«Von diesem Irrsinn lassen wir uns nicht aufhalten»

FCL-Fans wollen nach Lausanne fahren – trotz Sektorsperre

Keine Tickets für Auswärtsfans: Der FC Lausanne-Sport will am Sonntag keine Luzerner ins Stadion lassen. (Bild: fcl.fan-fotos.ch)

Der Verkauf von Matchbilletts an Fans des FC Lausanne-Sport wurde für das Heimspiel vom Sonntag behördlich untersagt. Der Fussballclub doppelt nach und verwehrt auch den Gästefans aus Luzern den Zutritt. Diese wollen trotzdem anreisen.

Nach Ausschreitungen im Léman-Derby zwischen Servette Genf und Lausanne-Sport Anfang März beschlossen die Waadtländer Sicherheitsbehörden, den Billettverkauf für die Heimsektoren zu untersagen. Und zwar fürs Heimspiel von Lausanne-Sport vom kommenden Sonntag, bei dem der FC Luzern im Stade de la Tuilière zu Gast ist (zentralplus berichtete).

Der FC Lausanne-Sport hat sich nun auch gegen die Zulassung der Fans aus Luzern entschieden, wie der FCL mitteilt. Und dies, obschon der Gästesektor gemäss der Waadtländer Sicherheitsbehörden hätte offen bleiben dürfen.

FCL setzt sich für Öffnung des Gästesektors ein

«Dieses Vorgehen ist besonders unverständlich, da unsere Fans in keiner Weise in die Vorfälle beim Léman-Derby involviert waren», schreibt der FC Luzern. Trotz «intensiver Gespräche» mit den Verantwortlichen vom FC Lausanne-Sport konnte bis dato leider keine Öffnung des Gästesektors erwirkt werden.

Der FC Luzern wolle sich in den kommenden Tagen weiterhin für eine Öffnung einsetzen.

So begründet Lausanne-Sport Ausschluss der FCL-Fans

Wieso die Verantwortlichen vom FC Lausanne-Sport keine Gästefans ins Stadion lassen wollen, geht aus der Medienmitteilung des FC Luzern nicht hervor. Darum hat zentralplus nachgefragt. Gemäss Mediensprecher Dennis Linsi verhandeln CEO Simon Laager und Sicherheitschef Patrik Rothenbühler mit den Waadtländern.

Die FCL-Fans sollen aus sicherheitstechnischen Gründen draussen bleiben, wiedergibt Linsi die Argumentation des FC Lausanne-Sport. Wieso ein offener Gästesektor die Sicherheit gefährden soll, ist aber unklar.

Eine entsprechende Anfrage ist bei der Medienstelle von Lausanne-Sport hängig.

Kollektivstrafen treffen immer auch Unbeteiligte

Die Massnahme der Waadtländer Sicherheitsbehörden beruht auf dem sogenannten Kaskadenmodell. Dieses sieht – je nach Schwere der Ausschreitungen – verschieden schwere Kollektivstrafen vor (zentralplus berichtete).

Das Kaskadenmodell der Konferenz der Kantonalen Justiz- und Polizeidirektorinnen (KKJPD). (Bild: Grafik: kok)

Die Kollektivstrafen sind bei Fans, Fussballclubs und der Swiss Football League (SFL) höchst umstritten. Es bestehen Zweifel bezüglich der Wirksamkeit und der Rechtsstaatlichkeit der Strafen. Zudem werden mit Sektorsperren und anderen Repressalien des Kaskadenmodells nicht nur Gewalttäter, sondern auch unbeteiligte Fans bestraft.

Im vorliegenden Fall trifft die Strafe gar ein unbeteiligtes Fanlager: Den Luzerner Fans wird der Zutritt zum Stadion verwehrt, obschon sie mit den Ausschreitungen, die zur Kollektivstrafe führten, nichts zu tun haben.

FCL-Fans rufen zur Auswärtsfahrt nach Lausanne auf

Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, dass ausgesperrte Fans ihren Fussballclubs auch ohne Billett und Zugang zum Stadion hinterherreisen. Nicht zuletzt, um gegen Kollektivstrafen zu protestieren. In St. Gallen wurde darum der eigentlich geschlossene Gästesektor für die FCL-Fans spontan geöffnet (zentralplus berichtete).

Am Mittwochmittag folgt auf die Medienmitteilung des FCL denn auch der Aufruf der Luzerner Fan-Organisation USL, trotz geschlossenen Gästesektors nach Lausanne zu reisen.

«Das Kaskadenmodell erreicht eine neue Stufe der Absurdität: Bestraft werden nicht nur willkürlich alle Fans einer Mannschaft für die Handlungen Einzelner, sondern erstmals auch komplett unbeteiligte Anhängerinnen und Anhänger eines anderen Klubs», schreibt die USL auf ihrer Website. «Von diesem Irrsinn lassen wir uns nicht aufhalten», so die Ansage der Fans. Sie wollen am Sonntag «möglichst zahlreich» nach Lausanne fahren und die Mannschaft am Matchtag vor Ort unterstützen.

FCL-Fans protestierten immer wieder gegen das Kaskadenmodell und Kollektivstrafen – hier bei einem Heimspiel im Dezember 2023. (Bild: fcl.fan-fotos.ch)
Verwendete Quellen
  • Schriftlicher Austausch mit Dennis Linsi, Mediensprecher des FC Luzern
  • Medienmitteilung des FC Luzern
  • Webseite der USL
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