Zeichen für einen Verbleib Kovars stehen gut

EV Zug: Der Umbruch beim Meister kommt zur rechten Zeit

Es ist der perfekte Abschied: Von EVZ-Meisterschütze Grégory Hofmann wird erwartet, dass er sein berufliches Glück in der nächsten NHL-Saison bei Columbus suchen wird. (Bild: Pascal Muller/freshfocus)

Titelverteidiger neigen dazu, genügsam zu werden. In dieser Rolle befindet sich nächste Saison der EV Zug. Dem Meister kann deshalb nichts Besseres passieren, als dass es einige Veränderungen im Kader geben wird. Der Schwede Christian Djoos (26) von den Detroit Red Wings ist ein heisser Kandidat auf den Job eines zweiten ausländischen EVZ-Verteidigers.

Zwei vordringliche Personalfragen gibt es in der Kaderplanung von EVZ-Sportchef Reto Kläy: Wo liegt die berufliche Zukunft der Starspieler Jan Kovar und Grégory Hofmann?

Beim 31-jährigen Tschechen wird der Chef der Zuger Sportabteilung bis Ende Mai Klarheit erhalten. Bis zu diesem Zeitpunkt hat Jan Kovar eine Ausstiegsklausel für die KHL in seinem bis 2023 gültigen Vertrag festgeschrieben. «Bis jetzt», sagt Reto Kläy, «hat er mir keinen Hinweis darauf gegeben, dass sich etwas bewegen könnte.»

Darum geht der EVZ-Sportchef knapp drei Wochen vor Ablauf der Frist davon aus, dass der beste und kompletteste Feldspieler der abgelaufenen National-League-Saison dem neuen Meister erhalten bleibt. Selbst wenn Repräsentanten von Meistermannschaften in Europas Klubeishockey schnell in den Fokus der besten Ligen der Welt geraten. Doch Jan Kovar sagte zentralplus schon vor Playoff, dass er kein grosses Bedürfnis habe, in die KHL zu wechseln. Und das Thema NHL scheint er nach einem missglückten Abstecher vor drei Jahren nach Nordamerika abgehakt zu haben.

Erst Niklas Hansson unter Vertrag

Bei Grégory Hofmann sieht die Geschichte anders aus. Aus seinem Umfeld werden seit einiger Zeit Signale ausgesendet, dass der EVZ-Meisterschütze seine Chance in der NHL unbedingt suchen will. Die Columbus Blue Jackets haben ihm Avancen gemacht (zentralplus berichtete).

Aber es wird wohl Juli werden, bis Reto Kläy im Fall des 28-jährigen Nati-Stürmers Klarheit erhalten wird. Zieht Grégory Hofmann trotz einem bis 2023 gültigen Vertrag mit den Zugern in die NHL, wird der Titelverteidiger in der nächsten Saison das Recht haben, für ihn einen fünften Ausländer einsetzen zu können.

Bis dato haben die Zuger erst einen Ausländer definitiv unter Vertrag, der vor einer offiziellen Bestätigung steht: den Verteidiger Niklas Hansson (26) vom schwedischen Playoff-Finalisten Rögle BK (zentralplus berichtete exklusiv). Aller Voraussicht nach wird Jan Kovar der zweite sein.

Wenn das keine Laune macht: Zugs Leitwolf Jan Kovar mit der Goldmedaille für den Schweizer Meister 2020/21. (Bild: Pascal Muller/freshfocus)

Kläy: «Christian Djoos ist ein valabler Kandidat»

Der dritte Ausländerjob könnte an Christian Djoos gehen. Der 26-jährige Sohn von Pär Djoos, der 1993/94 eine Saison für den HC Lugano spielte, hat einen auslaufenden Vertrag bei den Detroit Red Wings. Der Schwede gilt als guter Läufer und Passgeber. «Er ist ein valabler Kandidat auf einer immer kleiner werdenden Liste», gibt Reto Kläy auf Anfrage von zentralplus zu.

Mit zwei ausländischen Verteidigern will er die schon seit Monaten bekannten Abgänge von Meistercaptain Raphael Diaz (zu Fribourg) und Santeri Alatalo (zu Lugano), seinem zweiten offensiv herausragend begabten Abwehrspieler, kompensieren. Dazu kommt noch der Wechsel von Jesse Zgraggen, der in den Playoffs eine ungeahnt gute Figur machte, zum HC Davos (zentralplus berichtete). Für ihn steht schon länger der Wechsel von Samuel Kreis vom EHC Biel fest.

