Nun wartet Schaffhausen in der Barrage

Druck steigt: Jetzt muss Frick zum FCL-Retter werden

FCL-Trainer Mario Frick bleiben noch zwei Barrage-Spiele, um seine Mission Ligaerhalt zu erfüllen. (Bild: Martin Meienberger/freshfocus)

Die aktuelle Saison des FC Luzern ist eine Aneinanderreihung von Fehleinschätzungen. Darum steht der FCL am Ende auf Platz 9 und muss seinen Platz in der Super League nächste Woche in zwei Spielen gegen Schaffhausen, den Zweiten der Challenge League, behaupten. Eine weitere Fehleinschätzung mag es nicht mehr leiden. Eine Analyse.

Der sportliche Überlebenskampf des vermeintlichen Transfersiegers im letzten Sommer gipfelt in der Barrage (zentralplus berichtete). Ach, was waren doch ein Holger Badstuber, ein Christian Gentner, ein Samuele Campo, um nur ein paar zu nennen, für attraktive FCL-Neuzugänge! Aber leider nur auf dem Papier. Und das sollte sich als grosses Defizit entpuppen.

Auf dem Platz ist nicht einer der Titulare seinem Renommée gerecht geworden. Badstubers Vertrag endete sogar vorzeitig vor Weihnachten. Damit hat die Talfahrt des nach dem Cupsieg aufgeputschten FCL an Rasanz zugenommen. Sie führte in die nächste Fehlentscheidung.

Die Rede ist von der überstürzten und kopflosen Entlassung von Cupsieger-Trainer Fabio Celestini im November (zentralplus berichtete). Und der unbedachten Installierung des überforderten Sandro Chieffo als Interimstrainer für die vier Spiele bis zur Winterpause, aus denen ein einziges Pünktchen resultierte.

FCL-Turnaround unter Mario Frick steht noch aus

Der FCL gönnte sich in dieser Saison die eine oder andere sportliche Verschnaufpause zu viel (zentralplus berichtete). Auch in der Zeit noch, nachdem der Liechtensteiner Mario Frick zur Meisterschaftshälfte mit der Mission Ligaerhalt betraut worden war. Die Punkte-Ausbeute aus den letzten fünf Super-League-Spielen (13) hätte auf einem erfolgreichen Weg zum direkten Ligaerhalt viel früher zur Massgabe werden müssen.

Der Turnaround mit dem FCL ist Mario Frick noch immer nicht gelungen, die Abstiegsgefahr seines Arbeitgebers nach wie vor real. Aber mit 29 Punkten aus 18 Spielen, die in der Rückrunden-Tabelle Platz 4 bedeuten, hat der 47-Jährige den FCL vom direkten Abstiegsplatz 10 immerhin auf den Barrage-Rang 9 geführt.

Als er das Luzerner Himmelfahrtskommando in der Winterpause übernahm, betrug die Entfernung zum rettenden Ufer fünf Punkte. Zum Wahnsinnsende der Super League 2021/22 ist es nur noch einer. Das wie Luzern 40 Punkte aufweisende GC hatte sich wegen des besseren Torverhältnisses schon vor der letzten Runde in Sicherheit gebracht.

Die Tabelle lügt nie

Das Problem von Mario Frick und seinen Mannen war es, dass sie es trotz respektabler zweiter Meisterschaftshälfte nie geschafft haben, ihr sportliches Schicksal in die eigenen Füsse zu zwingen. Die grossen Spiele – die beiden 2:2 gegen GC und YB nach jeweils einem 0:2 und dazu das Aus im Cup-Halbfinal in Lugano nach zweimaligem Rückstand im Penaltyschiessen – hat der FCL nicht gewinnen können. Die einzige Ausnahme, welche die Regel bestätigt, blieb das 3:1 in Sion (zentralplus berichtete).

Fricks Team hat bislang nicht den Nachweis erbringen können, dass es zumindest auf Platz 8 gehört. Und die Tabelle lügt nie, ist ein Bonmot von FCL-Sportchef Remo Meyer. Gleichzeitig muss man festhalten: GC hat es in entscheidenden Spielen besser gemacht als der FCL und Sion nie Kopf und Nerven verloren, auch wenn es am Schluss noch ganz eng wurde.

