1:2 nach Verlängerung gegen die ZSC Lions

EVZ: Am Gehstock zum Quali-Sieg und ein böser Verdacht

Es gab mehr Emotionen im Spiel als Freude über den zweiten Quali-Sieg der Zuger in Folge: Meistermacher Dan Tangnes trägt es mit Fassung. (Bild: Martin Meienberger/freshfocus)

Der Meister EV Zug kassierte zu Hause vor Playoff-Beginn die fünfte Niederlage in Serie. Das reichte trotzdem, um zum zweiten Mal in Folge die Qualifikation zu gewinnen. Doch die Freude der über 6600 Zuschauer hielt sich darob in Grenzen. Mehr Emotionen generierten ein paar rüde Attacken der Stadtzürcher.

Nur die Freiburger hätten den Zugern noch den Qualifikationssieg entreissen können. Aber dafür hätten sie in der Schlussrunde mindestens zwei Punkte mehr ergattern müssen als der EV Zug. Letztlich ersparten sie dem Titelverteidiger das Zittern und unterlagen in Davos 0:2.

Es war die sechste Niederlage der Freiburger in Serie. Diese hatte am 2. März mit einem 3:4 in der Zuger Bossard Arena begonnen. Aber auch die EVZ-Spieler stapften in den letzten fünf Spielen nicht mehr als Sieger vom Eis (zentralplus berichtete). Doch zuletzt gegen Biel und die ZSC Lions holten sie sich mit der Entscheidung in der Verlängerung je einen Punkt.

Qualifikationssiege in der höchsten Schweizer Spielklasse widerfahren dem EV Zug ja nicht in aller Regelmässigkeit. Es war erst der fünfte nach 1995, 1998, 2012 und 2021. Und dennoch versetzte diesen Aspekt kaum einen Zuger Anhänger in Feierlaune.

EVZ nach Umbruch noch immer die Nummer 1

Zu schwer lag der Mehrheit der Fans wohl die andauernde Niederlagenserie auf dem Magen. Fünf am Stück – das hat es unter dem Zuger Meistermacher Dan Tangnes (seit 2018/19) noch nie gegeben.

«Ich bin stolz aufs Team und diesen Erfolg.»

EVZ-Cheftrainer Dan Tangnes

«Wie das Publikum über unseren Qualifikationssieg denkt, kann ich nicht kontrollieren. Aber dass wir die Qualifikation auf Platz 1 abgeschlossen haben, wird Erwähnung finden in unserer Klubhistorie. Ich bin stolz aufs Team und diesen Erfolg», hielt der 43-jährige Norweger fest.

Man mochte es ihm nicht verdenken. Erst recht nicht, weil Quali-Sieger und Meister in der darauffolgenden Saison schon das eine oder andere Mal bloss noch ein Schatten ihrer selbst waren. Nicht so der EVZ. Trotz Umbruch im Team ist er tabellarisch nach wie vor das Mass aller Dinge im Schweizer Eishockey.

EVZ: Playoffs richten über den Wert einer Saison

Dan Tangnes wies wie in jüngster Zeit einmal mehr darauf hin, dass viele seiner Spieler «auf dem Zahnfleisch laufen». Wie müde sie seien, habe man daran erkennen können, dass «sie zu lange brauchten, um Entscheidungen zu treffen». Um es salopp zu formulieren: Die Zuger sind auf den letzten Metern am Gehstock zum Quali-Sieg gelaufen.

Mannschaften, die ihre Playoff-Qualifikation bereits in der Tasche haben, nutzen den Schlussspurt dazu, um mit einer Erhöhung der Trainingsintensität die physische Basis steigern zu können. Schliesslich richtet das Abschneiden im Playoff über den Wert einer Saison.

«Welcher Trainer sieht schon gerne seinen Topskorer verletzt auf die Bank fahren?»

Hingegen werfen jene Konkurrenten, die um einen Platz in der entscheidenden Phase der Meisterschaft kämpfen, alles, was sie haben, in den Schlussspurt rein. Darum wird die Marge zwischen Sieg und Niederlage zweier vermeintlich unterschiedlich eingestufter Gegner deutlich reduziert. Zudem belastete in dieser Saison noch Olympia in China das Wettkampfprogramm.

