Zug ohne Gegentor bei Tobias Geissers Rückkehr

EVZ-Glücksbringer geniesst ein Stück Schoggi-Kuchen

Tobias Geisser (rechts) ist bei seinem ersten EVZ-Auftritt auf der Verfolgung von Lausanne-Stürmer Tyler Moy. (Bild: Pascal Mueller/freshfocus)

Was verbindet Leonardo Genoni (32) mit Tobias Geisser (20) in der Zuger Klubhistorie? Der fünffache Meistergoalie kam beim 3:0 in Lausanne zu seinem ersten Shutout, als die Hochbegabung nach seiner Rückkehr aus Nordamerika erstmals wieder für ihren Stammverein verteidigte. Das wurde mit einem Schoggi-Kuchen gefeiert.

Die schöne Tradition ist auf die laufende Saison hin mit Leonardo Genoni von Bern nach Zug gezügelt. Immer, wenn der Mann aus dem Schokoladen-Dorf Kirchberg ein Spiel ohne Gegentor absolviert hatte, backte er zum Dank für seine Teamkollegen einen Schoggi-Kuchen.

Und das kann bei einem Star-Goalie einiges an Arbeit in der Küche bedeuten: Letzte Saison schnappte er sich mit zehn Shutouts die Bestmarke des früheren SCB-Keepers Marco Bührer in der höchsten Schweizer Spielklasse. In den Playoffs, die er mit einem Triumph in der Finalserie gegen seinen künftigen Arbeitgeber krönte, kam noch ein weiterer dazu.

Wichtiges Signal für Genoni

Am Donnerstag kamen nun seine Zuger Kollegen erstmals überhaupt in den Genuss des Schoggi-Kuchens. Das 3:0 am Dienstagabend in Lausanne war der achte Sieg in seinem 19. Meisterschaftsspiel für Zug. Genoni und das Defensivverhalten seiner Vorderleute taugt nicht für die Kategorie «Liebe auf den ersten Blick». Die Abwehrarbeit der Zuger pendelte lange zwischen sorglos und «schluddrig». Und damit wurde der prominente Neuzugang im Regen stehen gelassen.

«Ich hoffe darauf, dass Genoni noch ein paar Schoggi-Kuchen bis zum Saisonende mitbringen wird.»

EVZ-Trainer Dan Tangnes

Mit einer Abwehrquote von 89,56 Prozent ist der fünffache Meistergoalie noch immer der statistisch schlechteste aller Berufskollegen, die mindestens 12 NL-Einsätze in dieser Saison auf dem Buckel haben. Darum war der erste Erfolg der Zuger in dieser Saison ohne Gegentor ein wichtiges Signal – gerade auch für Genoni. «Auch wenn ich auf meine Figur achten muss, so hoffe ich doch darauf, dass Genoni noch ein paar Schoggi-Kuchen bis zum Saisonende mitbringen wird», sagt EVZ-Cheftrainer Dan Tangnes schmunzelnd.

Tangnes' Antwort auf Lengwilers Kritik

Bei dem vor Saisonstart meistgenannten Titelanwärter und gescheiterten Titelverteidiger im Schweizer Cup ist jedoch nicht alles eitel Sonnenschein – trotz sechs Siegen und 20 Punkten aus den letzten acht Meisterschaftsspielen. EVZ-CEO Patrick Lengwiler kritisierte im internen Newsletter sinngemäss, dass das Ausscheiden in der Champions League und im Cup zeige, dass der EV Zug noch kein Spitzenteam sei und es auf dem Weg dahin noch viel Arbeit gebe.

Angesprochen auf die für Lengwilers Verhältnisse ungewohnt scharfe, aber nachvollziehbare Kritik, macht Tangnes zunächst ein Gesicht, als habe er eben in einen Zitronenschnitz gebissen. Aber der 40-jährige Norweger verfällt nicht in einen Rechtfertigungsmodus. Er verweist nicht auf die zu dieser Zeit länger gewordene Verletztenliste und auch nicht auf den dadurch grösser gewordenen Energieverschleiss.

«Ich bin überzeugt, dass sich die Mannschaft in die richtige Richtung bewegt.» Dan Tangnes

Tangnes sagt stattdessen: «Das habe ich nicht gelesen. Wir hatten zweifellos grössere Träume in der Champions League und im Cup. Aus unserem Ausscheiden müssen wir die richtigen Lehren ziehen. Aber ich bin überzeugt, dass sich die Mannschaft in die richtige Richtung bewegt. Das letzte Spiel in Lausanne ist für mich ein klarer Beleg dafür.»

