EVZ schreibt Zentralschweizer Sport-Geschichte

Simion: «Mein dritter Titel mit dem unglaublichen Genoni»

In der Finalissima hatte Goalgetter Dario Simion bei jedem Zuger Treffer seinen Stock im Spiel. (Bild: Claudio Thoma/freshfocus)

Sie haben am Zugersee eine neue Dynastie im Schweizer Eishockey errichtet und dabei Historisches erreicht: Die EVZ-Stars sind trotz drei Final-Niederlagen in Folge gegen die ZSC Lions noch zum Meistertitel gestürmt. Das werden sie selbst im hohen Alter nicht vergessen.

Er ist am Ziel seiner Träume angelangt. Überglücklich stand er auf dem Eis der Bossard Arena und genoss das Bad in der Menge der in Ekstase geratenen EVZ-Fans, die ihre Lieblinge mit Sprechchören so überschwänglich feierten, als gäbe es kein Morgen mehr.

Inmitten dieser ohrenbetäubenden Geräuschkulisse versuchte der zweifache Meistermacher Dan Tangnes seine Gefühlswelt zu beschreiben: «Es ist unglaublich, was wir geschafft haben. Aber genauso unglaublich sind unsere Fans», sagte der 43-jährige Norweger.

Er träumte von Anbeginn der Saison, den Titel der Zuger aus dem Vorjahr im Beisein der Fans erfolgreich zu verteidigen (zentralplus berichtete). Nun haben es Dan Tangnes und seine wackeren Mannen geschafft. Auf eine Art und Weise, die nicht dramatischer hätte sein können. «Unsere Fans haben sich diese Meisterfeier verdient. Viele haben uns nach drei Niederlagen abgeschrieben. Umso schöner, dass wir alles in eine riesige Euphorie verkehren konnten.»

EVZ: Dan Tangnes braucht jetzt Ferien

Dan Tangnes trug eine Meisterkappe mit drei Sternen; jeder einzelne steht für einen Titelgewinn (1998, 2021 und 2022). Auf die Frage von zentralplus, wie viele Sterne er, der einen Vertrag bis 2024 mit dem EVZ hat, dieser Kappe in den nächsten Jahren noch hinzufügen möchte, sagte Tangnes lachend: «Seien Sie mit mir nachsichtig, dass ich mir darüber noch keine Gedanken gemacht habe. Ich brauche jetzt erst mal Ferien.»

Der EV Zug ist mit der erfolgreichen Titelverteidigung in die Phalanx der grossen Vier eingebrochen. Das waren bislang die ZSC Lions, der SC Bern, der HC Lugano und der HC Davos. Seit diesem 1. Mai 2022 zählen auch die Zuger dazu. Nicht zuletzt dank Dan Tangnes.

Der zweifache EVZ-Meistermacher Dan Tangnes (links) im humorvollen Austausch mit seinem Assistenten Josh Holden bei der Meisterfeier vor der Bossard Arena. (Bild: Claudio Thoma/freshfocus)

Mit den ZSC Lions (2000 und 2001) sowie dem SC Bern (2016 und 2017) ist es vor dem EVZ nur zwei Konkurrenten in diesem Jahrtausend gelungen, den Titelgewinn in der darauffolgenden Saison zu wiederholen.

Dan Tangnes ist sogar der erste Trainer seit Alpo Suhonen mit dem EHC Kloten 1995 und 1996, der eine Mannschaft zweimal hintereinander zum Titel coachte. Das sei ein schönes Gefühl, weil es schon lange niemandem mehr geglückt sei, sagte er zu zentralplus. Und merkte sogleich an: «Aber mir ist im Moment wichtiger, diese grandiose Stimmung aufzusaugen.»

Die Überzeugung des EVZ-Sportchefs

Der genauso clevere EVZ-Sportchef Reto Kläy tummelte sich auf dem Eis und trug stolz eine Goldmedaille um seinen Hals. Er beteuerte, immer an eine Wende in dieser Finalserie geglaubt zu haben: «Wir waren in den ersten drei Spielen trotz Niederlage nicht die schlechtere Mannschaft. Vor allem aber haben wir Spieler, die niemals aufgeben.»

Einer der Faktoren für die Wende war für ihn die neue Zusammensetzung der Sturmlinien durch Dan Tangnes. Mit dieser bodigte der EVZ die Zürcher, die in diesem Jahrtausend in ihren vorangegangenen drei Finalissimas (2001, 2012 und 2018) jeweils mit dem Meisterpokal vom Eis gegangen waren (zentralplus berichtete).

«Ein Denkmal haben sich die Mannschaft und Leonardo Genoni verdient.»