Bei den Ausländerjobs im EVZ-Sturm ist Reto Kläy von seinem ursprünglichen Plan abgewichen. Zwar will er nach wie vor zwei Center im Kader haben, aber der Ersatz für Grégory Hofmann muss nicht mehr zwingend eine Tormaschine sein. «Wir müssen das Team resistent machen», erläutert er seine Lehre aus den Playoffs.

Toreschiessen wird auf mehrere Schultern verteilt

Mit Carl Klingberg, der in diesen Playoffs das wichtige Tor im vierten und letztlich entscheidenden Halbfinalspiel zum 5:3 in Rapperswil gemacht hat, beschäftigt der EVZ diesen Spielertypus bereits. «Beide Seiten haben ihr Interesse an einer weiteren Zusammenarbeit signalisiert», sagt Reto Kläy.

Der 30-jährige Schwede Klingberg spielt schon seit fünf Saisons in den Farben der Zuger. Er hat in dieser Saison in 63 Spielen 25 Tore und 24 Assists gebucht. Eine vorzügliche Ausbeute, wenn man berücksichtigt, dass der robuste Klingberg zum Saisonstart Zeit brauchte, bis er in Fahrt kam.

«Die Möglichkeit, frischen Wind für die Titelverteidigung reinbringen zu können, ist optimal.»

EVZ-Sportchef Reto Kläy

«Falls Hofmann geht, haben wir mit den neu verpflichteten Fabrice Herzog und Reto Suri Flügel, die wissen, wo das gegnerische Tor steht. Dazu kommen noch die Meisterspieler Dario Simion, Lino Martschini, Yannick Zehnder und wohl auch Carl Klingberg. Hofmann eins zu eins auf dem Ausländermarkt zu ersetzen wäre ohnehin nicht einfach geworden.»

Sicher ist: Mit Yannick-Lennart Albrecht (Rapperswil-Jona Lakers), Calvin Thürkauf (Lugano) und Livio Langenegger (SCL Tigers) werden drei Stürmer mit Schweizer Pass den aktuellen Meister verlassen.

Abdelkader und Shore vor Abschied

Bei Flügel Justin Abdelkader (34), der sich im Verlauf der Playoffs für seinen missglückten Start rehabilitiert hat, und Center Nick Shore (28), der seinen zuvor guten Eindruck in der entscheidenden Meisterschaftsphase nicht zu bestätigen vermochte, stehen die Zeichen auf Abschied aus Zug.

Den mutmasslich neun Abgängen aus dem Meisterteam werden wohl sechs Neuzugänge gegenüberstehen. Also wird knapp ein Drittel des Zuger Meisterkaders durch frisches Blut ausgetauscht. Es gebe zwar einen Umbruch im Team, aber der Kern bleibe erhalten, freut sich Kläy.

«Die von der Klubleitung verlangte Budgetreduktion werde ich einhalten können.»

«Die Möglichkeit, frischen Wind für die Titelverteidigung reinbringen zu können, ist optimal. Wir werden auf den Schlüsselpositionen weiterhin starke Spieler haben, egal, welcher Nation sie sind. Dazu werden junge EVZ-Spieler tragende Rollen übernehmen», hält er fest.

So oder so: Fünf EVZ-Ausländer zum Saisonstart

Aber was, falls Grégory Hofmann beim EVZ bleiben und nicht in die NHL wechseln wird? Dann stellt sich logischerweise die Frage, auf welchen Ausländer Reto Kläy verzichten soll. Selbst für dieses Szenario hält er eine Lösung parat.

«Wir werden so oder so mit fünf Ausländern starten. Weil wir im Verlauf der Saison ohnehin einen zusätzlichen Ausländer benötigt hätten.» Trotzdem versichert der EVZ-Sportchef: «Die von der Klubleitung verlangte Budgetreduktion werde ich einhalten können.» Laut Informationen von zentralplus sollen die Lohneinsparungen beim EV Zug im Gebiet von 700'000 Franken liegen.

Der Schluss liegt nahe: Der EV Zug wird 2021/22 ein Kader beisammen haben, dem die Fähigkeit zuzutrauen ist, abermals um den Titel mitzuspielen. Wie schwierig eine erfolgreiche Titelverteidigung ist, zeigt uns ein Blick zurück: In der Neuzeit unseres Eishockeys ist das erst den ZSC Lions (2000 und 2001) sowie dem SC Bern (2016 und 2017) gelungen.

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