Vor dem wegweisenden Auswärtsspiel gegen GC

FCL-Trainer Frick bemängelt die Mentalität seines Teams

Wer hat am späten Samstagabend bei der Trainer-Verabschiedung mehr Grund zum Lächeln? GC-Trainer Giorgio Contini (links) und FCL-Trainer Mario Frick treffen sich zu einem kapitalen Duell um den Ligaerhalt. (Bild: Martin Meienberger/freshfocus)

Will sich der FC Luzern ohne Umweg über die Barrage den Ligaerhalt in der Super League sichern, muss er am Samstag wohl das Duell gegen GC gewinnen. Die bange Frage ist: Kann der Cupsieger 2021 die dafür erforderliche Mentalität auf den Platz bringen?

Er sagt es im Brustton der Überzeugung. Und so, als ob es an seinen Worten nicht den geringsten Zweifel geben könnte. «Wir werden parat sein», so FCL-Trainer Mario Frick.

Doch das scheint vor dem Hintergrund des letzten Heimauftritts gegen Lugano (2:2) eine gewagte Prognose zu sein. Über 15'000 Zuschauer in der Swissporarena. Und dann präsentiert sich der FCL in der ersten Halbzeit leblos und uninspiriert (zentralplus berichtete).

Mario Frick will festgehalten haben, dass dies unter seiner Ägide zum ersten Mal passiert sei. Den beiden trostlosen Kicks und Niederlagen gegen Basel und Lugano gleich zu Beginn seiner Zeit als FCL-Trainer zum Trotz (zentralplus berichtete).

Grosse Kulisse? Das liebte der FCL-Trainer in seiner Profikarriere

Dass seine Spieler eine ausserordentlich grosse Kulisse erwartete, wussten Frick und seine Mannschaft zum Voraus. Dennoch kommt er zum Schluss: «Das waren sich die Spieler nicht mehr gewohnt. Darum haben sie die 15'000 Zuschauer eher gehemmt als gepusht. Der Ballführende bevorzugte darum beim Passspiel die Sicherheitsvariante.»

Doch für diesen Vorgang in den Köpfen seiner Spieler kann Mario Frick kein Verständnis aufbringen. Mit Blick auf seine eigene Fussballerkarriere sagt er, dass er eine grosse Kulisse im Stadion stets geliebt habe.

«Wir werden bei der Zusammenstellung des Teams für nächste Saison ein besonderes Augenmerk auf diesen Aspekt richten.»

FCL-Cheftrainer Mario Frick

In diesem Zusammenhang geht es selbstredend um Leadership auf dem Platz. Um Mentalität und Dynamik. Um Leistungsträger, die eine Mannschaft mitreissen können. Das zeichnet funktionierende Mannschaften aus.

Diesen eklatanten Mangel im abstiegsbedrohten FC Luzern hat zentralplus schon früh und mehrfach als Baustelle im Verlaufe dieser Saison signalisiert (zentralplus berichtete).

Die Erkenntnis, die sich bei den FCL-Verantwortlichen verfestigte

Mittlerweile scheint sich diese unvorteilhafte Erkenntnis über die sportlichen Arbeitnehmer auch in den Köpfen der Klubverantwortlichen verfestigt zu haben. «Wir haben unsere Analyse gemacht und werden bei der Zusammenstellung des Teams für nächste Saison ein besonderes Augenmerk auf diesen Aspekt richten. Aber die Details bleiben intern», sagt Mario Frick (zentralplus berichtete).

«Wenn es dem Team nicht läuft, neigen viele Spieler dazu, sich zu verstecken.»

Auf das Nachhaken von zentralplus, dass der FCL den Eindruck hinterlasse, im positiven wie im negativen Sinne nicht zu wissen, wie ihm auf dem Platz geschehe, platzt es aus Frick heraus: «Mit Ihrer Kritik haben Sie zum Teil völlig Recht.»

Es gebe wenige Spieler im aktuellen FCL-Kader, die vorneweg gingen, die die Geschicke eines Spiels in die Hand nähmen und so Zeichen setzten, so Frick. «Wenn es dem Team gut läuft, fühlen sich alle wohl. Wenn aber nicht, neigen viele Spieler dazu, sich zu verstecken.»

Bis auf die Neuen blieb die FCL-Truppe authentisch

Der FCL-Cheftrainer nimmt für sich in Anspruch, die Mannschaft von allem Anfang an punkto Mentalität in die Verantwortung genommen zu haben. «Es gibt durchaus den einen und anderen Spieler, der einen Schritt in die richtige Richtung gemacht hat», sagt Mario Frick.

Vielleicht denkt er dabei vor allem an die Luzerner Neuverpflichtungen im Winter und den 19-jährigen Senkrechtstarter Ardon Jashari aus dem Nachwuchs (zentralplus berichtete). Der Rest des Teams bevorzugte es bisher doch eher, authentisch zu bleiben.

Aus Luzerner Sicht sind das gewiss keine optimalen Vorzeichen vor dem kapitalen Auswärtsspiel bei GC. Die Frage drängt sich auf: Welcher Luzerner nimmt am Samstagabend im Letzigrund die Zügel in die Hand und gibt die Marschrichtung vor?

Positive Signale der FCL-Spieler tun dringend Not

Die Grasshoppers, die bloss einen Punkt in den letzten sechs Meisterschaftspartien ergatterten, haben acht Spieltage vor der Endabrechnung fünf Punkte Vorsprung auf den FCL. Nur mit einem Auswärtssieg vor wahrscheinlich überschaubarer Kulisse können Fricks Mannen den Kampf gegen den Abstieg neu befeuern und den Ligaerhalt über Platz 8 erreichen.

«Auch bei einem Unentschieden gegen GC ist für uns nichts verloren.»

Laut dem Narrativ des FCL-Cheftrainers ist auch bei einem Unentschieden nichts verloren. Selbst bei sieben verbleibenden Spielen sei der aktuelle Rückstand von fünf Punkten aufzuholen, glaubt Mario Frick. Allerdings ist da noch das deutliche schlechtere Torverhältnis der Luzerner gegenüber GC.

Hingegen sei Verlieren verboten, ist sich Mario Frick bewusst. Letzten Endes läuft aber alles auf das Gleiche hinaus: Ohne Leadership, Mentalität und Dynamik kämpft der FCL auf verlorenem Posten um den Ligaerhalt.

Entweder am Samstag gegen GC im Letzigrund. Oder spätestens in der Barrage gegen den durch viele Erfolge aufgeputschten Zweiten der Challenge League.

Positive FCL-Signale der Spieler tun dringend Not.

Verwendete Quellen
  • Gespräch mit FCL-Trainer Mario Frick.
  • Aufmerksames Verfolgen des FCL in dieser und vielen vorangegangenen Saisons.

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2 Kommentare
  • Profilfoto von Goeggeler
    Goeggeler, 08.04.2022, 23:13 Uhr

    Bei der Kaderzusammenstellung für die Saison 2022/23 nimmt man besser Rücksicht auf die Wünsche desjenigen Trainers der das Amt im Januar 2023 übernimmt. Dann muss man nicht wieder neue Spieler suchen und die Spieler sind bei seiner Amtsübernahme schon eingespielt.

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  • Profilfoto von Mac Tanner
    Mac Tanner, 08.04.2022, 08:14 Uhr

    Der bauernschlaue Frick versucht nun denselben Trick, den HCD-Trainer Wohlwend angewendet hat, der mit seiner öffentlichen Kritik an seinen Spieler die Playoff-Serie gegen Rappi von einem 0:3 zu einem 4:3 Sieg umgewandelt hat. HOPP LOZÄRN

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