Wie geht's einem Profisportler in der Quarantäne?

EVZ-Schwede Klingberg: «Vermutlich hatte ich das Corona-Virus schon»

EVZ-Stürmer Carl Klingberg wurde in seiner Heimat Schweden zweimal auf Corona getestet, war aber im Gegensatz zu seiner Frau nie positiv. (Bild: Urs Lindt/freshfocus)

Er sehnt sich den nächsten Montag herbei. Dann ist für den Schweden-Rückkehrer Carl Klingberg die zehntägige Quarantäne vorbei. «Sie nervt», sagt der 29-jährige EVZ-Stürmer – auch wenn er dem Hausarrest durchaus positive Seiten abgewinnen konnte.

Einen Tag, nachdem die Eishockey-Playoffs in der Schweiz wegen des Ausbruchs der Corona-Krise abgesagt werden mussten, standen die ausländischen Spieler der Zuger am Flughafen, um noch in ihre Heimat reisen zu können (zentralplus berichtete).

Bis zum letzten Freitag weilte Carl Klingberg mit seiner Frau in Göteborg. In der schwedischen Metropole ist er mit seinen Brüdern John, dem NHL-Superstar, und Olle aufgewachsen. Seine Eltern leben im Umland.

Ursprünglich war sein Rückflug in die Schweiz am 27. Juli vorgesehen. Weil die Schweizer Behörden aber eine zehntägige Quarantäne für Rückkehrer aus Corona-Risikoländern angeordnet hatten, musste Klingberg seine Auszeit in der Heimat entsprechend verkürzen, um beim Trainingsstart der Zuger am Montag dabei sein zu können.

zentralplus: Carl Klingberg, Mitte März haben Sie Zug verlassen. Verbrachten Sie die ganze Zeit in Göteborg?

Carl Klingberg: Ja. Zunächst war unser Aktionsradius wegen einer Anordnung der schwedischen Regierung ziemlich beschränkt. Weiter als zwei Stunden hat man sich nicht von seinem Heim entfernen sollen. Aber mit der Zeit wurde das gelockert.

zentralplus: Ihre Heimat wurde von der Corona-Krise hart getroffen. Hatten Sie nie Angst, sich mit dem Virus anzustecken?

Klingberg: Nein, nicht wirklich. Natürlich habe ich auf allen Medienkanälen darüber gelesen, aber man sieht das Virus ja nicht herumfliegen. Drei Wochen, nachdem wir die Schweiz verlassen hatten, wurde meine Frau positiv auf das Corona-Virus getestet. Sie war während 14 Tagen krank.

«Meine zwei Corona-Tests von unterschiedlichen Labors in dieser Zeit fielen jeweils negativ aus.»

EVZ-Stürmer Carl Klingberg

zentralplus: Und Sie steckten sich nicht an?

Klingberg: Ich wurde in der gleichen Zeit krank wie sie, aber nach sechs Tagen hatte ich es überstanden. Allerdings fielen meine zwei Tests von unterschiedlichen Labors  in dieser Zeit jeweils negativ aus. Ich vermute aber, dass ich das Corona-Virus hatte. Auch in unserem Freundeskreis hat es einige getroffen, zum Glück aber niemanden ernsthaft.

zentralplus: Haben Sie herausgefunden, wann, wo und wie sie sich angesteckt haben könnten?

Klingberg: Natürlich haben meine Frau und ich auch darüber geredet, aber letzten Endes müssen wir sagen, dass wir das einfach nicht wissen.

zentralplus: Wann und wie haben Sie davon erfahren, dass Ihnen und Ihrer Frau ein zehntägiger Hausarrest in der Schweiz blüht?

Klingberg: Zu der Zeit, als die Schweiz diese Anordnung ins Leben rief. Unser General Manager (Reto Kläy, Anm. d. Red.) informierte uns. Natürlich hoffte ich darauf, dass Schweden noch vor unserer Abreise von der Schweizer Liste gestrichen werden könnte. Aber vergeblich.

