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Der schlimmste Fehlentscheid, den der FC Luzern in der letzten Krisensaison getroffen hat, ist ausgemerzt. Die Luzerner hielten die Klasse und Nachwuchstrainer Michel Renggli arbeitet wieder auf der Allmend. Seine Rückkehr nach einem halben Jahr in Basel setzt ein positives Signal.
Der gravierende Fehlentscheid, den damaligen U21-Trainer Sandro Chieffo im November 2021 zum Nachfolger des gefeuerten FCL-Trainers Fabio Celestini zu befördern, blieb nicht ohne Nachwirkung. Er wurde klubintern aufgearbeitet.
«Natürlich waren wir mit den vier Wochen vor der Winterpause nicht zufrieden und haben uns intern harte und unbequeme Fragen gestellt. Denn wirtschaftlich, aber auch emotional stand zu viel auf dem Spiel, als dass man einfach zur Tagesordnung hätte übergehen können», sagt FCL-Präsident Stefan Wolf zu zentralplus.
Sportchef Remo Meyer hätte vor der Ernennung realisieren müssen, dass Sandro Chieffo das Rüstzeug für einen Auftritt auf der grossen Bühne fehlt. Die unausweichliche Konsequenz: Der überforderte Interimstrainer der abstiegsbedrohten Luzerner holte nur einen Punkt aus den vier Super-League-Spielen bis zur Winterpause (zentralplus berichtete).
Zum Meisterschaftsende fehlte dem danach neuverpflichteten FCL-Coach Frick und seinen Mannen bloss ein Zähler, um das rettende Ufer nach einer überzeugenden Rückrunde auf direktem Weg zu erreichen. Erst in der Barrage konnte der Liechtensteiner zum FCL-Retter werden (zentralplus berichtete).
Ein sinnfreier Testlauf in Kriens
Die Ironie dieser Geschichte? Im Verlaufe der Rückrunde sah sich Remo Meyer dazu gezwungen, den nach dem missglückten Experiment zur U21 zurückgekehrten Sandro Chieffo vor Ablauf des Vertrags von seinen Aufgaben zu entbinden (zentralplus berichtete).
Doch der Trainerfehlentscheid stiess auch Michel Renggli vor den Kopf. Der 42-jährige Luzerner wurde nach der Entlassung von Kriens-Trainer Davide Morandi im Oktober 2021 als interimistischer Nothelfer für drei Spiele an den Challenge-League-Klub ausgeliehen. Von aussen betrachtet wirkte die Hilfestellung wie ein Test, um sich zu vergewissern, dass der U18-Coach des FCL für höhere Aufgaben bereit ist.
«Ich wollte mich persönlich weiterentwickeln und so professionell wie möglich arbeiten.»
Michel Renggli, U21-Trainer des FC Luzern
Doch es kam alles anders und der übergangene Michel Renggli suchte in der Winterpause das Weite. Im Blick zurück hält er fest: «Als der FC Basel mich zum zweiten Mal anfragte, reizte es mich, etwas anderes zu sehen. Ich war 13 Jahre lang als Profi und Trainer beim FCL und der FCB war während meiner ganzen Karriere der Grossverein in der Schweiz. Ich wollte mich persönlich weiterentwickeln und so professionell wie möglich arbeiten.»
Darum kam es zur Trennung mit dem FC Basel
Aber auch am Rheinknie fand der U21-Trainer sein sportliches Glück nicht. Nach gut vier Monaten war alles wieder vorbei. Unter schwierigen Umständen hatte er die Mannschaft in der Promotion League halten können. Michel Renggli begründet die Trennung damit, dass er andere Vorstellungen von einer Zusammenarbeit hatte als der FC Basel.
Konkreter will er nicht werden. «Zumindest habe ich in meiner Vorbereitung auf eine professionelle Trainerkarriere weitere Erfahrungen sammeln können.»
Nun hat der frühere TV-Experte wieder beim FC Luzern angeheuert und als U21-Trainer einen Einjahresvertrag unterschrieben. «In einem offenen und ehrlichen Gespräch konnten wir uns gegenseitig davon überzeugen, dass einer positiven Zusammenarbeit nichts im Wege stehen wird», sagt Michel Renggli.
Ein schlauer Schachzug des FCL-Sportchefs
Erfreut hat er zur Kenntnis genommen, dass der FC Luzern seine Nachwuchsabteilung noch professioneller aufgestellt hat. Stefan Marini, Meisterspieler von 1989 und in den letzten neun Jahren beim Schweizer Fussballverband SFV als Nachwuchscoach angestellt, arbeitet seit diesem Sommer mit den Talenten und kümmert sich um die Ausbildung der Luzerner Nachwuchstrainer.
«Für mich war das ein Reizpunkt, zum FCL zurückzukehren. Stefan Marini kann mich mit seinem Wissen und seiner Erfahrung weiterbringen. Ihn kenne ich schon lange. Uns verbindet ein gutes Verhältnis», sagt Michel Renggli, der im September die Ausbildung zur Erlangung der Uefa-Pro-Lizenz abschliessen wird. Diese ist der Schlüssel für eine Trainerkarriere im Profigeschäft.
«Für mich zählt nur, gute Arbeit bei der U21 abzuliefern und den jungen Talenten in ihrer Entwicklung weiterzuhelfen.»
Die Rückkehr von Michel Renggli ist ein schlauer und weitsichtiger Schachzug von FCL-Sportchef Remo Meyer. Was auch immer mit dem aktuellen und bis 2024 vertraglich gebundenen FCL-Trainer Mario Frick passieren wird – der Klub hat nun vorgesorgt.
Ein Luzerner Trainerteam für den FCL?
Denn Michel Renggli besitzt das Charisma, die Fähigkeiten und Auftrittskompetenz, um sich dereinst im Profigeschäft etablieren zu können. Er als Cheftrainer und Claudio Lustenberger als sein Assistent – mehr Luzern ginge beim FCL kaum mehr.
Eine schöne Vorstellung, zu der Renggli sagt: «Seien Sie mir nachsichtig, dass ich nicht einen Gedanken daran verschwendet habe. Als Trainer lebst du im Hier und Jetzt. Für mich zählt nur, gute Arbeit bei der U21 abzuliefern und den jungen Talenten in ihrer Entwicklung weiterzuhelfen. Die Herausforderung, die uns in der Promotion League erwarten wird, ist eine grosse.»
Michel Renggli und der FCL: Ab sofort schreiben sie ein neues Kapitel.
- Telefonat mit Michel Renggli.
- Schriftlicher Austausch mit Stefan Wolf.