Tägliche «Enthüllungen» angekündigt

FCL-Streit: Gegner lancieren Alpstaeg-Adventskalender

Mehrfach forderte die Fan-Bewegung «Zäme meh als 52%» Bernhard Alpstaeg zum Rückzug aus dem FCL-Aktionariat auf. (Bild: kap)

Die Gruppierung «zäme meh als 52 Prozent» will mit einem digitalen Adventskalender täglich «krumme Deals» und «hinterlistige Geschichten» rund um Bernhard Alpstaeg aufdecken. Während der FCL-Mehrheitsaktionär schweigt, sieht ein Spezialist für Recht im digitalen Raum in solchen Aktionen immer ein rechtliches Risiko.

Zurzeit sind die Augen der Fussballfans auf die Fussball-WM in Katar gerichtet. In der Schweizer Fussballliga rollt der Ball erst wieder Ende Januar. Diese Zeit nutzt die Gruppierung «zäme meh als 52 Prozent» für eine neue Aktion. Zur Erinnerung: Die Bewegung hat sich formiert, nachdem Bernhard Alpstaeg angekündigt hatte, die ganze Vereinsführung des FCL zu entlassen (zentralplus berichtete).

Bis am 24. Dezember kann man auf einer neu eingerichteten Website täglich ein Türchen eines digitalen Adventskalenders öffnen. Dahinter verbergen sich laut der Gruppierung neue Geschichten rund um Alpstaeg und seine Entourage. Oder, wie es hinter dem ersten der 24 Online-Türchen heisst: «Wir decken auf, welche krummen Deals, hinterlistigen Geschäfte und intriganten Personen sich hinter Alpstäg und seinen Ideen tummeln. Tag für Tag. Türchen für Türchen».

Gruppe möchte «informieren und Transparenz schaffen»

«Ein FC Luzern mit einem Mehrheitsaktionär Bernhard Alpstaeg kann und wird nie funktionieren. Auch in Zukunft nicht!», schreibt die Gruppierung in einer Medienmitteilung. Und weiter: «Unsäglich, dass ein Einzelner – Bernhard Alpstäg – den FC Luzern zerstören will (und womöglich kann).»

Wie kam Bernhard Alpstaeg überhaupt zu seiner Aktienmehrheit? Klar ist, dass er Aktien vom ehemaligen FCL-Präsidenten Walter Stierli erhalten hat. Doch zu welchen Konditionen? Diese Frage haben Fans an der ordentlichen GV des FCL gestellt. Antworten haben sie keine bekommen. Man werde der Sache aber nachgehen und vielleicht zu einem späteren Zeitpunkt darüber informieren, hiess es vonseiten des FCL (zentralplus berichtete).

Damit gibt sich «zäme meh als 52 Prozent» augenscheinlich nicht zufrieden. Die Frage hat die Gruppierung motiviert, «tiefer zu graben», wie sie in der Medienmitteilung weiter schreibt. Und sie glaubt, Antworten gefunden zu haben: «Pünktlich zur Adventszeit beantworten wir diese und weitere Fragen. Schau vorbei, schau hinein und lass dich überraschen.»

FCL-Vizepräsident Josef Bieri (links) und Mehrheitsaktionär Bernhard Alpstaeg. (Bild: Martin Meienberger/freshfocus)

Gegenüber zentralplus schreibt die Gruppierung kurz angebunden, die Ziele der Aktion seien die gleichen wie die von «zäme meh als 52 Prozent». Dazu zählen: Den aktuellen Verwaltungsrat beibehalten, das Ende des Mehrheitsaktionärmodells und mehr Mitentscheidungsrechte für FCL-Fans. Jedoch lege man mit dem Adventsblog den Schwerpunkt auf «Informieren und Transparenz schaffen».

In diesem Advent könnten also potenziell brisante Vorwürfe über Herrn Alpstaeg publiziert werden. Was sagt er zur neusten Aktion seiner Gegner? Öffentlich nichts. Zwar spricht Alpstaeg erst am Telefon, zieht seine Aussagen später aber wieder zurück und teilt mit, nicht zitiert werden zu wollen.

Risiko von Ehr- und Persönlichkeitsverletzungen besteht

Dafür gibt Martin Steiger Auskunft, Rechtsanwalt und Spezialist für Recht in digitalem Raum. Wie ist die Adventsaktion rechtlich einzuordnen, die wohl wenig schmeichelhafte Details über Alpstaeg ans Licht bringen will – mutmasslich ohne dessen Einwilligung? «Aktionen wie jene der Gruppierung ‹zäme meh als 52 Prozent› werfen immer die Frage auf, wo die Grenzen der Meinungsfreiheit liegen», sagt Steiger. Und: «Es besteht immer das Risiko, dass es zu Ehrverletzungen und Persönlichkeitsverletzungen mit rechtlichen Folgen kommt.»

Allerdings muss sich die betroffene Person rechtlich wehren. Es gilt: Wo kein Kläger, da kein Richter. Laut Steiger kann das aber kontraproduktiv sein: «Rechtliche Verfahren sind aufwendig und nehmen viel Zeit im Anspruch. Wenn das Ergebnis vorliegt, ist die eigentliche Angelegenheit allenfalls längst erledigt.»

«Da wir uns auf Fakten stützen, sehen wir keine Angriffsfläche.»

Gruppierung «zäme meh als 52 Prozent»

Falls sich Alpstaeg wehren würde, müsste ein Gericht oder eine Staatsanwaltschaft berücksichtigen, wo die überwiegenden privaten und öffentlichen Interessen liegen. «Gerade Letztere sind in der vorliegenden Angelegenheit wichtig, denn ein Verein wie der FC Luzern und seine Zukunft hat ohne Zweifel immer auch eine öffentliche Dimension», so Steiger.

Die Gruppierung «zäme meh als 52 Prozent» jedenfalls scheint nichts zu befürchten: «Da wir uns auf Fakten stützen, sehen wir keine Angriffsfläche.»

Verwendete Quellen
  • E-Mail-Verkehr mit «zäme meh als 52 Prozent»
  • E-Mail-Verkehr mit Martin Steiger, Rechtsanwalt
  • Telefonat mit Bernhard Alpstaeg
  • Medienmitteilung von «zäme meh als 52 Prozent»
  • Adventsblog von «zäme meh als 52 Prozent»
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3 Kommentare
  • Profilfoto von Marc
    Marc, 03.12.2022, 12:41 Uhr

    Hopp Berni, räum den Laden auf.

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  • Profilfoto von Lucommenter
    Lucommenter, 02.12.2022, 20:01 Uhr

    Etwas deplatziert die Adventszeit für Schmutzkampagnen zu missbrauchen. Eigentlich möchte uns Weihnachten etwas anderes lehren. Und ob man es wahr haben will oder nicht, Fussball ist ein Sport und der FC Luzern eine AG – nicht mehr und nicht weniger.

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    • Profilfoto von Fernando Frey
      Fernando Frey, 03.12.2022, 10:47 Uhr

      Das ist keine Schmutz-, sondern eine Informationskampagne! Sie trägt hoffentlich dazu bei, das Bild Alpstaegs als grossem Geldgeber in der Öffentlichkeit zu berichtigen.

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