Stärkevergleich vor Zugs Final gegen die ZSC Lions

Darum wird der EVZ seinen Titel erfolgreich verteidigen

Zugs Captain und Genius Jan Kovar (rechts) im Zweikampf mit Lions-Stürmer Marcus Krüger (links): Wer behält in diesem Playoff-Final die Oberhand? (Bild: Patrick Straub/freshfocus)

Es ist der Kampf der Titanen. Mit dem EV Zug und den ZSC Lions machen die beiden talentiertesten Mannschaften der National League den Meistertitel unter sich aus. Es wird ein spannendes und hochstehendes Duell – mit Vorteilen für die Zuger.

Zum ersten Mal seit Einführung der Eishockey-Playoffs 1985/86 heisst die Finalpaarung EVZ gegen die ZSC Lions. Und sie ist gleichzeitig auch ein Familienduell. EVZ-Captain und Topskorer Jan Kovar (32) trifft auf seinen fast zwei Jahre älteren Bruder Jakub. Der Tscheche hat kurz vor dem Jahreswechsel bei den ZSC Lions als Goalie angeheuert.

Im Gegensatz zu Jan Kovar, der zweimal in Russland und je einmal in Tschechien und der Schweiz Landesmeister geworden ist, ist Jakub Kovar in seiner schönen Karriere noch ohne Titelgewinn geblieben. Wird sich Titelsammler und EVZ-Genius Jan auch gegen seinen Bruder durchsetzen?

In der Qualifikation hat der EV Zug drei der vier Duelle gegen die Zürcher für sich entscheiden können. Das letzte am überhaupt letzten Spieltag entschieden die Zürcher gegen den Qualifikationssieger mit 2:1 nach Verlängerung. Vor der Finalserie, die am Ostermontag mit einem Heimspiel der Zuger (20 Uhr, Bossard-Arena) beginnen wird, hat zentralplus die beiden Kontrahenten einem Qualitätstest unterzogen:

1. Goalie

EVZ: Leonardo Genoni hat 238 von 249 Schüssen, die in den bisherigen Playoffs auf sein Tor abgefeuert wurden, gehalten. Auf dem mit acht Spielen kürzesten Weg in den Final hat er erst neun Gegentore gegen Lugano und dann bloss noch deren zwei gegen den HC Davos zugelassen. Das ergibt eine meisterliche Abwehrquote von 95,5 Prozent. Noch Fragen an den sechsfachen Meistergoalie?

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ZSC Lions: Keine Frage: Jakub Kovar hat das Goalie-Niveau der Stadtzürcher auf eine meisterliche Dimension gehoben. In seinen acht von elf möglichen Einsätzen bis zum Final hat er 234 von 249 Pucks gestoppt. Mit einer Abwehrquote von fast 94 Prozent ist Kovar die Nummer 2 aller Playoff-Goalies, die mindestens die Hälfte aller Einsätze ihres Teams bestritten haben. Das ist aller Ehren wert. Sein Problem: Genoni war bislang noch besser.

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2. Verteidigung

EVZ: Wenn die eigene Torproduktion nicht rundläuft, dann reduziert der Zuger Abwehrverbund die Anzahl Gegentore auf ein Minimum (zentralplus berichtete). Zwei Gegentore liess der Titelverteidiger in den vier siegreichen Halbfinalspielen gegen den HC Davos zu. Das verdient allerhöchste Anerkennung. Bei allem Gejammer der Bündner über angebliche Fehlentscheide der Schiedsrichter (zentralplus berichtete): Gegen diese ausbalancierte EVZ-Verteidigung war kein alpines Kraut gewachsen.

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ZSC Lions: Die Stadtzürcher haben bei ihren vier Halbfinal-Siegen gegen Fribourg-Gottéron acht Gegentore zugelassen. Deren zwei in jedem Duell. Das ist ein guter Wert. Damit sind sie defensiv so stabil geblieben wie in der über sieben Spiele dauernden Viertelfinalserie gegen den EHC Biel. Das heisst: Gegen die ZSC Lions müssen sich die Zuger ihre Tore hart erarbeiten. Aber noch härter ist es im umgekehrten Fall.