Mario Frick bekommt mit seinem FCL in der Barrage nun eine letzte Gelegenheit zu beweisen, dass es dem Druck standhalten und zwei grosse Spiele in Folge zu seinem Glück entscheiden kann. Im Klub und seinem Umfeld glaubt man, vor dem Abstieg gefeit zu sein, weil sich in jüngster Zeit alle als «Mentalitätsmonster» gefallen und alles positiv färben, nachdem die Luzerner schon den einen oder anderen Rückstand aufgeholt und gegen St. Gallen und Zürich gedreht haben.

Das FCL-Geschwafel von Moral und Mentalität

Aber hält dieses Selbstverständnis einer realistischen Überprüfung stand? Die Antwort lautet: Leider nein.

Weil es Augenwischerei ist. Unter Mario Fricks Leitung hat es schier System, dass sein Team vorerst in Rückstand gerät. Weil es dann nichts mehr zu verlieren gibt, holen seine Spieler in aller Regel auf. Aber nur in Ausnahmefällen haben sie noch eine Partie gedreht. Meist fehlte der Killerinstinkt.

Da ist es unnütz, in der Nachbetrachtung von «Moral» und «Mentalität» zu reden. Die Frage ist vielmehr: Warum bringen die Luzerner nicht über die gesamte Spieldauer volle Leistung auf den Platz? Und warum gelingt es Mario Frick nicht, seine Mannschaft von allem Anfang an bereit zu machen?

Die heikelste Mission des FCL seit 2009

Es sind Fragen und Bedenken, die in diesen Tagen in der Zentralschweiz bei vielen, die den FCL im Herzen tragen, entweder marginalisiert oder gar ignoriert werden. Aber genau diese Einstellung kann in einem bösen Erwachen enden.

Der FCL steht mit der ultimativen Entscheidung im Abstiegskampf (Hinspiel am Donnerstag in Schaffhausen, Rückspiel am Sonntag in Luzern) vor der heikelsten Mission seit dem Frühjahr 2009. Damals hat Cheftrainer Rolf Fringer den FCL in der Barrage vor dem Fall in die Zweitklassigkeit bewahrt. Wird die Auffahrts- in diesem Jahr zur Abfahrtswoche für die Luzerner?

Sicher ist: Der FCL kann nur verlieren. Der Ligaerhalt wird erwartet. Mario Frick und sein Arbeitgeber dürfen sich also keine weitere Fehleinschätzung erlauben. Und das gegen einen Gegner, der es sich in dieser Saison gewohnt ist, entscheidende Spiele zu gewinnen. Der Druck auf den FCL, liefern zu müssen, ist enorm geworden.

Verwendete Quellen
  • Betreuung des FCL seit vielen Jahren.
  • Unzählige Gespräche mit den FCL-Protagonisten.

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8 Kommentare
  • Profilfoto von Karl Ottiger
    Karl Ottiger, 24.05.2022, 19:23 Uhr

    Celestini war eigentlich überall eine Fehlbesetzung aber was Mario Frick mit dem FCL in so kurzer zeit fertig gebracht hat hätte ich ihm nie zugetraut 29 Punkte mit einer Mannschaft die innerhalb der Truppe so ein grosses Leistungsgefälle hat super einfach super. Er hat sie nach dem pitschipätschi Trainer wieder gelernt zu kämpfen und er hat Wort gehalten der FCL ist Fiter geworden er beackert das ganze Spielfeld und das bis in die 90,93,96 zigste Minute und das macht Freude. Wenn sie so weitermachen bekommt der FC Schaffhausen 2mal 5Stück eingeschenkt. Wenn es einen Fussballgott gibt muss er diesen Club bestrafen der viele Spieler über die Arbeitslosenkasse abrechnet und Winterthur und Wil noch viel Geld offen ist. Was wieder einmal mehr zeigt das der SFV langsam zu einer Sizilianischen Organisation wird aber es ist ja logisch das der Verband nichts macht schliesslich geht ja in Schaffhausen der Natitrainer heute noch in der Kabine rein und raus wie es ihm so passt und solche sachen sind für mich einfach Schweinereien hoch 3 aber Filz bleibt Filt in diesem sinne Hopp Luzern

