Seine Punkte-Produktion ist explodiert

EVZ-Verteidigungsminister: Hansson macht Diaz vergessen

So produktiv wie in dieser Saison war er noch nie in seiner Karriere: Zugs schwedischer Verteidigungsminister Niklas Hansson. (Bild: Marusca Rezzonico/freshfocus)

Mit vier Siegen und 19:9-Toren ist der Meister EV Zug gegen den HC Lugano in die Playoff-Halbfinals eingezogen. Offensive Durchschlagskraft und defensive Stabilität – das verkörpert der Schwede Niklas Hansson (27) mit seiner Spielweise beim EVZ.

Es ist wohl die grösste Anerkennung für die bislang starke Arbeit von Niklas Hansson. Im Verlauf dieser Saison haben die EVZ-Fans, die nie mit Kritik geizen, nicht ein einziges Mal eine Vermisstmeldung von Raphael Diaz herausgegeben.

Der Zuger Meister-Captain verliess im letzten Sommer seinen Stammklub, weil ihm seine Eitelkeit befahl, das Angebot auf eine Vertragsverlängerung auszuschlagen (zentralplus berichtete). Der mittlerweile 36-jährige Captain der Schweizer Nati liess sich stattdessen von Fribourg für die nächsten vier Jahre verpflichten.

Er sei sich sicher, dass einige Raphael Diaz im Zuger Dress vermissen, umdribbelt Niklas Hansson das Kompliment. «Ich habe viel Gutes über ihn gehört.»

Hansson erreicht beim EVZ eine neue Flughöhe

Ohne jeden Zweifel hat Raphael Diaz den EVZ zwischen 2016 und 2021 als Verteidigungsminister und Integrationsfigur geprägt. Aber dass ihn Niklas Hansson auf Anhieb in den Schatten gestellt hat, belegt auch die Statistik. Mit 0,88 Punkten pro Spiel war er in der Qualifikation die Nummer 3 aller Verteidiger hinter den beiden Genfern Henrik Tömmernes (1,14) und Sami Vatanen (1,03). Diaz folgte erst auf Rang 22 mit 0,51 Punkten pro Spiel.

Im letzten Mai stemmte Raphael Diaz als Captain der Zuger den Meisterpokal in die Höhe. (Bild: Claudio Thoma/freshfocus)

Die Punkte-Produktion von Niklas Hansson ist in dieser Saison geradezu explodiert. Seine bisherige Bestmarke hat der Allrounder mit dem schwedischen Vizemeister Rögle in der Meisterschaft 2020/21 aufgestellt. Mit neun Toren und 21 Assists in 63 Spielen (Quali und Playoffs).

Jetzt hat er eine neue Flughöhe erreicht – mit 12 Toren und 35 Assists in 52 Spielen bis zum Beginn der Playoff-Halbfinals an diesem Freitag. Die Gründe?

EVZ-Trainer Dan Tangnes kannte Hanssons Potenzial

Niklas Hansson redet von verschiedenen Aspekten. Vom «Vertrauen der Trainer». Davon, dass er im Zuger Powerplay eine wichtige Rolle übernehmen könne. «Und die Coaches haben mir geraten, mehr aufs gegnerische Tor zu schiessen.» Der eine oder andere Teamkollege hat ihn schon dafür gelobt, den Schuss bisweilen auch so anzubringen, dass er von einem der Zuger Stürmer erfolgreich abgelenkt werden kann.

Natürlich kommt seinen Fähigkeiten auch die Spielweise in der höchsten Schweizer Spielklasse entgegen. Sie ist nicht so defensiv ausgerichtet wie in Schweden, es gibt mehr Strafen und Torchancen aus dem Spiel heraus. Und so fallen auch mehr Punkte ab. «Das stimmt sicher», bestätigt Hansson.

«Bei der Suche nach einem neuen Spieler ist immer eine Frage zentral: Wo liegt sein Potenzial?»

EVZ-Sportchef Reto Kläy

Seine Entwicklung zu einem Teamleader dieses EV Zug ist allerdings weder einem Glücksgriff noch dem Zufall geschuldet. Auf der Suche nach einem optimalen Ersatz für Business-Class-Verteidiger Raphael Diaz hat sich Meistermacher Dan Tangnes an seinen Ziehsohn Niklas Hansson bei Rögle erinnert (zentralplus berichtete).

Hansson schultert viel Eiszeit

«Bei der Suche nach einem neuen Spieler ist immer eine Frage zentral: Wo liegt sein Potenzial?», sagt EVZ-Sportchef Reto Kläy. «Und wenn einer unserer Coaches einen Kandidaten aus früherer Zusammenarbeit kennt, ist das umso besser. Weil wir ihn charakterlich schon einschätzen können.»

International hat sich Niklas Hansson zwar noch keinen Namen machen können, weil er noch nie für Schwedens Auswahl aufgeboten wurde. Aber er war schon bei Rögle einer der Leistungsträger, der viel Eiszeit schultern konnte. Laut Statistik der National League ist er mittlerweile auch beim EV Zug der Spieler mit der meisten Eiszeit (21 Minuten pro Spiel im bisherigen Playoff, fast 22 in der Quali).

Was ihn umso wertvoller macht: Niklas Hansson ist vor allem auch in der Abwehrarbeit ein stabiler Wert. Er ist nicht der Typ Abräumer, der gegnerische Stürmer vor dem eigenen Tor ausschaltet. Er versucht, Gegentore mit seiner schnellen Auffassungsgabe und seinen guten Fähigkeiten im Umgang mit dem Stock zu verhindern.

Hansson: Der EVZ wird sein bestes Level erst noch abrufen

Niklas Hansson hat sich zu einem unentbehrlichen Zuger Teamleader bei der Mission Titelverteidigung gemacht (zentralplus berichtete). Trotz vier Siegen in vier Viertelfinal-Spielen ist er sich bewusst: «Unser bestes Level in den Playoffs werden wir erst noch erreichen.»

Ob den Zugern nun die Rapperswil-Jona Lakers oder der HC Davos im Halbfinal gegenüberstehen werden, spielt für Hansson keine Rolle. «Wir stellen uns auf eine harte Serie ein. Und wenn es mal nicht grad rund läuft, müssen wir ruhig und geduldig bleiben. Wir arbeiten konsequent darauf hin, das letzte Spiel der Saison zu gewinnen», sagt der 27-Jährige. Dann folgt die Übergabe des Meisterpokals.

Je besser es für den EVZ und Niklas Hansson in diesen Playoffs läuft, umso grösser wird die Wahrscheinlichkeit, dass die Zusammenarbeit über 2023 hinaus verlängert wird. «Kontinuität macht meistens Sinn», sagt Reto Kläy.

Aber er weiss auch: Er hat noch genügend Zeit, um Nägel mit Köpfen zu machen.

Verwendete Quellen
  • Persönliches Gespräch mit Niklas Hansson.
  • Telefonat mit EVZ-Sportchef Reto Kläy.
  • Statistiken via National League.

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