FCL-Trainer nach vier Niederlagen in Serie angeschlagen

Was für und gegen Häberlis Rauswurf spricht

Sie wirken ratlos angesichts der sportlichen Krise. FCL-Trainer Thomas Häberli und Assistenztrainer Manuel Klökler (Bild: Martin Meienberger/freshfocus)

Der FC Luzern steckt mal wieder in einer sportlichen Krise. Vier Niederlagen hat das Team in der Meisterschaft mittlerweile aneinandergereiht. Wie lange darf Häberli noch verlieren?

FCL-Coach Thomas Häberli geht davon aus, dass er auch die nächsten Spiele beim FC Luzern an der Seitenlinie stehen wird. Dies gab er im Anschluss an die 0:3-Klatsche gegen den FC Zürich gegenüber «SRF» zu Protokoll.

Und Sportchef Remo Meyer zeigte sich in der «Luzerner Zeitung» zwar enttäuscht über die vierte Niederlage in Folge – die Galgenfrist für Trainer Häberli wird aber verlängert: «Wie vergangene Woche schon gesagt, wollen wir uns gemeinsam auf die letzten Spiele konzentrieren, um gute Leistungen abrufen zu können und um noch weitere Punkte einzufahren.»

Trotz aller Lippenbekenntnisse: Im Fussball kann alles sehr schnell gehen. Kein Schelm, wer denkt, dass Journalisten bereits Entwürfe geschrieben haben, für den Fall, dass der FC Luzern doch plötzlich die Entlassung des Trainers vermeldet. Bei der Trennung von René Weiler verschickte der FC Luzern die Medienmitteilung am Sonntagabend um 21 Uhr.

Doch was spricht beim FC Luzern eigentlich für eine Entlassung des Trainers und was dagegen? zentralplus hat je drei Argumente gefunden.

Häbi raus: Der Totomat hat immer recht

15 Punkte aus 15 Spielen: Der FC Luzern liegt in der Tabelle nur auf dem achten Rang. Zudem hat man die letzten vier Spiele hintereinander verloren. Und mit Xamax, Lugano, Servette und dem FC Zürich traf man dabei auf Gegner, die eigentlich in Reichweite liegen müssten.

Nein, der FC Luzern gibt sportlich aktuell keine gute Figur ab. Und wenn es nicht läuft, ist ein Trainerwechsel eine oft praktizierte Methode, um dem Team neuen Schub zu verleihen.

Es kann funktionieren: In der deutschen Bundesliga wechselten in der Länderspielpause sowohl Mainz als auch Köln den Trainer. Mainz verpflichtete als Neuen gar den in Köln geschassten Achim Beierlorzer. Und siehe da: In Spiel 1 triumphierte die Mannschaft mit 5:1 und schoss gar vier Tore mit einem Mann weniger auf dem Feld. Es kann aber auch danebengehen: Denn Köln kam im Spiel 1 mit dem neuen Trainer mit 1:4 unter die Räder.

Häbi bleibt: Die Mannschaft gehört in die Verantwortung genommen

Den Trainer in die Wüste zu schicken (Weiler ging ja zwar freiwillig in die Wüste) ist eine gängige Methode, aber sie ist nicht immer zielführend. Denn wie heisst es so schön: Die Wahrheit liegt auf dem Platz. Und da sind jene elf Spieler verantwortlich, die das FCL-Shirt tragen.

Also sollte man auch die Mannschaft in die Pflicht nehmen. «Ich würde die Buben zu einer Woche Bergwerk verknurren», liess FCL-Mehrheitsaktionär und Ex-Verwaltungsrat Bernhard Alpstaeg einst nach schlechten Spielen verlauten. In der Tendenz hat er nicht unrecht – die Mannschaft hat sich in diese Situation gebracht und sie soll gefälligst dafür sorgen, dass sie da wieder herauskommt.

Und sowieso, warum immer auf den Trainer? Man könnte auch einmal bei der Mannschaft durchgreifen. Blessing Eleke zum Beispiel wollte im Sommer schon weg. Er sorgte für Rummel, weil er bei einer Auswechslung nicht mit Trainer Häberli abklatschte und erwies seiner Mannschaft am Samstag mit einer absolut unnötigen Roten Karte einen Bärendienst. Wer sich so aufführt, gehört verkauft. Preisschild und hübsche Schleife dran: Irgendein Manager aus der türkischen oder der zweiten englischen Liga wird seinen Fans bestimmt ein Weihnachtsgeschenk machen wollen.