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  • Profilfoto von Old Rabitt 2
    Old Rabitt 2, 24.05.2022, 13:39 Uhr

    Um wirklich analysieren zu können, muss man nahe an den Protagonisten sein. Die Analyse von Herrn Ineichen zu Mario Frick ist jedoch klar «überhart». Fakt ist, dass Frick eine verunsicherte Mannschaft übernommen hat (von Celestini/Chieffo) und in seiner kurzen Amtszeit das Optimum herausgeholt hat.
    Und ja, die Mannschaft zeigt Mentalität und das hat sicher mit der Ausrichtung von Frick zu tun. Ich wüssten jedenfalls nicht, wie ich an seiner Position auf die gravierenden (und immer gegen den FCL) Fehlentscheide reagiert hätte. Der VAR sollte Fussball gerechter machen. Hat er das? NEIN. Nehmen wir die letzten 3 Runden: GCZ kommt um einen klaren Elfmeter rum (Nachspielzeit gegen den FCB, VAR macht nach 90 Minuten Feierabend)) – Sion bekommt einen unmöglichen Elfmeter gegen LS durch SR San zugesprochen (Nachspielzeit und VAR ist wieder im Feierabend). Zwei klare Fehlentscheide und der VAR hat versagt. Die B-Elf von FCSG gegen GCZ und vor allem SFC gegen FC Sion mit dem höchst unfairen Verhalten (Wettbewerbsverzerrung) würde in den Medien ausserhalb der Innerschweiz bei Zürchern (Blick, Blue TV) den Basler (BAZ oder in Bern (BernerZeitung) massiv thematisiert werden. Dem FCL fehlt aber die Vernetzung und ist so der Beschissene.
    Respektive Meyer/Frick akzeptieren diese Ungerechtigkeiten und gaben (Meisterschaft) und geben (Barrage) so den Spielern kein Alibi respektive halten den Fokus auf Bereiche, die in den eigenen Händen liegen. Uns so ist eindeutig, dass Frick der Mannschaft eine Mentalität gegeben hat. Tiefschläge (Ungrechtigkeiten, 1/2 Finale-Aus im Cup nach Penalty-Lotterie) werden immer weggesteckt und der FCL bleibt fokussiert, was ich Mario Frick hoch anrechne.
    Wie geil war die Rückrunde Herr Ineichen? jedenfalls werden beim FCL Fussballfeste gefeiert und zwischen den Fans und Mannschaft ist etwas passiert und das hat wiederum viel mit dem Trainer zu tun.

    Enttäuschend ist nicht Frick oder Meyer sondern der Präsident und der VR, welchem dem FCL keine positive Publicity und ein Standing ausserhalb der Innerschweiz geben können und unser FCL noch immer als Provinz-Truppe erscheinen lässt. Strategisch ist der FCL schwach unterwegs.

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  • Profilfoto von Franz Lichtsteiner
    Franz Lichtsteiner, 23.05.2022, 09:46 Uhr

    Das ist ein sehr einseitiger Bericht…. Sie verschätzen sich bei Ihrer Analyse enorm, zielen einzig auf den Trainer Mario Frick ab und gehen sogar soweit, dass Sie die Entlassung von Trainer Celestini als überstürzt und kopflos einstufen. Haben Sie vergessen, mit welchem Fussball Herr Cellestini die Mannschaft in den Keller der Tabelle geführt hat….?
    Herr Frick hat die Mannschaft sehr stabilisiert und die Tabelle der Rückrunde zeigt Luzern auf Platz 3 oder 4. Die Hypothek aus der Vorrunde war derart gross, dass das Erreichen der Barrage bereits als Erfolg eingestuft werden muss.
    Dass es am Schluss um einen Punkt nicht gereicht hat hat mitunter mit der Fairness anderer Mannschaften zu tun. So spielte der FC-St.Gallen gegen GC mit der B-Mannschaft und liess GC dadurch locker gewinnen. Auch Servette hat im letzten Spiel gegen Sion mit der B-Mannschaft gespielt und mit dem sehr unerfahrenen Torhüter Sitten die Rettung geschenkt. Bereits Lausanne hatte Sion 4-0 gewinnen lassen……Ihr Bericht zielt grundsätzlich einzig auf den Trainer Mario Frick. Herr Frick hat ihre «Schelte» nicht verdient. Er hat in Luzern sehr gute Arbeit geleistet.

