Heimspiel vom Samstag

Sektorsperre am FCL-Match: Jetzt ist der Entscheid da

FCL-Fans protestierten im Dezember 2023 mit massenhaft schwarzem Rauch gegen Kollektivstrafen. (Bild: fcl.fan-fotos.ch)

Wegen Gewalt gegen Sicherheitspersonal haben die Behörden mit einer Sektorsperre fürs nächste FCL-Heimspiel gedroht. Nun ist der finale Entscheid getroffen.

FCL-Fans haben am Samstagabend in Bern nach dem Auswärtsmatch gegen YB das Sicherheitspersonal der BLS und die SBB-Transportpolizei angriffen. Dabei wurden zwei Personen verletzt. Die Motive der Fans sind bis heute unbekannt. Auch bezüglich der Schwere der Verletzungen herrscht Unklarheit.

Wegen der Angriffe sah sich die Konferenz der Kantonalen Justiz- und Polizeidirektoren (KKJPD) unter Zugzwang gesetzt. Die der KKJPD angegliederte Arbeitsgruppe Bewilligungsbehörden, der auch die Luzerner Regierungsrätin Ylfete Fanaj und Polizeikommandant Adi Achermann angehören, drohte den FCL-Fans mit der Schliessung der Kurve. Nun machen die Behörden die Drohung wahr und sperren die Stehplätze in der Swissporarena. Dies teilt der FCL am Freitagmorgen mit – und wenig später auch der Kanton Luzern.

Der Onlinevorverkauf für das Heimspiel am Samstag wird per sofort eingestellt. Saisonkarteninhaber und Fans mit einem Einzelticket für die Stehplätze dürfen aber in den Sektor D ausweichen. Dort wird ihnen bei den Drehkreuzen ein physisches Ersatzbillett ausgehändigt. Zudem werden an der Tageskasse vor dem Stadion Billette verfügbar sein.

Trotz drohender Sektorsperre wurden FCL-Fans nicht verpfiffen

Dass die Behörden die Kollektivstrafe erst einen Tag vor dem FCL-Heimspiel vom Samstagabend gegen Yverdon Sport aussprechen, hat mit einem aussergewöhnlichen «Deal» zu tun. Dieser wurde in den Kommentarspalten rund um die Posse mal als «cleverer Schachzug», mal als «Nötigung» bezeichnet.

Der Inhalt des «Deals»: Hätten sich die Täter von Bern gestellt oder wären sie von allfälligen Zeuginnen identifiziert worden, hätte die Luzerner Polizei, die im Kanton Luzern als Bewilligungsbehörde agiert, auf die Sektorsperre beim FCL-Heimspiel verzichtet.

Weil die Polizei – trotz Videoüberwachung am Bahnhof Wankdorf – vorerst niemanden fassen konnte, hoffte sie auf die Mithilfe des FCL. Dieser sicherte seine Unterstützung bei der Identifizierung der Täter zu und distanzierte sich klar vom Angriff (zentralplus berichtete).

Nach aktuellem Kenntnisstand ist es aber weiterhin unklar, wer für die Gewalttaten in Bern verantwortlich ist. Der «Deal» der Behörden platzt am Freitag.

Das sind die Konsequenzen fürs FCL-Heimspiel

Darum setzt die KKJPD Stufe 3 des Kaskadenmodells in Kraft. Diese sieht vor, dass für die Gewalttaten Einzelner die ganze Kurve – vom Schulbuben über den Ultra bis zur pensionierten Matchbesucherin – bestraft wird. Ob sie die Kollektivstrafe als «präventiv» wahrnehmen werden, wie das Hooligankonkordat dies zwingend vorsieht, darf bezweifelt werden.

(Bild: Grafik: kok)

FCL-Fans umgehen Kollektivstrafen konsequent

Dass die Fans der Kurve dem Match fernbleiben werden, ist ebenfalls unwahrscheinlich. Dies zeigt ein Blick in die Vergangenheit: Die FCL-Fans umgingen die seit Frühling 2023 immer wieder ausgesprochenen Sektorsperren jeweils, indem sie sich mit Tickets für andere Tribünen eindeckten.

So etwa im April, als rund 800 Luzerner trotz gesperrten Gästesektors vor dem Stadion in St. Gallen standen – und schlussendlich trotzdem im Gästesektor landeten (zentralplus berichtete).

Auch bei allen anderen Partien der Super League mit Sektorsperren scherten sich die Fans nicht um die Einschränkungen durch die KKJPD und führten die Kollektivstrafen Mal für Mal ad absurdum. So standen Fans des FC Zürich bei einem Heimspiel mit Sektorsperre nicht in der Südkurve, sondern im Gästeblock.

Das sind die Konsequenzen fürs FCL-Heimspiel

Um zu verhindern, dass derartige Manöver den Strafcharakter der Massnahme aushebeln, hat die KKJPD begonnen, Sektorsperren mit einem Vorverkaufsstopp für Matchbillette zu koppeln. Doch weil die Behörden im vorliegenden Fall mit der Sektorsperre zugewartet haben, durfte der FCL den Vorverkauf weiter laufen lassen. Zwar waren zuletzt keine Tickets für die Kurve, also die Stehplätze in den Sektoren B2 und B3, verfügbar. Stattdessen sind nun aber andere Stadionbereiche, die bei Spielen gegen Mannschaften wie Yverdon Sport normalerweise nur spärlich gefüllt sind, fast ausverkauft.

Die lautesten FCL-Fans stehen jeweils in den Sektoren B2 und B3, die Gästefans im C6. (Bild: zvg)

Die in dieser Saison überraschend erfolgreichen Luzerner Fussballer rund um Trainer Mario Frick dürfen also doch auf die Unterstützung der Kurve zählen. Bei einem Sieg mit zwei Toren Unterschied stünde der FCL wieder eine Nacht lang an der Tabellenspitze der Super League.

Verwendete Quellen
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