Dem FCL fehlen wichtige Zutaten für ein Gourmet-Menu
Der Leader aus Zürich hat den sanften Aufschwung des abstiegsbedrohten FC Luzern gestoppt. Doch das Aufeinandertreffen dieser beiden Mannschaften, die mittlerweile 38 Punkte trennen, hätte nicht zwingend in einem 0:2 enden müssen. Aber den Luzernern fehlten Cleverness, Kaltblütigkeit und Reife.
Den Vorwurf, er habe ein schlechtes Spiel abgeliefert, braucht sich der Tabellenvorletzte nicht gefallen zu lassen. Aber die Leistung war gleichzeitig auch nicht gut genug, um die Aufwärtstendenz der seit vier Spielen andauernden Serie der Ungeschlagenheit fortsetzen zu können.
Unter dem Strich hat der FC Zürich mehr Qualität, Dynamik, Präzision, Energie und Abgebrühtheit auf den Platz der Swissporarena gebracht. Das haben die Überflieger der Super League bei der Entstehung des Führungstreffers auf wunderbare Art und Weise zelebriert (zentralplus berichtete).
Jetzt lässt sich aus Luzerner Sicht getrost festhalten: Gegen eine Mannschaft, welche die Liga-Dominatoren aus Bern und Basel mit mindestens 13 Punkten im Kampf um den Titelgewinn auf Distanz hält, darf der FCL erst recht in seiner bedrohlichen Situation verlieren. Also ab zur Tagesordnung?
Was, wenn der FCL gegen den FCZ in Führung gegangen wäre?
Das wäre schade, weil er sich möglicherweise um wichtige Selbsterkenntnisse brächte. Es geht keinesfalls darum, sich zu kasteien. Sondern darum, Verbesserungsmöglichkeiten zu erkennen, die in den 12 oder vielleicht 14 Partien bis zum Ende dieser Meisterschaft noch eine grössere Bedeutung erlangen könnten.
Die Luzerner sind vielversprechend in die Partie gegen den FC Zürich gestartet. Aber sie haben ihre beiden besten Chancen durch Samuele Campo und Filip Ugrinic in der Startviertelstunde liegen lassen. Wie hätte sich das Spiel entwickelt, wenn der FCL mehr Kaltblütigkeit und Effizienz gezeigt hätte und in Front gegangen wäre?
«Wir müssen uns gescheiter anstellen.»
FCL-Regisseur Samuele Campo
Eine Antwort darauf kennen wir nicht und es wird nie eine geben. Aber wer einen besser dotierten Gegner mit Abwehrarbeit beschäftigt, darf ihn nicht mit einem vermeidbaren Eigenfehler stark machen. Aber genau ein solcher Fehlpass ist Luzerns Winter-Neuverpflichtung Mohamed Dräger vor dem 0:1 unterlaufen. Ausgerechnet dem Aussenverteidiger, der mit seinem Offensivdrang viel zum FCL-Aufschwung beigetragen hat (zentralplus berichtete).
Eine Wiederholung der Ereignisse für den FCL
Schlimmer noch: Das Luzerner Malheur sollte sich wiederholen. Nachdem die Platzherren eine Weile wegen des abgebrühten Defensivverbunds des Gegners keinen Zugriff mehr auf ihr Offensivspiel hatten, fassten sie ab der 70. Minute neuen Mut. Erst scheiterte FCL-Stürmer Asumah Abubakar. Dann der abgesetzte Captain Christian Gentner mit einem Kopfball auf den fällig gewordenen Eckball.
Doch dann kühlte Wilfried Gnonto umgehend das aufkeimende Mütchen der Luzerner mit dem 2:0 für den FC Zürich. Gnonto durfte genauso freistehend einschieben wie zuvor Karol Mets den Corner per Kopf weiterleiten.
«Samuele Campo konnte sich als unser Kreativspieler nicht entfalten.»
FCL-Cheftrainer Mario Frick
Jedes Mal, wenn der FCL am Drücker war, schlug der Gast zu. Das liess Samuele Campo im Rückblick auf das Spiel erkennen: «Wir müssen uns gescheiter anstellen.»
Frei nach dem Motto: Wer die Chancen vorne nicht macht, muss geduldig spielen und alles dafür tun, dass er die Tore nicht kassiert. Erst recht nicht durch Eigenfehler. Eine Malaise, die den FCL seit Beginn der Meisterschaft treu begleitet.
FCL: Frydek muss wegen Fleischwunde ausgewechselt werden
Samuele Campo musste zur Halbzeit dem neuverpflichteten FCL-Stürmer Marko Kvasina weichen. Eine Verstärkung der Offensive, die angezeigt war. Aber warum wurde nicht Nikola Cumic, der bis dahin keine Bindung zum Spiel gefunden hatte, ausgewechselt?
Luzerns Trainer Mario Frick erläuterte: «Der Gegner war ihm extrem aufsässig auf den Fersen. Samuele Campo konnte sich als unser Kreativspieler nicht entfalten. Und ich werde ihn am Samstag wieder auf dem Platz brauchen.»
An diesem Tag trägt der FCL sein nächstes Meisterschaftsspiel gegen einen weiteren Liga-Titanen in Bern aus. Wohl ohne Aussenverteidiger Martin Frydek, der wegen einer Fleischwunde, die genäht werden musste, nach rund einer halben Stunde Spielzeit und einer Rettungstat in höchster Not verletzungsbedingt ausgeschieden ist.
Letztlich hat der aktuelle Cupsieger in der laufenden Spielzeit einmal mehr Lehrgeld bezahlen müssen. Daraus muss er klugerweise die richtigen Schlüsse ziehen. Denn er kann sein sportliches Schicksal nach wie vor selber bestimmen. Zum Glück muss der FCL auf diesem Weg nicht immer ein Gourmet-Menu auf den Tisch zaubern.
- Matchbesuch in der Swissporarena.
- Gespräche mit den FCL-Exponenten Mario Frick und Samuele Campo.