EVZ-Sportchef Reto Kläy

«Das hat eine neue Dynamik ausgelöst und neue Energien freigesetzt», war Reto Kläy überzeugt. Am nächsten Wochenende, dem 7. Mai 2022, wird der EVZ eine offizielle Meisterfeier auf dem Arena-Platz vor dem eigenen Stadion ausrichten. Auf die Frage von zentralplus, ob ihm und Dan Tangnes bei dieser Gelegenheit ein Denkmal gesetzt werde, entgegnete Reto Kläy schmunzelnd: «Das haben sich die Mannschaft und Leonardo Genoni mehr verdient.»

Genoni ist der erste Goalie mit sieben Meistertiteln

Die Weltklasse-Leistung von EVZ-Goalie-Titan Leonardo Genoni ist kaum in Worte zu fassen. In den wenigen Monaten vor seinem Wechsel zu den Zugern im Sommer 2019 war der 34-jährige Zürcher ein entscheidender Faktor für den bislang letzten Titelgewinn der Berner.

2020 fiel die Saison aus. Und in den beiden Folgejahren hexte Leo Genoni den EVZ zum Titel. Dafür haben ihn die Zuger Klubverantwortlichen geholt und mit einem fürstlichen Salär bis 2024 ausgestattet. Und er ist jeden einzelnen Franken für seine heroischen Leistungen wert.

Nun ist er bei sieben Meistertiteln angelangt. Damit steigt Leonardo Genoni in einen exklusiven Meisterklub auf. In der Neuzeit des Eishockeys haben das bloss Jörg Eberle und Michel Turler geschafft. Und nicht zuletzt ist es Genonis erster Triumph in einem geraden Jahr. Bis zu diesem Sonntag war er mit dem HCD (2009, 2011 und 2015), dem SC Bern (2017 und 2019) sowie dem EVZ (2021) erfolgreich.

EVZ: Wenn sich Simion den Kopf anstösst

Mit einer überwältigenden Abwehrquote von nahezu 95 Prozent führte er allen vor Augen, warum er der Goalie für die ganz grossen Spiele ist. Selbst wenn ihm zu Beginn des bis heute wichtigsten Spiels der Zuger Klubgeschichte ein Patzer unterlief (zentralplus berichtete). Leonardo Genoni hat die mentale Stärke und die Klasse, danach den Laden einfach dichtzumachen. Ein Phänomen sondergleichen!

Das verdient allerhöchste Anerkennung. Und diese zollte ihm Teamkollege Dario Simion, der in dieser Finalissima zwei Tore und einen Assist gebucht hat. «Mit Leonardo Genoni stand ich zum dritten Mal in einem Final und jedes Mal haben wir gewonnen», sagte der in drei Wochen 28 Jahre alt werdende Tessiner. 2015 wurde er schon mit dem HCD Meister.

«Was auch immer geschehen mag: Leonardo Genoni bleibt cool und konzentriert und strahlt dabei Ruhe aus. Das macht ihn zu einem unglaublichen Goalie.»

«Das wird eine geile Geschichte für die Schweiz werden.»

EVZ-Torjäger Dario Simion

Als Dario Simion seine Bewunderung für seinen überragenden Teamkollegen in Worte fasste, hielt er seine Lebenspartnerin im Bauch der Zuger Bossard Arena zärtlich im Arm. Und erweckte damit den Eindruck, als ob er sein eigenes Licht unter den Scheffel stellen wollte.

EVZ-Captain Jan Kovar ist der produktivste Spieler der Finalserie

Aber zentralplus erwischte ihn dabei, wie er sich bei diesem Versuch den Kopf anstiess. Denn Torjäger Dario Simion war zunächst ein Sinnbild für das fehlende Abschlussglück der Zuger (zentralplus berichtete). Aber mit sechs Toren in sieben Finalspielen stellte er alle Finalspieler in den Schatten.

Darüber hinaus ist er hinter dem grossartigen EVZ-Topskorer und -Captain Jan Kovar (9) der zweitbeste Punktesammler (8) in den sieben historischen Finalduellen. Noch vor dem zu Recht häufig gelobten ZSC-Star Denis Malgin (7).

Es scheint logisch, dass Dario Simion Teil der Schweizer WM-Delegation in Finnland (13. bis 29. Mai) sein wird. «Das wird eine geile Geschichte werden. Aber ich habe mit Patrick Fischer noch nicht darüber reden können, ob es für mich klappen wird.»

Da stellt sich für den Autor die Frage: Für welchen in der National League beschäftigten Crack denn sonst, wenn nicht für ihn? Aber das spielte an diesem für die Zuger historischen Abend keine Rolle.

Davon, wie sie den Titel vor Tausenden von EVZ-Fans erfolgreich verteidigten (zentralplus berichtete), werden die Spieler bis zu ihrem Lebensabend erzählen. Und sie werden auch niemals einen vergessen, der seinen Teil dazu beitrug. Erst recht nicht Reto Suri, der im fünften Spiel mit einer Knieverletzung ausgefallen war.

Verwendete Quellen
  • Matchbesuch der Finalissima in der Zuger Bossard Arena.
  • Gespräche mit Dan Tangnes, Reto Kläy und Dario Simion.
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