Nur zwei Teams mit besserem Punkteschnitt

Die Kurskorrektur fand nach dem Heimspiel am 15. November gegen Davos statt. Nach einer inferioren Defensivleistung fuhren die Zuger mit einer 4:5-Niederlage vom Eis (zentralplus berichtete).

Seither liess der EVZ in acht Meisterschaftsspielen nur noch 16 Tore zu und schoss gleichzeitig deren 26. Damit gelang es ihm, in der Tabelle aufzurücken. Mit einem Punkteschnitt von 1,81 pro Spiel weisen in der Liga aktuell nur noch der HC Davos (1,85) und die ZSC Lions (1,82) einen leicht besseren Wert aus.

«Nur mit Trainieren konnte ich mich nicht verbessern.»

EVZ-Rückkehrer Tobias Geisser

Am Freitag werden die Davoser abermals in der Bossard Arena (19.45 Uhr) antreten. Tangnes will dabei sehen, dass «wir uns als viel härterer Widersacher verkaufen als beim letzten Duell».

Zug ist eine «gute Zwischenlösung»

Mit dem optimalen Einstand in der Romandie kommt Tobias Geisser vorerst so etwas wie die Rolle eines Glücksbringers zu. «Ich weiss nicht, ob man das so sagen kann», meint der Riese fast schon verlegen. Der 1,93 Meter grosse und über 90 Kilogramm schwere Verteidiger ist am Sonntag vor der Nationalmannschaftspause nach Zug zurückgekehrt in der Hoffnung, seiner Karriere neuen Schwung verleihen zu können.

Der Viertrundendraft der Washington Capitals im Jahr 2017 wagte zu Beginn der letzten Saison den Sprung nach Nordamerika. Die erste Saison bei den Hershey Bears in der zweitklassigen American Hockey League verlief für ihn ansprechend, die zweite geriet zur harten Kost. Geisser kam bloss noch zu sieben Einsätzen. «Eine Begründung dafür erhielt ich nie. Aber wir waren elf Verteidiger für sechs Plätze in der Aufstellung. Doch mit Trainieren konnte ich mich nicht verbessern», erzählt er.

Also suchte die Organisation der Capitals nach einer Möglichkeit, ihrem Talent Spielpraxis und die Chance zur Weiterentwicklung zu ermöglichen. Deshalb bezeichnet Geisser die bis Saisonende befristete Ausleihe zum EV Zug als «gute Zwischenlösung».

Er hält an seinem NHL-Traum fest

Sein Vertrag mit Washington läuft noch zwei weitere Jahre. Er hat keine Hinweise darauf erhalten, dass ihm diese Zeit in Zug in Nordamerika dahingehend ausgelegt werden könnte, dass er nicht den Biss und die Mentalität habe, sich gegen alle Widerstände durchzusetzen. Mit 20 sei er noch jung, bemerkt er und ergänzt: «Jonas Siegenthaler, der für Washington in der NHL verteidigt, wurde auch zwischenzeitlich ausgeliehen.»

«Dann müsste ich abwägen, was für mich und meine Karriere das Beste ist.»

Tobias Geisser

Seinen Traum, es eines Tages auch so weit zu bringen wie der 22-jährige Zürcher, hat er noch längst nicht aufgegeben. Aber was, wenn EVZ-Sportchef Reto Kläy eine Vertragsofferte für nächste Saison macht? «Dann müsste ich abwägen, was für mich und meine Karriere das Beste ist», bleibt Geisser die Ruhe selbst.

Bis dahin hat er sich zwei Ziele gesetzt: Er wolle mit seinem Spiel einen positiven Einfluss auf das Team nehmen. «Und ich will Meister mit dem EV Zug werden.» Von einem Titelgewinn in der Schweiz würde man in Nordamerika zumindest Notiz nehmen.

Auf dem Weg dahin würde ihm wohl noch der eine oder andere Schoggi-Kuchen in der EVZ-Garderobe aufgetischt.

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Zürcher
    Zürcher, 26.12.2019, 15:02 Uhr

    Das Schokoladen»dorf» heisst Kilchberg, nicht Kirchberg.

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