Verteidiger als Spektakelmacher

Djoos: Neustart des Stanleycup-Siegers beim EV Zug

Kreativverteidiger Christian Djoos wollte mehr Eiszeit und eine grössere Rolle – beim Meister EVZ wird er genau das bekommen. (Bild: EVZ/Felix Klaus)

Die Hochbegabung Christian Djoos wird 2018 mit Washington und NHL-Superstar Alexander Owetschkin Meister in der besten Liga der Welt. Nur drei Jahre später heuert der Schwede beim Schweizer Champion EVZ an. Was ist passiert in der Karriere des erst 27-jährigen Verteidigers?

Die Szene mag bloss dem Zufall geschuldet sein, aber sie ereignete sich just an dem Tag, als sich zentralplus mit Christian Djoos verabredet hatte. In den Momenten vor unserem Gespräch schlendert Tobias Geisser im OYM zu Cham in Richtung Restaurant, um sich nach dem Eistraining zu verköstigen.

Von einem der Köche wird der Verteidiger, der Anfang Mai Meister mit dem EV Zug wurde, gefragt, wann er denn für seine beruflicheZukunft nach Nordamerika fliege. In gut zwei Wochen, entgegnet Geisser.

Noch ein Jahr läuft sein Vertrag mit den Washington Capitals und der 22-jährige Engelberger wird in diesem Herbst einen neuen Anlauf nehmen, um sich den Traum von einer NHL-Karriere zu erfüllen. In den letzten anderthalb Jahren im EV Zug hat er sich das Rüstzeug, das Selbstverständnis und Rénomée erarbeitet, um bessere Erfolgsaussichten zu haben als 2018.

Djoos kannte von den Zugern nur Geisser persönlich

Tobias Geisser ist der einzige, den Christian Djoos vor seiner Ankunft in Zug persönlich kannte. Seine drei neuen schwedischen Teamkollegen im EVZ (Carl Klingberg, Anton Lander und Niklas Hansson) waren ihm bloss vom Namen her ein Begriff.

Geisser und Djoos haben als Verteidiger im AHL-Farmteam der Washington Capitals, den Hershey Bears, ein paar Spiele gemeinsam absolviert. Denn nach dem Stanleycup-Triumph 2018 begann sachte die Talfahrt in der Karriere von Christian Djoos.

«Ich spürte den Drang, etwas Anderes zu machen und nach Europa zurückzukehren.»

EVZ-Neuverpflichtung Christian Djoos

Geisser zog im Dezember 2019 die Reissleine und liess sich an seinen Stammverein Zug ausleihen, um wieder in den Rhythmus zu kommen und Selbstvertrauen aufzubauen. Anderthalb Jahre später ist er Meister mit dem EV Zug und WM-Teilnehmer.

Nun scheint Christian Djoos seinem Beispiel zu folgen. Nachdem er in den letzten beiden Saisons für die NHL-Teams Anaheim und Detroit unregelmässig zum Einsatz gekommen war, «spürte ich in mir den Drang, etwas Anderes zu machen und nach Europa zurückzukehren».

Papa Pär verteidigte in den 1990er-Jahren für Lugano

Aber warum dieser Drang? Hatte er die NHL satt? «Nein», sagt er. «Ich kam zuletzt nicht mehr regelmässig zum Einsatz in der NHL, und wenn, dann vielleicht bloss noch zehn Spielminuten pro Match.» Darauf hatte er in seinem Alter keine Lust mehr. «Ich will mehr Eiszeit. Eine grössere Rolle und mehr Verantwortung.»

Keine Frage, dass er diese beim EV Zug bekommen wird. Dass er den Schweizer Meister dazu auserkoren hat, um seine Karriere wieder in Fahrt zu bringen, hat nicht zuletzt auch mit seinem Vater Pär Djoos etwas zu tun. Dieser hatte in der Saison 1993/94, also in den Monaten vor der Geburt von Christian, für den HC Lugano verteidigt. «Mein Vater mochte Lugano und die Schweiz sehr. Und Zug war für mich von Anfang an eine spannende Adresse», erzählt der 27-Jährige.

