Zugerberg-Trail vor der Eröffnung

Ein Mountainbike-Ride für 700 Franken

Der Zugerberg-Trail in Entstehung: Hier fahren ab Mai die Mountainbiker durch. (Bild: zentralplus)

Von der Baustelle zum Prestigeobjekt der Zentralschweizer Mountainbikerszene: Der Zugerberg-Trail nimmt Formen an und soll bereits ab Mai viele Mountainbiker begeistern. Die erste Fahrt kommt aber teuer zu stehen.

Schwungvoll steigt Lukas Blaser aus seinem Auto, öffnet den Kofferraum und packt seine Wanderschuhe aus. Ungewohntes Schuhwerk für einen Mountainbiker, aber er wird noch froh drum sein. «Bereit?», fragt er. Wir sind im Wald, irgendwo zwischen Schönegg und Zugerberg, und nur wenige Schritte trennen uns vom künftigen Zuger Bikeparadies.

IG Mountainbike Zug ist bald am Ziel

Kräftigen Schrittes geht Blaser, Co-Projektleiter des Zugerberg-Trails, eine Böschung hoch und schon stehen wir Mitten auf der Strecke. Es ist dreckig, der Schlamm liegt teilweise fast knöcheltief. Aber Lukas Blaser ist zufrieden, ein Ziel der IG Mountainbike Zug ist bald erreicht.

«Hier entsteht keine Downhillstrecke, sondern ein Biketrail für alle.»
Lukas Blaser, Co-Projektleiter Zugerberg-Trail

Wo jetzt noch der Bagger am Werk ist und Äste den Weg versperren, soll schon bald pures Bikevergnügen locken: Der Zugerberg-Trail führt von der Bergstation der Zugerbergbahn runter zur Schönegg (siehe Box). Dazwischen liegen 340 Meter Höhendifferenz, Steilwandkurven, Überführungen, Tunnels und Sprünge. Ein Paradies für alle Biker?

Zugerberg-Trail

Der Zugerberg-Trail ist eine Mountainbike-Abfahrtsstrecke, welche von der Bergstation des Zugerbergs runter nach Schönegg führt. Die 2,1 Kilometer lange Strecke ist für durchschnittliches fahrerisches Können konzipiert, beinhaltet aber (umfahrbare) anspruchsvolle Elemente für Fortgeschrittene. Ab dem 14. Mai ist der Trail 365 Tage im Jahr geöffnet und frei befahrbar.

Die Korporation Zug ist Grundeigentümerin des gesamten Trails. Der Startbereich ist im Grundeigentum der Zugerberg Bahn. Die Korporation Zug betreibt den Biketrail zusammen mit der IG Mountainbike Zug.

Für den Zugerberg-Trail werden für die Erstellung rund 632’000 Franken budgetiert sowie jährlich ungefähr 36’000 Franken für den Unterhalt. Darin einkalkuliert sind auch alle Eigenleistungen/Fronarbeiten der IG Mountainbike Zug und Korporation Zug. Der Hauptteil der Kosten wird über den Zuger Lotteriefonds finanziert. Ein weiterer Teil der Kosten wird durch Sponsoren getragen.

Ein Trail für alle

«Das ist das Ziel», sagt Blaser. «Hier entsteht keine Downhillstrecke, sondern ein Biketrail für Anfänger, Hobbybiker und kleine Profis.» Es habe für alle etwas. Anspruchsvolle Elemente wie Sprünge seien jeweils gut zu umfahren, damit auch Anfänger den Trail ohne Probleme befahren könnten. «Das ist sehr wichtig», fügt er an. Denn wenn sich der Trail nur an eine Zielgruppe der Biker richten würde, hätte er nicht die gewünschte Lenkungswirkung, erklärt Blaser.

Am Anfang war die Not

Leichtfüssig und als hätte er es bereits hunderte Male gemacht, läuft Lukas Blaser der Strecke entlang hoch. Er hat Ausdauer, das merkt man. Und die war auch nötig für die Projektierung des Trails: Entstanden ist die Idee des Zugerberg-Trails nämlich bereits 2010, damals aus einer Not heraus: Eine geplante Umzonung im Jahr 2012 hätte vorgesehen, die Biker vom Zugerberg zu verbannen – per Gesetz.

