Zug vergibt vorzeitigen Qualifikationssieg

EVZ-Coach Tangnes: «Die Energie der Fans fehlte uns»

Da lief es den Zugern noch wie am Schnürchen: Vorne der geschlagene Langnau-Goalie Damiano Ciaccio, hinten gratulieren die EVZ-Linienpartner Torschütze Sven Leuenberger vor leeren Rängen in der Bossard Arena. (Bild: Marc Schumacher/freshfocus)

Ein denkwürdiger Abend in der Zuger Bossard Arena verlangt geradezu nach einem aussergewöhnlichen Spiel: Zwar hat der Leader vor leeren Rängen die SCL Tigers besiegt – aber erst 5:4 nach Penaltyschiessen. Das kostete ihn den vorzeitigen Qualifikationssieg. Mit Folgen?

Ein Geisterspiel hat es in der 53-jährigen Geschichte des EV Zug noch nie gegeben. Die freudlose Premiere verdankten sie dem Bundesrat, der am Freitagmorgen Veranstaltungen mit mehr als 1000 Teilnehmer bis Mitte März verbot, um die Verbreitung des Corona-Virus zu erschweren (zentralplus berichtete).

Darum wird auch die letzte Qualifikationsrunde am Samstag ohne Zuschauer in allen Eishockey-Stadien stattfinden. Das viel grössere Problem: Der Start in die Playoff-Viertelfinals, der auf den 7. März geplant war, muss wohl hinausgezögert werden, um weitere Geisterspiele zu umgehen. Darüber befinden die CEO der National League Clubs am Montagmorgen (zentralplus berichtete).

Zuger Sieg in extremis

Und wenn die Playoffs in der Gänze abgesagt werden müssen? Dann wird Meister, wer die Qualifikation gewonnen hat. Darum kam dem Heimspiel der Zuger gegen die Langnauer eine erhöhte Bedeutung zu. Sie kämpfen gegen die ZSC Lions und Davos um den ersten Sieg in der Qualifikation seit 2012. «Auf diese Art und Weise Meister zu werden, hätte aber einen faden Beigeschmack», befand EVZ-Sportchef Reto Kläy vor Spielbeginn.

Die Zuger agierten später auch, als wäre ihnen nicht viel am Qualifikationssieg gelegen. Zumindest nach dem zwischenzeitlichen 3:1. Die Emmentaler kehrten den Match in eine Ein-Tor-Führung, kassierten aber 27 Sekunden vor Schluss noch das 4:4, als EVZ-Coach Dan Tangnes seinen Goalie durch einen sechsten Feldspieler ersetzt hatte. Im Penaltyschiessen holte Grégory Hofmann als einziger erfolgreicher Schütze den Zusatzpunkt für die Zuger.

Vier hergeschenkte Gegentore

Obwohl sein Team noch einen Weg zum Sieg fand, hielt Tangnes hinterher fest: «Es war ein verlorener Punkt. Das hat jeder in unserer Garderobe so empfunden. Wir haben ein paar Tore hergeschenkt.»

Das war gewiss keine Übertreibung. Beim ersten, zweiten und vierten Gegentor stand der erfolgreiche Langnauer alleine vor dem Zuger Tor, beim 3:2 und 3:3 machte EVZ-Goalie Luca Hollenstein keine gute Figur. Allerdings hätte das Tangnes-Team angesichts des deutlichen Chancenplus auch mehr Tore erzielen dürfen, um sich die drei Punkte zu verdienen.

«In einem Spiel ohne Zuschauer haben die Journalisten hingegen hören können, wenn ich gegen die Schiedsrichter wetterte.»

EVZ-Trainer Dan Tangnes

Tangnes, der bis zum Freitag weder als Aktiver noch als Coach jemals ein Geisterspiel erleben musste, warb um Verständnis: «Die Energie der Fans fehlte uns. Gerade dann, wenn du ein Tor erzielt hast. Und es fehlte gleichzeitig auch der Druck der Zuschauer auf die Schiedsrichter.»

Schmunzelnd ergänzte der 40-jährige Norweger: «In einem Spiel ohne Zuschauer haben die Journalisten hingegen hören können, wenn ich gegen die Schiedsrichter wetterte.»

Ein Punkt reicht dem EVZ in der «Qualissima»

Hätte der EVZ drei statt zwei Punkte geholt, hätte er vorzeitig als Qualifikationssieger festgestanden – denn mit den ZSC Lions und dem HC Davos hatten die zwei einzigen Mitstreiter ihre Spiele verloren. Nun dürfen die Zuger die «Qualissima» am Samstag bei den Stadtzürchern nicht nach 60 Minuten verlieren, um nachzuholen, was im ersten Geisterspiel der EVZ-Geschichte verpasst wurde.

Doch bedauert hat das kein Zuger Exponent. Schon gar nicht Zugs CEO Patrick Lengwiler. Er mochte keinen Gedanken daran verschwenden, wie es wäre, wegen abgesagter Playoffs über den Qualifikationssieg Meister zu werden. Stattdessen sagte er: «Ich kann mir vorstellen, dass wir in den Playoffs alle zwei Tage spielen und am ersten Tag anfangen. Aber auch, dass die Playoff-Teilnehmer zuerst zwei Spiele an zwei aufeinanderfolgenden Tagen zu Hause oder auswärts austragen – wie in der NHL.»

Am Montag werden wir mehr davon erfahren.

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