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3. Sturm

EVZ: Mit zehn Toren in vier Halbfinalspielen haben die Zuger ihre offensive Feuerkraft nicht optimal entfalten können. Die Effizienz in der Chancenauswertung war nicht meisterlich. Aber aus Zuger Sicht gibt es auch Grund zum Optimismus. Den letzten und entscheidenden Schritt in den Final ermöglichten am Donnerstagabend die Tore von Grégory Hofmann und Jan Kovar (zentralplus berichtete). Die beiden kongenialen Sturmpartner zeigten ihre Extraklasse, als ihr Arbeitgeber in extremis darauf angewiesen war.

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ZSC Lions: Auf die Paradelinie mit Center Denis Malgin und den Flügeln Sven Andrighetto sowie Denis Hollenstein ist Verlass. Diese hat die schier strauchelnden Zürcher durch die enge Viertelfinalserie gegen Biel getragen und war auch in zwei von drei Verlängerungen gegen Gottéron spielentscheidend. Man kann festhalten: Sie sind ihre fürstlichen Saläre bis dato wert. Kann sich das Sturmtrio auch im Final gegen die Zuger durchsetzen, ist der erste Meistertitel seit 2018 zum Greifen nahe.

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4. Ausländer

EVZ: Die Zuger haben mit dem tschechischen Center Jan Kovar und den beiden schwedischen Verteidigern Christian Djoos und Niklas Hansson drei Söldner, die hochtourig laufen. Kovar war mit sieben Punkten der produktivste Spieler in den Halbfinals. Die schwedischen Stürmer Anton Lander und Carl Klingberg haben hingegen mehr drauf, als sie bislang aufs Eis gebracht haben. Lander wurde der Unsportlichkeit bezichtigt, er hätte HCD-Goalie Sandro Aeschlimann vor dem späten Ausgleich zum 1:1 mit dem Stock vor seinem Gesicht absichtlich irritiert. Allerdings lässt sich das auch mit den TV-Bildern nicht belegen. Wichtig für Zug: Ob nun Lander oder Klingberg spielt, hatte bislang keinen negativen Einfluss auf das Leistungsvermögen des Meisters.

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Jakub Kovar: Holt der ZSC-Goalie ausgerechnet gegen seinen jüngeren Bruder Jan, seines Zeichens Captain und Topskorer des EVZ, seinen ersten Meistertitel? (Bild: Martin Meienberger/freshfocus)

ZSC Lions: Die Stadtzürcher dürfen im Gegensatz zu den Zugern fünf statt nur vier Ausländer einsetzen – wegen des NHL-Abgangs von Pius Suter vor Beginn der Saison 2020/21. Allerdings müssen sie Jakub Kovar zwischen die Pfosten stellen, um Zugs Leonardo Genoni herausfordern zu können. Die vier in aller Regel eingesetzten Ausländer Maxim Noreau und Tommi Kivistö in der Verteidigung als auch Marcus Krüger und Justin Azevedo mögen bis anhin kaum einen EVZ-Anhänger zu beeindrucken. Trotz Jakub Kovar im Tor hatte das Zürcher Söldner-Quintett weniger Einfluss auf das sportliche Wohl seines Teams aus das Zuger Ausländer-Quartett.

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5. Special Teams

EVZ: Wir können nicht genug darauf hinweisen: Auf dem Weg zum Meistertitel erhalten die Situationen mit mindestens einem Mann mehr (Powerplay) oder einem Mann weniger (Boxplay) entscheidende Bedeutung. In beiden Disziplinen machte den Zugern kein Halbfinal-Teilnehmer etwas vor. Diese waren mit drei Toren in 17 Überzahlsituationen (17,65 Prozent Ausbeute) und erst recht mit keinem einzigen Gegentor in neun Unterzahlsituationen gegen Davos (100 Prozent) die Nummer 1.