Christian Djoos und seinen Landsmann Niklas Hansson hat die sportliche Führung der Zuger geholt, um die Abgänge von Captain Raphael Diaz und Santeri Alatalo wettzumachen (zentralplus berichtete). Auf dem Papier sind die beiden Schweden gar noch etwas stärker einzustufen.

So unterscheiden sich die beiden schwedischen EVZ-Verteidiger

Djoos wird den Zuschauern mit seiner Spielweise mehr auffallen, weil er von den beiden der Spektakelmacher ist. Hansson ist trotz seiner offensiver Qualitäten eher der Handwerker, der für Stabilität im Spiel der Zuger sorgt.

Der Stanleycup-Sieger ist im Überzahlspiel dominant, weil er ein gutes Auge und überragendes Spielverständnis besitzt. Darüber hinaus ist Christian Djoos ein guter Läufer.

Das Erreichen der beachtlichen 59 Skorerpunkte, die Raphael Diaz und Santeri Alatalo in der Zuger Rekordqualifikation erreicht haben, sind ihren Nachfolgern ohne Wenn und Aber zuzutrauen. Und vielleicht sind sie in der Abwehr noch zuverlässiger.

«Bei uns dreht sich alles ums Siegen.»

Von Christian Djoos wird in Zug erwartet, dass er eine Leaderfunktion bei der Mission Titelverteidigung übernehmen kann. Es geht darum, eine neue Teamdynamik zu entwickeln (zentralplus berichtete). Djoos ist einer von sieben Neuverpflichtungen im Kader der Zuger.

Selbstredend ist für ihn: «Als Meister kann es nur darum gehen, den Titelgewinn erfolgreich zu verteidigen. Darum dreht sich bei uns alles ums Siegen», hält er fest.

Djoos: «Owetschkin ist ein aboluter Winner»

Wie Leader geht, hat Christian Djoos von einem der Grössten im Welteishockey abschauen können. Vom Russen Alexander Owetschkin, der 36-jährigen Galionsfigur der Washington Capitals. «Er ist nicht bloss ein guter und lustiger Teamkollege, er ist ein absoluter Winner, der die seltene Gabe besitzt, jeden Tag das Beste aus seinem Team herauszuholen. Eines Tages wird Alexander Owetschkin in die ‹Hall of Fame› aufgenommen werden.»

Für den 1,81 Meter grossen und 82 Kilogramm schweren Christian Djoos steht es im Fokus, sich wieder für noch grössere Klubs als den EV Zug interessant zu machen. Zwei Jahre hat er sich vom aktuellen Branchenleader der Schweiz verpflichten lassen.

Aber was, wenn er vor Vertragsablauf ein NHL-Angebot vorliegen hat? «In meinem Kopf herrscht der Gedanke vor, dass ich die nächsten zwei Jahre mit dem EV Zug Erfolg haben werde. Alles andere spielt für mich jetzt keine Rolle», entgegnet Djoos.

Dass Zug unter der Führung von Meistermacher Dan Tangnes ein gutes Pflaster ist, um der eigenen Karriere einen Neustart zu verpassen, kann er am Beispiel seines früheren Teamkollegen Tobias Geisser festmachen.

Geisser hat im Frühjahr seine ersten Weltmeisterschaften für die Schweiz absolviert. Djoos ist nach seiner Juniorenzeit und dreimal WM-Silber (einmal U18, zweimal U20) noch nie für die A-Nationalmannschaft der Schweden aufgelaufen. Er bekräftigt, seine Zeit in Zug dazu nutzen zu wollen, um sein erstes Aufgebot zu erhalten.

Deine Ideefür das Community-Voting

Die Redaktion sichtet die Ideen regelmässig und erstellt daraus monatliche Votings. Mehr zu unseren Regeln, wenn du dich an unseren Redaktionstisch setzt.

Deine Meinung ist gefragt
Deine E-Mailadresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert. Bitte beachte unsere Netiquette.
Zeichenanzahl: 0 / 1500.


0 Kommentare
    Apple Store IconGoogle Play Store Icon