2:2 gegen Lugano macht einmal mehr deutlich

Ohne Plus an Energie ist der offensiv blasse FCL verloren

Trotz versöhnlichem Ende: Spielerisch war es nicht das, was sich die Zuschauer von FCL-Trainer Mario Frick und seinen Spielern wünschten. (Bild: Martin Meienberger/freshfocus)

Die erfolgreiche Aufholjagd gegen den FC Lugano stärkt die Moral der Luzerner im Kampf gegen den Abstieg. Sie zeigt aber auch: Dem FC Luzern fehlt eine klare Vorstellung von Offensivfussball, um den Unterschied spielerisch herbeiführen zu können. Eine Analyse.

Der erste Auftritt der Luzerner nach zwei Wochen Nati-Pause. Die Chance, mit einem Heimsieg den Kampf um den Ligaerhalt zu Beginn des letzten Meisterschafts-Quartals nochmals richtig spannend zu machen. Doch dann so etwas Verstörendes vor der Pause (zentralplus berichtete).

Die Vorstellung der Seinen in der ersten Halbzeit habe ihn sehr enttäuscht. So verspürt FCL-Trainer Mario Frick keine Lust, hinterher etwas schönzureden: «Wir haben zu wenig Energie und darum auch keine Intensität auf den Platz gebracht. Wir haben zu wenig kreiert. Uns ist es nie gelungen, hinter die Dreierkette der Tessiner zu kommen. Auch bei Standards erzeugten wir zu wenig Torgefahr.»

Seine Einschätzung trifft den Nagel auf den Kopf. Allerdings setzt sie eben auch ein Fragezeichen hinter seine bisherige Trainer-Arbeit mit dem FC Luzern.

Was ist der offensive Plan von FCL-Trainer Frick?

Die offensive Marschrichtung von Mario Frick? Bei jeder Gelegenheit betonte der 47-jährige Liechtensteiner, dass er hinter die letzte gegnerische Abwehrkette kommen wolle. Wie auch immer, frei nach dem Motto: In der Abstiegsnot heiligt der Zweck die Mittel.

Erst setzte Mario Frick auf das Dreschen langer Bälle (zentralplus berichtete), dann bereitete er dem eintönigen Gekicke der Luzerner mit der Hereinnahme von FCL-Regisseur Samuele Campo ein temporäres Ende. Und wurde dafür mit dem Einzug in den Cup-Halbfinal in Biel belohnt.

Temporär deshalb, weil bis heute unklar ist, was die konkrete Vorstellung von Mario Fricks Offensivfussball ist. Hinter die gegnerische Abwehrreihe zu gelangen, ist schliesslich das übergeordnete Ziel jeder Equipe.

Es ist zweifellos die Königsdisziplin im Fussball. Diese geht über Genialität von Einzelspielern, aber auch über die Kreativität, Schnelligkeit, Wucht und einstudierten Laufwege eines ganzen Teams. Und zu guter Letzt braucht es auch Kaltblütigkeit im Abschluss.

Beim FCL stellt sich nach dem zehnten Auftritt unter Mario Frick die Frage, was genau dessen Plan für die Offensive ist. Offensichtlich stehen die Luzerner nach wie vor auf dem Schlauch.

FCL mit grösserem Offensivpotenzial: Warum harzt es?

In den zehn Auftritten dieses Jahres haben sie 12 Punkte geholt bei einem Torverhältnis von 12:16. Und dies trotz den im Winter von Mario Frick neuverpflichteten Stürmern Asumah Abubakar und Marko Kvasina sowie den Verteidigern Mohamed Dräger als auch Denis Simani. Zumindest hat der hoch aufgeschossene Kvasina das späte 2:2 gegen Lugano per Kopf erzielt, als der FCL die Brechstange ausgepackt hatte.

Mario Frick ist nie müde geworden, zu betonen, dass sein neuer Arbeitgeber das spielerisch und offensiv grössere Potenzial habe als seinerzeit der FC Vaduz. Mit diesem ist er 2020/21 trotz aufsehenerregender Rückrunde wegen fehlender Energiereserven abgestiegen.

