zu Nottingham Forest zurückkehren wird. Eine Option, die zum jetzigen Zeitpunkt mehr als interessant zu sein scheint, wohl aber auch ein kostspieliges Unterfangen sein könnte.

Trotzdem scheint Dräger die ganze Mannschaft bereits in seinen wenigen Tagen in Luzern zu beflügeln. Mit seiner Erfahrung und seinen spielerischen Fähigkeiten könnte er einen grossen Beitrag zur Mission Klassenerhalt beitragen.

Dräger entspricht exakt dem Spielstil von FCL-Trainer Mario Frick

Dräger scheint das Puzzleteil zu sein, wonach der FCL schon lange gesucht hat. Der junge Senkrechtstarter Ardon Jashari befand nach der Partie, dass Dräger eine sehr gute Persönlichkeit in die Kabine mitgebracht habe und in seiner kurzen Zeit beim Klub den nötigen Spirit auf den Platz bringe.

Auch Cheftrainer Mario Frick outet sich als Fan. Zu zentralplus sagte er nach seinem ersten Meisterschaftssieg mit dem FCL: «Mohamed Dräger bringt alles mit sich, was meinen Fussball ausmacht: eine unglaubliche Energie und positive Power. Nicht nur auf dem Platz, sondern auch in der Kabine pusht er seine Mitspieler immer wieder.»

Letztlich wäre es zu früh, die Defensivprobleme des FC Luzern als erledigt zu erklären. Dafür waren die Gäste einfach zu passiv und machten teilweise deutlich zu wenig für das Spiel.

Trotzdem verteidigten die Luzerner die wenigen gegnerischen Aktionen, die es gab, quasi ohne grösseren Aufreger weg und zeigten die bisher vielleicht beste Leistung der aktuellen Saison. Mit einer über 90 Minuten abgeklärten Leistung weckt das Team um Frick aber auf jeden Fall neue Hoffnung im Kampf um den Ligaerhalt.

Verwendete Quellen
  • Matchbesuch gegen Sion in der Swissporarena.
  • Gespräch mit FCL-Trainer Mario Frick.
  • Gespräch mit FCL-Spieler Ardon Jashari.
  • Statistik von transfermarkt.

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1 Kommentar
  • Profilfoto von marc_walder
    marc_walder, 16.02.2022, 15:44 Uhr

    Toller Artikel, kreatives Wortspiel, weiter so Herr Heini.

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