Ausserordentliche GV nach «Fall Stocker»

EVZ will Inhaber von Saisonkarten entmachten

Wer als EVZ-Fan eine Dauerkarte besitzt, soll bald nicht mehr automatisch Vereinsmitglied sein.

 

(Bild: EVZ/Fabrizio Vignali)

Die letzte GV des Eissportvereins Zug endete mit einem Paukenschlag: Nach 29 Jahren Dienst wurde Sicherheitschef François Stocker abgesägt. Möglich machten dies die Stimmen der Saisonkarteninhaber. Nun sollen deren Rechte beschnitten werden.

Erwartet hatte es wohl niemand: An der letzten GV wurde das ehemalige Vorstandsmitglied François Stocker abgewählt – wohl im Zuge einer abgesprochenen Aktion unter Mitgliedern. Bei den Fans war der Sicherheitschef alles andere als beliebt gewesen (zentralplus berichtete). Seit Oktober 2017 amtet bereits sein Nachfolger Amin Ghiasi.

Für den 30. Januar ist nun eine ausserordentliche Generalversammlung anberaumt, an der unter anderem die Wiederwahl von Präsident Hans-Peter Strebel sowie die Wahl von Adrian Risi in den Vorstand auf dem Programm stehen – denn momentan ist ein Vorstandsposten zu wenig besetzt. Auch eine Statutenänderung ist geplant. Ein genauer Blick auf die Anpassungen verrät, dass man sich damit womöglich auch gegen eine neuerliche Causa Stocker wappnen will.

Wahlberechtigung geht an Aktivmitglieder

Wie die Abwahl zustande kommen konnte, zeigt ein Blick in die alten Statuten: Bisher galten Erwachsene mit Dauerkarte als Vereinsmitglieder, da sie zusätzlich den enthaltenen Vereins-Jahresbeitrag entrichteten. Als solche waren sie denn auch stimm- und wahlberechtigt. So konnten die Unzufriedenen Stockers Abwahl mit einer Mehrheit bestimmen – die Vereinsführung musste den Entscheid akzeptieren (zentralplus berichtete).

«Es war unser Versäumnis, dass wir die funktionsbezogene Wahl überhaupt noch hatten.»

Patrick Lengwiler, CEO EVZ

Nun soll sich das ändern: Gemäss den neuen Statuten werden Besitzer einer NLA-Dauerkarte laut Bezeichnung nicht mehr Vereins-, sondern Passivmitglieder – obwohl der Vereinsbeitrag nach wie vor entrichtet werden muss. Darüber hinaus verfügen sie ab sofort weder über Stimm- noch über Wahlrecht. Dieses soll neu auf die Aktivmitglieder übergehen – also Eishockeyspieler und -spielerinnen, die über 18 Jahre alt sind und aktiv Eishockeysport beim Verein betreiben.

Änderung sei überfällig

Die Vermutung liegt nahe, dass die Anpassungen als Konsequenz des Vorfalls im letzten Herbst entstanden sind. «Wir wurden von der Aktion dieser Gruppierung überrumpelt und auf dem falschen Fusse erwischt», sagte EVZ-CEO Patrick Lengwiler damals (zentralplus berichtete). Mit der neuen Regelung wäre der Vorstand vor einem solchen Szenario gefeit.

«Der Sicherheitschef ist heute eine Linienfunktion, über welche ich selber befinde.»

Patrick Lengwiler

Die Abwahl von François Stocker gab jedoch nicht den Ausschlag für den Änderungsantrag, beteuert Lengwiler: «Wir haben schon länger über diese Veränderung nachgedacht, da wir es nicht als zeitgemäss erachten, dass etwa die Saisonkartenbesitzer über den Jahresbeitrag unserer Nachwuchsspieler oder über die Ehrung von unseren ehrenamtlichen Funktionären befinden sollen», erklärt der CEO. Daher unterbreite man der Generalversammlung die entsprechende Statutenänderung.

Anpassung an neue Gegebenheiten

Lengwiler führt weiter an: «Es war unser Versäumnis, dass wir die funktionsbezogene Wahl noch hatten, durch welche eine Abwahl unseres Sicherheitschefs überhaupt möglich war.» Ganz spurlos vorbeigegangen ist die Aktion dennoch nicht – denn auch geschäftsintern beugt man einer solchen Situation schon vor. «Bereits heute ist dies unabhängig von den Statuten nicht mehr möglich. Der Sicherheitschef ist heute eine Linienfunktion, über welche ich selber befinde.» Will heissen: War der Sicherheitschef vorher ebenfalls Mitglied des Vorstandes, ist er nun der Geschäftsleitung unterstellt.

Patrick Lengwiler, CEO des EV Zugs, freut sich über die neuen Trainingsmöglichkeiten.

«In Zukunft wollen wir die Generalversammlungen mehr für die ehrenamtlichen Funktionäre gestalten», erklärt Patrick Lengwiler.

(Bild: Beat Blättler)

Dass das Stimm- und Wahlrecht an die Aktivmitglieder geht, ist für den EVZ-Chef auch ein Evolutionsschritt. Die Vereinsmitgliedschaft aller NL-Saisonkartenbesitzer sei beim EVZ historisch bedingt, solle nun aber an die heutigen Gegebenheiten angepasst werden.

«Der Verein hat sich in den letzten Jahrzehnten stark verändert und dient heute lediglich noch als Gefäss für den Nachwuchs und all die Funktionäre, welche ehrenamtlich für den EVZ tätig sind.»

Für den Grossteil der Saisonkarteninhaber sei dies nicht von Bedeutung, denn an den Versammlungen habe der Verein in den letzten Jahren jeweils nur rund 20 Stimmberechtigte aus 4’500 Personen gehabt. «In Zukunft wollen wir die Generalversammlungen mehr für die ehrenamtlichen Funktionäre gestalten, an denen wir ihnen für ihre Tätigkeit danken können.»

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