Keine schöne Vorstellung für Lukas Blaser: «Seit 15 Jahren bike ich regelmässig hier oben. Ich kenne den Berg wie meine Hosentasche. Wir von der IG Mountainbike Zug entschieden damals, dass wir etwas machen mussten, um dies zu verhindern.»

Damit das Biken auf dem Zugerberg weiterhin möglich sein sollte, war ein geordnetes Nebeneinander nötig. Denn das wie bis dahin wilde, konzept- und manchmal sogar rücksichtslose «Durch-den-Wald-Brettern» war offensichtlich keine Lösung mehr.

Der Zugerberg-Trail in Entstehung: Hier fahren ab Mai die Mountainbiker durch.

Der Zugerberg-Trail in Entstehung: Hier fahren ab Mai die Mountainbiker durch.

(Bild: zentralplus)

So nahm die Idee des Biketrails am Zugerberg langsam Form an: Eine offizielle Strecke speziell für Biker mit den unterschiedlichsten Ansprüchen, welche die Sportler von den Spaziergängern, Wanderern, dem Wild und der Strasse trennt. Blaser und seine Kollegen von der IG Bike Zug machten sich ans Werk. Aber es war ein langer Weg: Erst im Frühling 2015 bekamen sie die Baubewilligung, im Februar dieses Jahres folgte dann der Spatenstich (zentralplus berichtete).

Mountainbiker sind Individualisten

Ganz so gut wie heute lief es aber bei weitem nicht immer. «Am Anfang war viel Aufklärungsarbeit nötig», sagt Blaser. Erstaunlicherweise war das vor allem in den eigenen Reihen der Fall: Biker sind Individualisten. Für den 12-köpfigen Vorstand der IG Mountainbike Zug war es kein leichtes Spiel, alle ins Boot zu holen und allen gerecht zu werden: «Downhiller haben andere Ansprüche als solche, die Rennen fahren. Die wiederum haben andere Vorstellungen als Hobbybiker.» Es brauchte deshalb Zeit, ein Netzwerk aufzubauen und alle auf eine Wellenlänge zu bringen.

«Biker sind Individualisten.»
Lukas Blaser

Mittlerweile stehen wir bei einer Überführung aus Holz, welche über einen Wanderweg gebaut ist. Blaser erklärt, was er damit meint, allen gerecht zu werden: «Gute Biker springen drüber. Die sind so schnell, heben ab und landen dann weiter unten wieder im Wald. Weniger gute Biker sind langsamer und fahren über die ganze Holzbrücke.»

Sitzungen auf dem Bike

Seit 2010 sind sechs Jahre vergangen. Tausende Seiten Dokumente und viele Verhandlungsrunden später steht der Trail jetzt kurz vor der Vollendung. Eine lange Zeit? Lukas Blaser winkt ab. «Das war schnell.» Wenn man bedenke, wie langsam unsere politischen Mühlen arbeiten, und wie viele verschiedene Interessengruppen involviert seien, sei er ganz zufrieden mit dem Zeitplan.

Hinter dem Bagger sieht man gut, wo der zukünftige Biketrail durchführt.

Hinter dem Bagger sieht man gut, wo der zukünftige Biketrail durchführt.

(Bild: zentralplus)

Hinter dem vergleichsweise schnellen Vorgehen steckt viel Arbeit: «In den letzten sechs Jahren habe ich fast meine gesamte Freizeit in den Biketrail investiert.» Es braucht eben Reisser und viel Engagement, damit solche Projekte zustande kommen. «Bloss sagen, es müsse etwas passieren, reicht nicht», gibt Blaser zu bedenken. Bei so viel Papierkram, Sitzungen und Networking in den letzten Jahren mussten Blaser und seine vom Biken angefressenen Kollegen von der IG Mountainbike Zug vor allem auf etwas verzichten: das Biken. Einige Sitzungen hätten sie deswegen sogar auf dem Bike abgehalten, um doch noch ab und zu zum Fahren zu kommen, schmunzelt er.