Liegt es an der Aufstellung, dass der FCL offensiv nicht richtig in die Gänge kommt? Dazu mag man anmerken, dass die schnellen und laufstarken Stürmer Asumah Abubakar und Nikola Cumic nicht so recht oder schon gar nicht wissen, wo das gegnerische Tor steht.

Und das schreit nach der Frage: Warum ist ein Ibrahima Ndiaye bislang nur zweite Wahl?

Für Fricks FCL bleibt der Weg zum Ligaerhalt ein steiniger

Aber zentralplus will nicht grübeln. Denn auch mit Ndiaye in der Startelf ergibt sich wohl kaum ein «big bang» in der offensiven Durchschlagskraft des FC Luzern.

Und das führt zur ungemütlichen Erkenntnis: Solange Mario Frick seinen Spielern keine klare und überzeugende Vorstellung seines Offensivfussballs vermitteln kann, bleibt der Weg zum FCL-Ligaerhalt ein steiniger. Erst recht auch über die drohende Barrage gegen den Zweitplatzierten der Challenge League.

Es bleibt bloss der Handwerker-Fussball: Energie, Engagement und Aggressivität können den FC Luzern zum Ligaerhalt führen. Doch selbst diesem Minimalanspruch ist der FCL vor über 15’100 Zuschauern erst nach dem Seitenwechsel gerecht geworden.

FCL-Hoffnung: Endlich konnte Ugrinic Akzente setzen

Immerhin hat er nach diesem Strickmuster noch zwei Tore aufholen und das 2:2 realisieren können. Der im Frick-System verloren wirkende Luzerner Hoffnungsträger Filip Ugrinic hat dabei endlich mal entscheidende Akzente setzen können.

Mit dem Steigerungslauf hat sich der FCL Mumm geholt für den Cup-Halbfinal. Dieser findet in gut zwei Wochen gegen den gleichen Gegner in Lugano statt. Seit dem Viertelfinalsieg im April vor einem Jahr ist der FCL in fünf Duellen viermal als Verlierer vom Platz gestapft.

Davor kommt aber dem FCL-Auswärtsspiel am nächsten Samstag bei den Grasshoppers eine wegweisende Bedeutung zu. «Wir wollen gewinnen», bemüht Mario Frick mit entschlossener Miene eine lapidare Sport-Floskel. Dabei drängt sich allerdings erst recht die Frage nach dem Wie auf.

Die bisherige Rückrunde macht nämlich deutlich: Ohne ein Plus an Energie gegenüber dem Gegner ist der offensiv ideenlose FCL bis dato verloren.

Verwendete Quellen
  • Besuch des FCL-Heimspiels gegen Lugano in der Swissporarena
  • Medienkonferenz mit FCL-Trainer Mario Frick
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6 Kommentare
  • Profilfoto von Old Rabitt 2
    Old Rabitt 2, 05.04.2022, 16:40 Uhr

    Volles Stadion gegen Lugano und dann diese (mickrige) Leistung. Gegen Lugano mit dieser Taktik ins Spiel zu gehen, spricht nicht unbedingt für den FCL Staff. Es wurde klar ersichtlich, dass der FCL in der 1. HZ taktisch falsch aufgestellt war und die Ausrichtung mit der Raute gegen den FC Lugano zum vergessen ist. U.a. gehen so Dräger, Frydek und Ugrinic komplett unter und als in der 2. HJ endlich die Fesseln gelockert wurden, respektive sich Frick vom Rautesystem mit dem 4,4,2 verabschiedet hat, sprang immerhin der Funke (teil der Spieler gingen endlich Risiko ein). Vertikalspiel ohne Jashari ist jedoch zum Vergessen respektive gibt es nicht und wenn, dann wurde sofort geskort (vgl. Gentner zu Ugrinc). Erst mit dem Positionswechsel von Ugrinic in der 2.HZ kam (ein wenig) Tempo ins Spiel, aber immer noch viel zu wenig. Hier müssen wir dem Ineichen Recht geben > Tempo fehlt komplett im FCL Spiel. Funken vom Publikum würde sofort überschwappen, wenn schnell von hinten in die gefährliche Zone gespielt würde. Da tut sich der FCL grausam schwer und Burch und Simani sind in der Spielauslösung viel zu bescheiden oder anders gesagt können es nicht (sehen die Räume nicht). Frydek und Dräger technisch zu viele Mängel und schon steht die ganze Mannschaft im Schilf. Erst mit dem Postitionswechsel von Ugrinic konnte der sehr faden FCLAufritt korrigiert werden. Warum Frick Ibra nicht von Anfang bringt, kann noch problematisch werden um so mehr Cumic und Abubakar die Fussballinteligenz fehlt (falsche Laufwegen, zu grossen Abstände, keine Harmonie dieser beiden Spieler) und kein Ball gehalten werden kann respektive Cumic nie ein 1 gegen 1 gewinnt.
    Ein FCL-Pressing sah man in einer einzigen Aktion vor der Pause und sofort, wäre das Publikum da gewesen und vor allem könnten sich die FCL Spieler an einem kleinen Ereignis (Ballgewinn im Pressing) Selbstvertrauen holen und der Weg zum gegniersichen Goal wäre verkürzt.