Wer so in einen Zweikampf geht, muss sich nicht über die Rote Karte wundern. (Bild: SRF)

Häbi raus: Die Spieler machen keine Fortschritte

Welche Spieler hat Häberli eigentlich besser gemacht? Diese Frage stellte zentralplus kürzlich und kam zu einem ernüchternden Ergebnis: Die Resultate der letzten Spiele haben nichts mit Pech zu tun, der FC Luzern war nicht gut genug. Und auch wenn Häberli die Leistungen gegen Servette und Lugano als gut einstuft: Wer verliert, hat wenig Argumente. Es habe an der Chancenverwertung gelegen, erklärte Häberli. Das mag wohl so sein; dass das Toreschiessen im Fussball elementar ist, weiss aber jedes Kind.

Sowieso ist Häberlis Handschrift beim FC Luzern nur schwer zu erkennen. Exemplarisch sieht man das an Häberlis Personalentscheiden im Sturm. Am Samstag stand plötzlich Blessing Eleke wieder in der Startformation und Francesco Margiotta musste auf die Bank. Es sind zwei völlig unterschiedliche Spielertypen. Eigentlich müsste Häberli sich längst darauf festgelegt haben, welchen Spieler er in seinem Offensivspiel zu einem Fixpunkt machen will.

Häbi bleibt: Der Zeitpunkt ist falsch

Der FC Luzern trifft vor der Weihnachtspause noch auf die drei besten Mannschaften der Super League. Jetzt den Trainer zu wechseln wäre eine Harakiri-Übung. Es ist nämlich gut möglich, dass der FC Luzern in diesem Jahr gar keine Punkte mehr holt. Und es wäre völlig sinnlos, den neuen Trainer so in sein FCL-Abenteuer starten zu lassen.

Viel besser «siecht» man die verbleibenden Spiele mit Häberli noch irgendwie durch. Verlieren kann man nicht sehr viel, weil die Erwartungshaltung durch die vergangenen ungenügenden Leistungen mittlerweile eine realistische ist. In der Winterpause könnte man einen sauberen Schnitt machen und dem Nachfolger etwas Zeit geben, die Mannschaft auf die anspruchsvolle Rückrunde einzustellen.

Häbi raus: Der Ballwiler erreicht die Fans nicht

Es gibt Trainer, die regelrecht vor Euphorie und Enthusiasmus sprühen und die Fans voll und ganz in ihren Bann ziehen können. Wenn der Trainer die Fans und das ganze Umfeld des Vereins zu überzeugen vermag, fällt eine Entlassung unglaublich schwer. Teilweise erhalten Trainer gar das Attribut «Unentlassbar». FCL-Fan-Blogger Sämi Deubelbeiss blickte letzthin in seinem Blog über die Grenze zum SC Freiburg. Dort hat Kult-Trainer Christian Streich diesen Status erreicht.

Mit Häberli steht ein Einheimischer an der Seitenlinie. Doch so richtig vermag er die Fans nicht zu überzeugen. (Bild: Martin Meienberger/freshfocus)

Und dann gibt es Trainer wie Thomas Häberli. Irgendwie springt der Funke einfach nicht. Als Ballwiler brächte er zwar den nötigen Stallgeruch mit, aber er vermag es nicht, auch auf den Tribünen das nötige Feuer zu entfachen. Dass Häberli bei Fragen stets zu Floskeln greift, unterstreicht diese Problematik. In den Kommentarspalten ist die Stimmung gegen Häberli gekippt – als Heilsbringer wird oft René van Eck genannt.

Häbi bleibt: Sportchef Meyer steht zu seinem Jasskumpel

Mit der teuren Entlassung von René Weiler hat Sportchef Remo Meyer sein Schicksal beim FC Luzern mit jenem von Thomas Häberli verknüpft (zentralplus berichtete). Langsam aber sicher dämmert es jedoch, dass es ein Fehler gewesen sein könnte, Jasskumpel Häberli auf den FCL-Trainerposten zu setzen. Wie erklärt Meyer das nun seinen Vorgesetzten, ohne selbst auf die Abschussliste zu geraten?

A propos Vorgesetzte: Der FC Luzern hat aktuell nicht nur sportliche Baustellen. Der Investorenstreit tobt noch immer. Abwechslungsweise gerät der FC Luzern sportlich und politisch in die Schlagzeilen. Gegenseitig beeinflussen sollen sich die beiden Brandherde vordergründig nicht. Sportchef Meyer erklärte im viel zitierten Interview, dass er durchaus den Antrag zur Entlassung des Trainers stellen könnte. «Absolut kein Problem», sagte Meyer.

Aber ob er es durchzieht? Die Tatsache, dass Meyer so auch seine Position schwächen würde, spricht eher dagegen.

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