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    • Profilfoto von Django
      Django, 23.05.2022, 11:03 Uhr

      Bravo Herr Lichtsteiner, meine Rede! Der Celestini-Fan Ineichen kann es einfach nicht eingestehen, dass Mario Frick besser zum FCL passt. By the way, der SC Kriens hat im letzten Spiel gezeigt was Fairness ist und die nominell beste Mannschaft gegen Winterthur ins Aufstiegsrennen geschickt. Trainer van Eck hätte auch dem Ersatzgoalie und dem einen oder anderen «Abschiedsspieler» eine letzte Spielmöglichkeit von Anfang geben können, hat dies aber bewusst nicht getan. Ich hoffe wir können uns irgendwann mal bei Alain Geiger und seinem Club revanchieren!!!

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    • Profilfoto von Andreas Ineichen
      Andreas Ineichen, 23.05.2022, 11:21 Uhr

      Besten Dank für Ihre Rückmeldung! In meiner Analyse kommen die bisherigen Verdienste von FCL-Trainer Mario Frick zur Geltung. Doch ist der FC Luzern in meiner Wahrnehmung aber nach wie vor nicht vor dem Abstieg gefeit. Wird Mario Frick die Mission, für die er engagiert worden ist, erfüllen, wird er von mir selbstverständlich die Anerkennung dafür erhalten. Aber bis es soweit ist, kann es noch den einen oder anderen Stolperstein geben. Auch diese Problematik findet Niederschlag in meiner Analyse. Sie wissen ganz bestimmt: Man sollte den Tag nicht vor dem Abend loben.

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      • Profilfoto von Mac Tanner (the one and only)
        Mac Tanner (the one and only), 23.05.2022, 13:46 Uhr

        Dann erklären Sie mir doch bitte Herr Ineichen, warum Sie während der Celestini-FCL-Vorrunde nie den Trainer richtig in Frage gestellt haben und Herrn Frick dauernd kleinschreiben bzw. muss man sogar von einem «Wegschreiben» sprechen…! Hat nicht Monsieur Celestini seinen Abgang sogar aufs äusserste provoziert mit vereinsschädigenden Aussagen? Ich sehe zu keinem Zeitpunkt ein überstürztes oder gar kopfloses Handeln, zugegeben das Projekt «Chieffo» ist misslungen, doch hat Remo Meier mit so einer ähnlichen Massnahme, nicht eine Weltkarriere eines Trainers lanciert (Gerry Seonae führt Leverkusen souverän in die CL)?

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        • Profilfoto von Andreas Ineichen
          Andreas Ineichen, 23.05.2022, 15:34 Uhr

          Besten Dank für Ihre Rückmeldung. Gerne bringe ich Licht ins Dunkel. Unter dem Link https://www.zentralplus.ch/sport/stefan-wolf-warum-wirft-der-fcl-celestini-dreck-nach-2243239/ können Sie gerne nachlesen, wie ich zur Entlassung von Celestini gestanden bin. Die Wertschätzung für Mario Frick und seine geleistete Arbeit kommt in meiner Analyse deutlich zum Ausdruck. Schliesslich ist der FCL vor dem Abstieg noch nicht gerettet. Und Remo Meyer als FCL-Sportchef muss einschätzen können, ob eine Interimslösung aus den eigenen Reihen für eine Übernahme der ersten Mannschaft taugt. Sandro Chieffo war es nicht. Gerardo Seonane vor ihm hingegen schon. Das ist der entscheidende Unterschied.

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  • Profilfoto von UNA
    UNA, 23.05.2022, 06:42 Uhr

    … und das gegen einen Gegner, der es sich in dieser Saison gewohnt ist, entscheidende Spiele zu gewinnen…

    Tut mir leid, aber das stimmt halt einfach nicht. Schaffhausen hat das «Aufstiegsfinale» gegen Aarau am 14. Mai Zuhause verloren.

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