Lino Martschini am 27. Geburtstag Siegtorschütze

Eine geglückte Revanche der Zuger und eine bange Frage

Es war erst sein zehnter Treffer in der Qualifikation – umso grösser die Freude, die nach dem entscheidenden Tor zum 2:1 über Langnau raus musste: EVZ-Stürmer Lino Martschini. (Bild: Daniela Frutiger/freshfocus)

Es war kein Spiel, das im Gedächtnis haften bleibt. Aber das musste es auch nicht: Viel wichtiger, dass der EV Zug ein Zeichen setzte, auf die blasse Vorstellung vom letzten Samstag gegen den gleichen Gegner reagierte – und die zähen SCL Tigers dieses Mal mit 2:1 in die Schranken wies.

Es ist der lange Anfahrtsweg hin zum Playoff-Start am 7. März: Der EV Zug ist für die entscheidende Phase der Meisterschaft so gut wie qualifiziert, es steht nicht mehr viel auf dem Spiel. Da kann einem auch mal ein Ausrutscher wie am Samstag beim 1:5 in Langnau passieren. Schliesslich kann man nicht alle 50 Qualifikationsspiele auf einem hohen Niveau absolvieren.

So kann man durchaus argumentieren. Schliesslich wähnen sich auch Matchwinner Lino Martschini und die Seinen nach der Reprise gegen die Emmentaler innerhalb von 72 Stunden «auf einem guten Weg. Wir haben vieles richtig gemacht, offensiv viel kreiert und defensiv weniger zugelassen. Dies müssen wir auf unserer Mission weiterverfolgen.»

Diese Mission, die er an seinem 27. Geburtstag ansprach, heisst Gipfelsturm und hat nichts anderes als den zweiten Meistertitel für den EVZ nach 1998 zum Ziel. Dieser entscheidet darüber, ob es eine gute oder eine enttäuschende Saison für die Zuger war. In der Champions League und als Titelverteidiger im Cup scheiterte das Team von Dan Tangnes jeweils schon in den Viertelfinals.

Gerüst der Zuger wieder instabiler

Als aussenstehender Beobachter hat man kaum je den Eindruck vermittelt bekommen, der EVZ performe wie ein Team, das sich auf einer Mission befindet. Trotz Tabellenführung hat der meistgenannte Titelanwärter noch nie den Nachweis erbringen können, dass er die Favoritenrolle auch ausfüllen kann. Vielmehr scheint er davon zu profitieren, dass die Zürcher, Berner, Davoser, Genfer, Bieler und Lausanner in ihrer Entwicklung auch nicht weiter sind und zu überzeugen wissen.

«Kein Gegner hat Lust, gegen uns einen offenen Schlagabtausch zu riskieren.»

EVZ-Stürmer Lino Martschini

Der Saisonstart der Zuger verlief harzig und die sportliche EVZ-Führung schrieb diesen Umstand der ungewohnten Favoritenrolle zu, die sich in die Garderobe und in die Köpfe schlich. Die erste und bisher einzige Serie, in der der EVZ zwölf Mal hintereinander punktete (aber nicht immer siegte), stellte sich erst nach der schallenden Ohrfeige gegen Davos Mitte November ein (zentralplus berichtete).

Mit der Niederlage im ersten Heimspiel 2020 gegen Genève-Servette ist das Gerüst der Zuger wieder instabiler geworden. Warum diese fehlende Konstanz?

Martschinis Lehre

«Eine gute Frage», findet Martschini und erklärt nach kurzem Überlegen: «Kein Gegner hat Lust, gegen uns einen offenen Schlagabtausch zu riskieren. Er konzentriert sich darum lieber auf eine sattelfeste Abwehrarbeit und wenn wir ungeduldig werden und einen Fehler machen, weil es mit dem Torerfolg nicht auf Anhieb klappt, dann «chlöpft» es auf unserer Seite.»

Seine Lehre daraus: «Wir müssen uns darauf konzentrieren, unser System gegen alle Widerstände durchzusetzen. Wir dürfen nichts forcieren, wenn es nicht unbedingt nötig ist.»

Fehlt dem EVZ ein giftiger Spieler?

Aber die bange Frage lautet: Fehlt es den Zugern nicht an Konstanz, weil das Problem ein tiefgründigeres ist?

Die unangenehme These in Zuger Fachkreisen geht so: Dem EV Zug fehlt mindestens ein giftiger Spieler, der dem Gegner auf die Pelle rückt, provoziert, aber auch einsteckt.

«Wir haben noch einiges an Arbeit vor uns in den 13 Spielen bis zum Playoff-Start.»

Die Rede ist von Spielern, wie sie die Zuger zum Beispiel in Thomas Rüfenacht oder noch früher in Misko Antisin und John Fritsche hatten. Die Emotionen im eigenen Team schürten, aber auch den Gegenspielern unmissverständlich klarmachten, was sie sich allerhöchstens erlauben durften. Selbstverständlich war der Grat, auf dem sich ein Spieler dieses seltenen Schlags bewegte, stets ein schmaler. Es konnte sein Team Spiele kosten, wenn er in seinem Eifer zu weit ging.

Ehlers und Cereda machen es vor

Die aktuellen Spieler des EV Zug können in ihrer Gesamtheit schier alles. Jetzt liegt es an Dan Tangnes zu beweisen, dass er sein Team auch an die Leistungsgrenze und darüber hinaus führen kann. So wie es Heinz Ehlers mit Langnau und Luca Cereda mit Ambri machen.

Nur so lassen sich Zweifler und Nörgler im Umfeld der Zuger eines Besseren belehren. Martschini ist sich bewusst: «Wir haben noch einiges an Arbeit vor uns in den 13 Spielen bis zum Playoff-Start. Wir müssen die Zeit nutzen, um uns den letzten Schliff zu verpassen.»

Erst im Rückblick lässt sich konkretisieren, was dieser EVZ wert war.

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