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ZSC Lions: Mit einem Tor aus 14 Powerplays (7,14 Prozent) und zwei Gegentoren bei 14 Boxplays (85,71 Prozent) lagen die Zürcher sogar gegenüber den Freiburgern, die auf kürzestem Weg aus den Playoffs bugsiert wurden, im Hintertreffen. Schauen wir auf die gesamte bisherige Playoff-Statistik (inklusive Viertelfinals), sind die Zürcher (90,2 Prozent) im Unterzahlspiel um eine Spur besser als die Zuger (88 Prozent). Aber deutlich schlechter im Powerplay (17,2 zu 31,7 Prozent).

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6. Energie

EVZ: 8/12: Diese zwei Zahlen dokumentieren die Zuversicht der EVZ-Fans auf eine erfolgreiche Titelverteidigung. Acht Siege in den beiden Viertel- und Halbfinalserien gegen Lugano und Davos. Und jetzt noch vier weitere auf dem Weg zur erfolgreichen Titelverteidigung gegen die ZSC Lions. Natürlich ist der Wunsch der Vater dieses Gedankens. Aber gleichzeitig macht er auch deutlich: Die Zuger sind energiesparsam in den Final eingezogen. Sie brauchten dafür nur 8 Stunden, 5 Minuten und 52 Sekunden aufzuwenden. Die Überzeit von 5 Minuten und 52 Sekunden resultiert aus zwei siegreichen Verlängerungen. Dazu kommt, dass EVZ-Cheftrainer Dan Tangnes die Belastung seit Saisonbeginn konsequent auf vier Linien verteilt hat.

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ZSC Lions: In fünf der bisherigen elf Playoff-Spiele gegen Biel und Fribourg-Gottéron mussten die Zürcher in die Verlängerung. Vier davon gewannen sie. Zusammengezählt haben sie 12 Stunden, 20 Minuten und 9 Sekunden Spielzeit aufgewendet, um in den finalen Titelkampf einzuziehen. Das ist um die Hälfte mehr als die Zuger. Bei den Zürchern wurden laut Statistik der Liga acht Spieler in den Playoffs mehr als 20 Minuten pro Match eingesetzt. Bei den Zugern sind es deren drei.

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7. Cheftrainer

EVZ: Als der Norweger Dan Tangnes im Sommer 2018 nach Zug kam, war er ein viel belächelter Niemand. Mit drei Finalteilnahmen in den letzten drei Playoff-Austragungen (Meister 2021) hat er allen Kritikern das Maul gestopft. Der 43-jährige Charismatiker ist der erfolgreichste Trainer der Schweizer Liga geworden (zentralplus berichtete). Kein Berufskollege vereint so viel fachliche und soziale Kompetenz auf sich wie Zugs Dan Tangnes. Er hat den EVZ zu einer schier unaufhaltsamen Maschine geformt.

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ZSC Lions: Als der Schwede Rikard Grönborg im Sommer 2019 nach Zürich kam, war er ein viel bewunderter und zweifacher Weltmeister-Trainer. Aber seine Taten als ZSC-Trainer konnten mit seinem Ruf nicht Schritt halten. 2021 verpasste er erst den Cupsieg im Final gegen einen damals schon darbenden SC Bern, dann verlor er den Playoff-Halbfinal gegen Genève-Servette HC. Nun bietet sich Rikard Grönborg die nächste Chance, aus dem Schatten von Dan Tangnes hervorzutreten und seinem Ruf als Erfolgstrainer endlich gerecht zu werden.

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Endergebnis

EVZ: 33 von 35 Pucks.

ZSC Lions: 25 von 35 Pucks.

Unser Tipp für den Ausgang dieses Finals: 4:2-Siege für den EVZ.

Verwendete Quellen

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