«Ich schlafe aus. Es ist schön, wenn der Wecker ausnahmsweise mal nicht schrillt.»

zentralplus: Halten Sie die Quarantäne in der Schweiz für Rückkehrer aus Corona-Risikoländern für gerechtfertigt?

Klingberg: Ich kann damit leben. Schliesslich geht es darum, die Fallzahlen in der Schweiz auf einem tiefen Niveau zu halten. Im Sinne einer übergeordneten Sache halte ich den Weg für richtig. Schliesslich geht es ja auch um unsere Jobs und um meinen. Wir wollen die Eishockey-Saison im September vor möglichst vielen Zuschauern starten können. Und das klappt nur, wenn wir alle unsere Verantwortung gegenüber der Gesellschaft wahrnehmen.

zentralplus: Was machen Sie den lieben langen Tag in der Quarantäne?

Klingberg: Erst mal ausschlafen. Es ist schön, wenn der Wecker ausnahmsweise mal nicht schrillt. Dann frühstücken wir, ehe Training angesagt ist bis zum Mittagessen. Die EVZ-Verantwortlichen haben Hometrainer, Hanteln und weitere Utensilien zum Trainieren vor unsere Haustüre geliefert. Den Nachmittag verbringen wir gerne auf dem Balkon. Erst recht bei diesem ziemlich schönen Wetter. Dann gibt’s Abendessen, und irgendwann gehen wir zu Bett. Alles total stressfrei.

zentralplus: Tönt schon fast verlockend.

Klingberg: (schmunzelt). Es gibt nicht viel zu tun, und das ist es, was nervt. Aber ich habe es mir schlimmer vorgestellt.

zentralplus: Dank Ihrer Frau müssen Sie die Quarantäne nicht alleine verbringen.

Klingberg: Ja, das hilft. Und Eric Thorell und seine Freundin sind ja auch noch da.

«Eric und ich trainieren zusammen, das motiviert. Und wir «gamen» gelegentlich, das verkürzt den Kampf gegen die Langeweile.»

zentralplus: Wie bitte? Leben Sie mit Ihren EVZ-Teamkollegen und dessen Partnerin in der gleichen Wohnung in Zug?

Klingberg: Nur für die Zeit der Quarantäne, sie haben schon eine eigene Wohnung. Eric und ich trainieren zusammen, das motiviert. Und wir «gamen» gelegentlich, das verkürzt den Kampf gegen die Langeweile.

zentralplus: Überprüft eigentlich jemand, ob sie während der Quarantäne auch immer zu Hause sind?

Klingberg: Nein. Aber wir mussten bei der Einreise in die Schweiz unsere Daten bei den Behörden hinterlassen. Wenn jemand von uns ausserhalb des Hauses erwischt werden sollte, wäre das nicht nur verantwortungslos, sondern in Erwartung einer hohen Busse auch noch richtig dumm.

«Auch Teamkollegen kommen immer wieder vorbei und legen uns etwas vor die Haustüre.»

zentralplus: Im März verliessen Sie die Schweiz innerhalb von 24 Stunden. Als Sie am letzten Freitag zurückkamen, mussten Sie gleich in Quarantäne. Müssen Sie jetzt wegen leerer Vorräte hungern?

Klingberg: (schmunzelt). Danke für die Aufmerksamkeit. Aber Eric Thorell und ich nahmen noch viel Essen mit aus Schweden, zudem hatten wir den Lieferservice eines Schweizer Grossverteilers für den Tag unserer Ankunft in Zug bestellt. Auch Teamkollegen kommen immer wieder vorbei und legen uns etwas vor die Haustüre.

zentralplus: Wie werden Sie die aktuelle Quarantäne in Erinnerung behalten?

Klingberg: Nicht als beinharte Erfahrung. Aber als eine aussergewöhnliche Zeit, die ich kaum je vergessen werde.

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