Was das Blut des EVZ-Trainers in Wallung brachte

Mehr Emotionen als der Qualifikationssieg der Zuger generierte der Spielverlauf am Montagabend. Oder besser gesagt: die heftigen Fouls der ZSC Lions.

Die Startphase der Partie gehörte den Zugern. Noch vor Ablauf der ersten Minute vergab Sven Senteler einen Penalty. Das Verdikt hatte Grégory Hofmann bewirkt, als er alleine vor ZSC-Goalie Ludovic Waeber auftauchte und bloss mit einem Foul am erfolgreichen Torschuss gehindert werden konnte.

Die Zuger Paradelinie mit Jan Kovar, Grégory Hofmann und Dario Simion machte weiter Druck aufs gegnerische Tor. In der siebten Minute setzte ZSC-Verteidiger Yannick Weber dem bunten Treiben ein jähes Ende. Hinter dem eigenen Gehäuse stiess er mit einem Crosscheck den EVZ-Topskorer in die Bande.

«Es gab ein paar seltsame Entscheidungen.»

Ein klares Foul, das von den Spielleitern Marc Wiegand und Pascal Hungerbühler nicht geahndet wurde. Kovar, der mit dem Kopf gegen die Bande prallte, liess auf dem Weg zur Bande zuerst Stock und dann seinen Goldhelm fallen. Doch auch einen Spielunterbruch gab es nicht.

Natürlich brachte die Szene das Blut von Dan Tangnes in Wallung. «Welcher Trainer sieht schon gerne seinen Topskorer verletzt auf die Bank fahren?», fragte er hinterher rhetorisch zurück.

EVZ-Trainer mit bösem Verdacht konfrontiert

Er sollte noch ein paar weitere Gelegenheiten in diesem Spiel bekommen, um sich über die Leistung der Unparteiischen aufzuregen. «Es gab ein paar seltsame Entscheidungen», befand Dan Tangnes.

Auffällig: Auch die zweite rüde Attack betraf ein Mitglied der ersten Zuger Sturmreihe. Zwei Minuten später beförderte Phil Baltisberger den Zuger Olympioniken Dario Simion in die Bande. Dieses Mal musste der ZSC-Verteidiger eine Zwei-Minuten-Strafe verbüssen.

«Ich werde mich nicht zur Leistung der Schiedsrichter äussern.»

Der böse Verdacht: Haben die Zürcher mit arg überstrapazierter Härte den Zugern bewusst den Schneid abkaufen wollen?

Dabei geht es mitnichten darum, den ZSC Lions vorzuwerfen, ihre Berufskollegen absichtlich verletzen zu wollen. Gott bewahre! Erst recht im Wissen darum, dass das kein ehrenhafter und redlicher Profisportler macht.

EVZ am 25. März gegen Servette oder Lugano

Doch Dan Tangnes wollte von diesem bösen Verdacht nichts wissen: «Nein, das glaube ich nicht. Dario Simion begab sich in eine für ihn verletzliche Position vor dem Check. Wäre er frisch gewesen, wäre ihm das nicht passiert. Ich bin einfach froh, dass kein Spieler verletzt wurde.»

Kurz vor Ende des zweiten Drittels, in dem die Zürcher die zwischenzeitliche Führung der Zuger ausgeglichen hatten, blieb auch EVZ-Verteidiger Nico Gross nach einem ungeahndeten Bandencheck des späteren Siegtorschützen Simon Bodenmann liegen.

Doch Dan Tangnes liess sich nicht aus der Reserve locken: «Ich werde mich nicht zur Leistung der Schiedsrichter äussern. Sonst werde ich den Dienstag vor allem damit verbringen, mich bei Rückfragen erklären zu müssen.»

Und darauf hat er keine Lust. Jetzt ist erst mal trainingsfrei. Am Dienstag und Mittwoch. Dann folgt ein dreitägiger Trainingsblock, dann wieder zwei freie Tage und der letzte Trainingsblock.

Bevor das Playoff am Freitag, 25. März 2022, für die Zuger mit einem Viertelfinalheimspiel (best-of-7) gegen Servette oder Lugano losgehen wird. Diese beiden Teams werden in einem Pre-Playoff (best-of-3) den Gegner des Qualifikationssiegers und Titelverteidigers ausmachen.

Verwendete Quellen
  • Matchbesuch in Zug.
  • Gespräch mit EVZ-Trainer Dan Tangnes.
  • Statistiken via National League.

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