So knapp schlitterte FCL an Lösung des Machtkampfs vorbei
Josef Bieri (links) und Bernhard Alpstaeg sind die Protagonisten dieser Geschichte. (Bild: Martin Meienberger/freshfocus)
Bernhard Alpstaeg und der FCL sind so zerstritten, dass eine aussergerichtliche Einigung unmöglich scheint. Doch wie Recherchen von zentralplus zeigen, hätte eine bislang unbekannte Idee den Aktionärsstreit beinahe beendet.
Längst befassen sich mehrere Luzerner Gerichte und die Anwälte Bernhard Alpstaegs und des FCL mit komplizierten juristischen Fragen, die im Aktionärsstreit aufgeworfen wurden. Wie zentralplus jüngst berichtete, dürfte es in einem der Verfahren bald zu einem ersten Urteil kommen.
An eine aussergerichtliche Einigung glaubt kaum mehr jemand. Obschon es Versuche gab, zu verhindern, dass über das Schicksal des FC Luzern vor Gericht entschieden wird. Wie heute bekannt ist, ohne Erfolg. Dabei hätte eine Kompromisslösung beinahe den Frieden im FC Luzern herbeigeführt. Hätte – denn dass bis heute kaum jemand von ihr gehört hat, hat einen Grund: Sie scheiterte.
Bernhard Alpstaeg will FCL-Mehrheitsaktionär sein – ohne Wenn und Aber
«Lass uns eine Brücke bauen und uns in der Mitte treffen», soll FCL-Präsident ad interim Joef Bieri Alpstaeg einst bei einem Gespräch vorgeschlagen haben. «Die Idee fand Bernhard Alpstaeg gut», sagt Bieri heute, «doch treffen wollte er sich auf seiner Seite und nicht in der Mitte.»
Wie aus Gesprächen mit FCL-Insidern hervorgeht, knüpft Alpstaeg bis heute sämtliche Lösungen an die Wiederherstellung seiner einstigen Aktienmehrheit. Eine Forderung, die der FCL nicht bereit ist zu erfüllen.
Diese Idee hätte den Aktionärsstreit beinahe beendet
Ein einziges Mal soll aber tatsächlich ein Kompromiss im Raum gestanden sein, der sowohl Bernhard Alpstaeg als auch die Aktionäre des FCL «grundsätzlich überzeugte», sagt Bieri. Alpstaeg habe im Herbst 2023 vorgeschlagen, seine Aktien in eine neutrale und unabhängige FCL-Stiftung zu überführen. Gemäss Bieri hätten er und die anderen Aktionäre sich vorstellen können, mit ihren Aktien dasselbe zu tun.
«Den Stiftungsrat hätten wir gemeinsam mit unabhängigen Personen aus der Region besetzt und breit abgestützt – und uns dann alle aus dem FCL zurückgezogen», führt Bieri aus.
«Zuerst du, dann ich» – dieses Spiel hat noch nie funktioniert
«Wir Aktionäre wären diesen Weg wohl gegangen, zuerst hätte Bernhard Alpstaeg aber seine diversen offenen Verpflichtungen gegenüber dem FCL endlich erfüllen müssen», sagt Bieri. So habe das Aktionariat damals unter anderem gefordert, dass Alpstaeg sieben Millionen in den Fussballclub einzahlt. Dieses Geld sei dem FCL entgangen, als Ex-Präsident Walter StierliBernhard Alpstaeg seine Aktien für nur 500'000 Franken weiterverkauft hat, statt mittels neuer Aktionäre 7,5 Millionen für den Fussballlcub zu generieren. Stierli und Alpstaeg dementieren diese Darstellung des Sachverhalts (zentralplus berichtete).
Seitens Bernhard Alpstaegs scheiterte die Lösung gemäss Bieri hingegen daran, dass er seine verbleibenden 27 Prozent nicht direkt in eine Stiftung einbringen, sondern erst einmal die einstige Aktienmehrheit von 52 Prozent wiedererlangen wollte. Als Mehrheitsaktionär hätte Alpstaeg seine Aktien dann erst nach drei, vier Jahren in die FCL-Stiftung überführen wollen, so Bieri.
Das hält Bernhard Alpstaeg von der Idee einer FCL-Stiftung
«Aufgrund der vielen negativen Erfahrungen mit Bernhard Alpstaeg konnten der FCL und das Aktionariat diesem Ansinnen nicht zustimmen», sagt Bieri. Denn genau solche «Versprechen und Vereinbarungen» habe Alpstaeg in der Vergangenheit mehrfach gebrochen.
«Um dennoch Hand zu bieten, schlugen wir ein ‹Zug-um-Zug-Vorgehen› vor.» Das sei in solchen Fällen üblich. Zudem wären so die Risiken gleichmässig verteilt gewesen, sagt Bieri. Doch Alpstaeg habe auch dies abgelehnt.
Anders erinnert sich Bernhard Alpstaegs Pressesprecher Sacha Wigdorovits ans Scheitern der Kompromisslösung. Er bestätigt zwar, dass die Idee, sämtliche FCL-Aktien in eine neutrale und unabhängige Stiftung zu überführen, tatsächlich mal diskutiert wurde. Doch sei ein solches «Konstrukt» für eine Organisation wie den FCL ungeeignet. Denn in den Fussballclub würden Jahr für Jahr Gelder in Millionenhöhe eingeschossen – was bei einer Stiftung per definitionem unüblich ist. Gemäss Wigdorovits sieht dies auch Bernhard Alpstaeg so.
Einst Moderator und Redaktor beim Radio 3FACH und bei Jam On Radio, schreibt Joel Dittli seit 2023 bei zentralplus. Um auch den künftigen Herausforderungen im Medienalltag gewachsen zu sein, absolviert er die «Diplomausbildung Journalismus» am MAZ Luzern. Als Reggae-Musiker und FCL-Fan ist er am Wochenende oft in Kulturlokalen oder Fussballstadien anzutreffen.