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    Karl Ottiger, 05.04.2022, 13:53 Uhr

    Über Abubakar würde ich nicht so urteilen weil von links und rechts kommt auch kein gescheiter Ball rein und die Zweikampfbälle die er bekommt sind schwer zu verarbeiten die Spielweise die er braucht bekommt er im moment nicht die Stürmer muss man nicht nur in die Füße abspielen die muss man auch schicken mit guten Pässen und dort liegt das problem aber trotzdem hopp Luzern

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    Goeggeler, 05.04.2022, 12:09 Uhr

    Ja, leider hat Herr Ineichen recht, nach vorne geht nur sehr wenig. 30 Tore in 28 Spielen da muss man nichts mehr hinzufügen. Vor einem Jahr schoss der FCL noch am zweitmeisten Tore und hatte einen Plan nach vorne zu spielen. Abubakar genügt wohl in der Challenge League, aber in der Super League hat er zu wenig Durchsetzungsvermögen.
    Hoffen wir, dass es trotzdem reicht um den Abstieg zu verhindern! Hoooppp Lozärn!

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    Johhny Rep, 04.04.2022, 14:04 Uhr

    Ndiyae gehört gegen GC in die Startelf!!!

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  • Profilfoto von Karl Ottiger
    Karl Ottiger, 04.04.2022, 14:00 Uhr

    Ganz so unrecht hat Herr Ineichen nicht um Tore zu erziehlen stimmt das Tempo in der Vorwärtsbewegung nicht das Umschalten geht zu langsam von sich anstatt mit schnellem Umschalten den Gegner zu fehlern zu zwingen machen sie mit dem langsamen Aufbau die möglichen Löcher selber zu. Luzern gibt dem Gegner mit dieser Spielweise genug zeit sich wieder zu organisieren aber man ist im Abstiegskampf und da zählt bekanntlich jeder Punkt aber mit diesem Stiel reicht es halt manchmal nur für einen anstatt für drei in diesem sinne hopp Luzern

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    Mac Tanner (the one and only), 04.04.2022, 11:02 Uhr

    Es war klar, dass es der FCL ohne die FCL-Energie-Generatoren Jashari und Schulz einen schweren Stand haben werden gegen die starken Luganesi. Die immerhin punktgleich mit YB (Platz 3) sind. Das Torverhältnis von Lugano (+2) gegenüber unserem FCL (-20) bedeuten krasse 23 Punkte Unterschied in der Tabelle. Pro Tor 1 Punkt…Wahnsinn! Das zeigt wie nah Erfolg und Misserfolg im Fussball liegen. Wir sind im Abstiegskampf, keine Zeit für eine generelle Neuausrichtung, jetzt schon wieder den Trainer in Frage zu stellen nervt gewaltig, Herr Ineichen. Er wurde geholt um den Klassenerhalt zu bewerkstelligen und er hat immerhin schon mal den Abstand zu Lausanne vergrössert. Jetzt MUSS ein Auswärtssieg gegen GC her, ALL IN !!! Und Vollgas ab der 1. Minute! HOPP FCL #Nichtabstieg & Cupsieg 2022#

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