«Bloss sagen, es müsse etwas passieren, reicht nicht.»
Lukas Blaser

Flow als höchstes Gebot

«Einen Trail für alle Biker zu bauen, ist eine schwierige Aufgabe», gibt Blaser zu. Deswegen hat die IG sich auch externes Know-how geholt: Der Biketrail entsteht in enger Zusammenarbeit zwischen der IG Bike Zug, der Korporation Zug und der Trailbaufirma Velosolutions, welche sich auf den Bau solcher Biketrails spezialisiert hat.

«Einen Trail für alle Biker zu bauen, ist eine schwierige Aufgabe.»
Lukas Blaser

Etwas weiter oben wird ersichtlich, was Blaser damit meint: Auf jedem Streckenabschnitt arbeitet die Korporation Zug mit der Velosolutions zusammen.

Zugerberg-Trail: Ein Bagger ist am Werk bei der Tunnel-Unterführung.

Zugerberg-Trail: Ein Bagger ist am Werk bei der Tunnel-Unterführung.

(Bild: zentralplus)

Meter für Meter arbeiten sich die Teams von oben nach unten, schneiden Büsche weg, rollen grosse Steine aus dem Weg oder bauen Sprünge und Überführungen: Einer im Bagger, der andere mit der Schaufel oder dem Rechen. Ein Knochenjob, der gutes Augenmass braucht: «Wenn die Übergänge zwischen den einzelnen Abschnitten nicht gut sind, kommen die Fahrer nicht in den Flow», erklärt Blaser. Damit von oben bis unten alles in einem Fluss fahrbar sei, müsse jede Kurve stimmen, jede Landung passen.

Wer sich nichts unter Biketrail, Flow oder Steilwandkurven vorstellen kann, findet im folgenden Video ein Beispiel eines Biketrails in Tasmanien, der Lukas Blaser besonders gefällt.

Einzigartiges Projekt

Zufrieden lässt Blaser seinen Blick über die Baustelle schweifen und lobt die Zusammenarbeit: «Das hier ist ein echtes Miteinander. Es ist fantastisch, wie alle für das Projekt einstehen.» Und damit meint er nicht bloss die Korporation und die Velosolutions. Auch Wildschützer, die Bahn, die Behörden, der Kanton und die Biker zögen nun alle am selben Strick.

«Es ist fantastisch, wie alle für das Projekt einstehen.»
Lukas Blaser

«Das ist einzigartig», freut sich Blaser. Einzigartig ist auch das Projekt: Der Biketrail ist der erste dieser Art in der Zentralschweiz und soll auch eine Signalwirkung auf die anderen Kantone haben. Die Biker sind da, Infrastruktur ist gefragt und Blaser hofft, dass sich bald auch andere von dem Projekt inspirieren lassen.

Erste Fahrt für 700 Franken

Am 14. Mai 2016 ist es dann so weit. Der Trail wird offiziell eröffnet. Und wer denkt, Blaser und seine Kollegen seien die Ersten, die nach so viel Arbeit den Trail hinunter sausen, der täuscht sich. «Die erste Fahrt konnte man sich beim Crowdfunding erkaufen.» Etwa 700 Franken habe das eingebracht, erzählt Blaser mit verschmitztem Lächeln. Ob er denn froh sei, dass das Projekt nun zu Ende sei? «Natürlich bin ich froh, bald wieder etwas mehr Zeit zu haben», aber die IG Mountainbike Zug sei bereits am nächsten Projekt, einem Pumptrack, erklärt er. Die Arbeit geht den passionierten Mountainbikern also nicht aus.

Vorstand der IG Mountainbike Zug

Vorstand der IG Mountainbike Zug

(Bild: IG Mountainbike Zug)

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2 Kommentare
  • Profilfoto von Barbara Schnyder
    Barbara Schnyder, 18.03.2016, 13:10 Uhr

    Vielen Dank für den Hinweis. Wir haben den Fehler in Zwischenzeit behoben!

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  • Profilfoto von M. Weiss
    M. Weiss, 16.03.2016, 19:19 Uhr

    im Text gibts Konfusion: Korporation Zug wurde zu Kooperation Zug. Vielleicht lässt sich das korrigieren. 🙂

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