200'000 Franken für ein Prozent der FCL-Aktien

FCL-Geheimnis gelüftet: So steht’s um Bieris Aktienverkauf

FCL-Aktionär und Verwaltungsrat Josef Bieri verkündet im Februar 2021 die Neuausrichtung: Gelingt es ihm , bis im nächsten Frühjahr neue Aktionäre an Bord zu holen? (Bild: Martin Meienberger/freshfocus)

Die Befriedung des Aktionariats im FC Luzern ist 15 Monate her. Bis jetzt stiess kein neues Gesicht zum Duo Bernhard Alpstaeg und Josef Bieri. Nun erzählt ein Zentralschweizer Unternehmer exklusiv auf zentralplus, wie weit der Aktienverkauf gediehen ist.

Um die aktuelle Situation rund um den FCL zu verstehen, lohnt sich der Blick zurück: Am 11. Februar 2021 ruft der Klub mitten in der Pandemie zu einer Medienkonferenz, die Relevantes hervorbringt. Der seit Ende 2015 schwelende Streit zwischen den sich unversöhnlich gesinnten «Zeugen Alpstaegs» und den «Sieberianern» ist beigelegt (zentralplus berichtete).

Dem emotional schlauen Josef Bieri ist der entscheidende Schritt geglückt. Er hat Marco Sieber, Samih Sawiris und Hans Schmid für je 100'000 Franken ein Aktienpaket von insgesamt 38 Prozent abgekauft. Dieses hatte beim Eintritt ins FCL-Aktionariat einen Gesamtwert von weit über zehn Millionen Franken. Allerdings übernahm Bieri mit diesem Schritt auch millionenschwere Verpflichtungen im Hinblick auf das Überleben und die Zukunft des Vereins.

Dafür durfte er den damals in die Verantwortung berufenen Verwaltungsrat (VR) grösstenteils selber bestimmen. Josef Bieri machte den früheren FCL-Profi Stefan Wolf zum Präsidenten und Geschäftsführer in Personalunion. Bernhard Alpstaeg bestellte Bruno Affentranger als seinen altgedienten Adlatus gleichzeitig ins strategische Gremium. Eines, das zum Ende ihres ersten Geschäftsjahres beinahe abstieg (zentralplus berichtete).

Beim FCL ist nichts passiert – was bedeutet das?

Zwei Eckpunkte waren Bieri im Februar vor einem Jahr wichtig. Erstens schloss er aus, den FCL in ausländische Hände zu verkaufen. Ihm lag es am Herzen, den Klub in der Zentralschweiz zu verankern. Und zweitens sollte das neue Aktionariat des Super Ligisten in ein bis zwei Jahren installiert sein. Mittlerweile sind 15 Monate ins Land gezogen.

Aber noch immer ist nichts passiert auf höchster Führungsstufe im FC Luzern. Was bedeutet das? Josef Bieri beantwortete eine Anfrage von zentralplus damit, dass sich der Klub mitteilen werde, wenn es etwas zu sagen gebe. Auch die anderen FCL-Repräsentanten hüllten sich bei diesem Thema in Schweigen.

zentralplus hat aber einen Zentralschweizer Unternehmer aufgetrieben, der von Josef Bieri als einer von angeblich über 100 möglichen neuen Aktionären kontaktiert wurde. Aus geschäftlichen Gründen will er seinen Namen auf unserem Portal nicht lesen. Aber die Geschichte aus seinem Gedächtnisprotokoll dürfen wir nacherzählen.

Das Vertrauen in den FCL ist noch nicht gefasst

Bis spätestens in den ersten drei Monaten 2023 will Bieri seinen Aktienverkauf von 38 seiner aktuell 48 Prozent abgeschlossen haben. Ein Prozent der Aktien an der FCL Holding AG soll derzeit 200'000 Franken kosten. Der Surseer redete von seiner Vorstellung, zwei Gefässe auf höchster Führungsstufe zu installieren.

Die Rede ist von einem Kreis von einer Handvoll Unternehmern, die sich engagieren wollen und in allen sechs Zentralschweizer Kantonen beheimatet sind. Dazu ein Gefäss von Publikumsaktionären. Der FC St. Gallen mit fast 9000 Leuten ist das entsprechende Beispiel.

Der Aktiendeal, der in den nächsten zehn Monaten abgeschlossen werden soll, ist aus einem Grund noch nicht über die Bühne: Der Zentralschweizer Geldadel hat noch nicht Vertrauen in den FC Luzern gefasst.

Darum hält sich Bernhard Alpstaeg von den Medien fern

Um in einen per se nicht rentablen Sportverein auf Schweizer Profiniveau Geld einzuschiessen, muss zumindest dessen Image einwandfrei daherkommen. Auf keinen Fall darf es mit dem eigenen Unternehmen negativ konnotiert werden.

Aber genau das war in den letzten Jahren das Problem des FCL. Dieser produzierte nicht nur auf, sondern auch neben dem Rasen regelmässig Schlagzeilen, die seinem Ansehen schadeten. Die möglichen Interessenten verlangten vom FCL nun offenbar den Nachweis, dass nur noch sportliche Schlagzeilen im Zentrum der Berichterstattung stünden.

Ein Jahr ist der Minimalanspruch, um in Geschäftskreisen neues Vertrauen gewinnen zu können. Keiner weiss das besser als FCL-Mehrheitsaktionär Bernhard Alpstaeg. Seit nunmehr vielen Monaten hat er sich von den Medien ferngehalten. Darüber hinaus erklärte er sich bereit, das Schützenhaus vor der Swissporarena zu einem Treffpunkt für die FCL-Fans zu machen. In der Anfangsphase sicher ein saftiges Verlustgeschäft.

Das grösste Problem für den FCL bis vor Kurzem? Seine Ligazugehörigkeit stand auf der Kippe (zentralplus berichtete).

Was dürfen sich die FCL-Aktionäre erwarten?

Bleibt die Frage: Was sollen die künftigen Aktionäre als Gegenleistung vom FCL erhalten?

Sicher, so wird es erzählt, scheint aktuell: Einen Einsitz im Verwaltungsrat liegt nicht drin. Zwischen Aktionariat und Verwaltungsrat im FC Luzern wird eine klare Trennung angestrebt. Allerdings gibt es da mit Josef Bieri (Aktionär und VR), seinem Adlatus, Präsidenten und Geschäftsführer Stefan Wolf und Bernhard Alpstaegs Gesandten Bruno Affentranger noch ein paar Zielkonflikte aufzulösen.

Die Dividende für ein FCL-Engagement wird nicht pekuniärer Natur sein. Also wohl kaum in Form von einem oder mehreren Sitzplätzen in der Presidents Lounge. Schliesslich hat der FCL kein Interesse daran, sein bisheriges Geschäftsmodell zu kannibalisieren.

Die Dividende wird wahrscheinlich eher emotionaler oder sozialer Natur sein. Dem FCL bleiben ja noch ein paar Monate, um sich darüber klarzuwerden.

Und Josef Bieri bleibt bis spätestens im März 2023 Zeit, um getreu seinem eigenen Anspruch eine tragfähige Lösung für den FC Luzern zu präsentieren.

Deine Ideefür das Community-Voting

Die Redaktion sichtet die Ideen regelmässig und erstellt daraus monatliche Votings. Mehr zu unseren Regeln, wenn du dich an unseren Redaktionstisch setzt.

Deine Meinung ist gefragt
Deine E-Mailadresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert. Bitte beachte unsere Netiquette.
Zeichenanzahl: 0 / 1500.


0 Kommentare
    Apple Store IconGoogle Play Store Icon