In gut 90 Spielminuten durch die Hölle gegangen

«Eines der anstrengendsten Spiele» für FCL-Trainer Frick

Offensiv wie defensiv setzte die Leistung der Luzerner ihren Trainer Mario Frick unter Hochstrom. (Bild: Martin Meienberger/freshfocus)

Zehn Runden vor Ende der Super League eröffnet der abstiegsbedrohte FCL eine neue «Mini-Meisterschaft». Dank dem 1:0-Heimsieg gegen GC liegen die Luzerner nur noch fünf Punkte hinter den Zürchern und deren acht hinter Sion. Bei diesen Gegnern beginnt das Nervenflattern. Der FCL hingegen ist beflügelt.

Er hatte ohnehin keine ruhige Minute. Korrigierte von seiner Trainerzone aus die Luzerner Defensive und Offensive. Zwischendurch klatschte Mario Frick in die Hände, um seine Spieler aufzumuntern. Aber meistens gefiel ihm nicht, was er zu sehen bekam.

Als Marko Kvasina in der 57. Minute aber eine gut getimte Flanke von Nikola Cumic über das Gehäuse der Grasshoppers setzte (zentralplus berichtete), fiel der 47-jährige Liechtensteiner kurzzeitig vom Glauben ab. Er hüpfte in Richtung seines Trainerstuhls und verschwand für ein paar Augenblicke unter der überdachten Betreuerbank. Um sich zu schütteln und neu zu sammeln.

Bis zum Ertönen des für die Luzerner erlösenden Schlusspfiffs schnellte der Puls von Mario Frick noch einige Male in die Höhe. Auf die Frage von zentralplus, ob er in diesem Spiel als Trainer Tausende Tode durchlitten habe, sagte er: «Das war Stress pur und eines der anstrengendsten Spiele meiner Trainerkarriere. Mich wurmte es, dass Marko Kvasina diese 100-prozentige Torchance ausliess.»

Das ärgerte FCL-Trainer Mario Frick

Die Vorstellung der Luzerner, die in der zweiten Minute durch ein Eigentor von Léo Bonatini in Führung gegangen waren, überzeugte durch Willen und Einsatz. Aber offensiv fehlte die letzte Konsequenz und Effizienz.

«Wir haben Räume in der Rückwärtsbewegung preisgegeben. Und das hat mich weitere Haare gekostet.»

Mario Frick, Trainer FCL

Und defensiv passte auch längst nicht alles zusammen. Zum Glück für den FCL, der von der Mehrheit der über 11'700 Zuschauer unterstützt wurde, war der Gegner zu harmlos, um daraus Kapital schlagen zu können. In der zweiten Halbzeit erarbeitete sich GC nicht eine einzige Torchance. Das muss einem auch erst gelingen.

«Wir haben Räume in der Rückwärtsbewegung preisgegeben. Und das hat mich weitere Haare gekostet», flachste Mario Frick. «Aber wir haben zu ‹null› gespielt, was dem FCL in dieser Saison nicht so oft gelungen ist. Darum hat mich das Verpassen des 2:0, das uns mehr Ruhe verliehen hätte, mehr geärgert.»

Aber wie sagt man so schön und lapidar? «Ende gut, alles gut.» Schon in wenigen Tagen wird kein Hahn mehr danach krähen, auf welche Art und Weise der FCL das Spiel gewonnen hat. Drei Punkte sind drei Punkte. Erst recht im Kampf gegen den Abstieg. Und deshalb achtete Mario Frick tunlichst darauf, mit der Vorstellung der Seinen nicht zu hart ins Gericht zu gehen.

FCL-Truppe von Frick eröffnet Minimeisterschaft

«Den Auftrag, gegen GC zu gewinnen, haben wir schliesslich umgesetzt», war er sich bewusst. Es sind die Punkte 9, 10 und 11, seitdem Mario Frick die Luzerner in der Winterpause übernommen hat. Genauso viele Punkte hat der damals abgeschlagene FCL in den 18 Spielen der Vorrunde eingefahren.

Darum hat er zehn Spiele vor der Endabrechnung in der Super League so etwas wie eine Minimeisterschaft lanciert. Die Wahrscheinlichkeit, dass der FCL den Ligaerhalt über die Barrage bewerkstelligen muss, ist noch immer höher als der Sprung auf Rang 8.

«Dank unserer Mentalität haben wir den Sieg letztlich ins Trockene gebracht.»

Den achten Rang hält GC mit einem Vorsprung von aktuell fünf Punkten auf die Luzerner. Die Zürcher haben in den acht Spielen 2022 allerdings nur vier Punkte bei einem Torverhältnis von -8 eingefahren. Der Ausflug in die Swissporarena endete mit der vierten Niederlage in Serie.

Der siebtplatzierte FC Sion hat neun Punkte in der Rückrunde ergattert, dabei aber bloss GC und Lausanne besiegt. Sein Vorsprung auf den FCL beträgt nach dem Sonntag acht Punkte.

In der vom FCL lancierten Minimeisterschaft müssen die Mannen von Mario Frick allerdings noch je ein Mal gegen GC und Sion auswärts und gegen Lausanne zu Hause antreten.

Glückliche Momente für FCL-Spieler

Sicher ist: Das Selbstvertrauen der Luzerner ist angewachsen nach dem vierten Saisonsieg, das Momentum liegt beim FCL. Das haben die Freude und Erleichterung der Teamverantwortlichen, die Mario Frick unmittelbar nach Spielschluss um den Hals gefallen sind, beispielhaft demonstriert.

Aber auch das neue Selbstverständnis der Spieler. Der eine oder andere liess es sich nicht nehmen, sich mit dem eigenen Nachwuchs von den begeisterten FCL-Fans feiern zu lassen. Glückliche Momente wie diese hat es beim Cupsieger schon lange nicht mehr gegeben in der Swissporarena.

«Dank unserer Mentalität haben wir den Sieg letztlich ins Trockene gebracht», befand Mario Frick nach einem Sonntagabend, der schier alles von ihm abverlangte. Doch der Einsatz aller Luzerner hat sich ausbezahlt in einem Moment, der sportlich eminent wichtig war.

Verwendete Quellen
  • Besuch des FCL-Heimspiels gegen GC.
  • Persönliches Gespräch mit Mario Frick.
  • Statistiken von Transfermarkt.

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Sohn_Nr.7
    Sohn_Nr.7, 14.03.2022, 09:30 Uhr

    Sollten die Chinesen tatsächlich die Russen in diesem unsäglichen Krieg unterstützen, wird sich das Problem dieses Retortenclubs von selbst lösen. Ich war nie GC-Fan, aber was aus diesem Traditionsverein geworden ist, ist einfach eine Riesenschande! Deshalb hab ich kein Problem damit, wenn die für immer von der Bildfläche verschwinden. Ein Stadtzürcher Verein reicht völlig, da hätte ich lieber noch den FC Winterthur oben als die chinesischen Grasshüpfer!!!

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