Meggerin ist 45 Tage auf hoher See

Diese Ruderin paddelt 4500 Kilometer über den Pazifik

Überqueren gemeinsam den Pazifik: Iris, Mat, Marina, Paul (von links nach rechts). (Bild: zvg)

Marina Hunziker rudert im Juni mit ihrem vierköpfigen Team über den Pazifik. Dabei wird sie während 45 Tagen Wind und Wetter trotzen. Eine Grenzerfahrung, die neben Mut viel Teamgeist verlangt – und vier Dosen Coca-Cola.

Abenteuer Rudern über die Weltmeere: Davon hat Marina Hunziker noch nicht genug. Ab dem 12. Juni überquert sie mit ihrem vierköpfigen Team den Pazifik von Kalifornien bis nach Hawaii. Das sind 4500 Kilometer. Was treibt die 32-Jährige an? Es ist die Geschichte einer Frau, die (noch) nicht stillsitzen kann.

Bereits im Dezember 2021 überquerte Hunziker mit einer Freundin während 75 Tagen den Atlantik und sammelte Geld für wohltätige Zwecke. Auch dieses Mal spenden sie das gesammelte Geld zwei Wohltätigkeitsorganisationen.

Wie es damals dazu kam, verwundert mehr als die Tatsache, dass sie es jetzt ein zweites Mal tut. Dafür braucht es neben Mut auch einen gewissen Grad an Verbissenheit. Und ein Boot, das den Strapazen trotzt – Ohana. Das bedeutet auf Hawaiianisch Familie.

Crazy, superintelligent, getrieben und keine Person, die aufgibt. So beschreibt sie ihr Ruder-Teamkollege Mat, ebenfalls Schweizer, der seit 2005 in den USA lebt. Er wird am 12. Juni ebenfalls auf dem neun Meter langen Carbon-Boot sein, wenn es in See sticht.

Teammitglied Paul. (Bild: zvg)

Marina Hunziker bezeichnet sich als stur und als Person, die es mag, herausgefordert zu werden. Instinktiv glaubt man diesen Worten. Anders lässt es sich wohl nicht erklären, wenn man bedenkt, dass Marina Hunziker erst 2018 das erste Mal mit dem Rudern in Kontakt gekommen ist.

In Amerika lernte sie ihre Teammitglieder kennen

Damals schaute sie eine Dokumentation über vier Schweizer Männer, die den Atlantik überquerten. Und dann passierte es. Diese Idee, die sich in ihrem Kopf festsetzte, bis sie ihre Freundin überzeugen konnte, sie auf ihrem Atlantik-Abenteuer zu begleiten. Dafür trainierten die beiden Frauen mehr als zweieinhalb Jahre.

«Die Rudergemeinschaft ist eine besondere.»

Mat

2021 lernte sie in Amerika auch ihre heutigen Teammitglieder Mat (44), Iris (56) und Paul (60) kennen. Sie alle traten ebenfalls beim Rennen zur Atlantik-Überquerung an, jedoch in anderen Teams. Der Kontakt brach weder während des Rennens noch danach ab. Das Gegenteil davon passierte: Getrieben von Abenteuerlust schmiedeten sie kurze Zeit später Pläne zu einer möglichen Pazifik-Überquerung.

Zwei Stunden rudern, zwei Stunden «Pause»

«Die Rudergemeinschaft ist eine besondere», erzählt Mat. Und dieses «Wir-Gefühl» war letztlich auch ausschlaggebend dafür, die Pazifik-Challenge in Angriff zu nehmen, bestätigt Marina. Dafür sind die Teammitglieder abwechselnd nach Holland und in die USA gereist. Mat, der 2005 von der Schweiz in die USA auswanderte, lebt und arbeitet in Amerika. Paul ist ein amerikanischer Kriegsveteran. Und Holland ist die Heimat von Iris, die dort mit ihrer Familie lebt. Zum gesamten Staff gehören weitere elf Personen. Eine Schlüsselrolle nahm Pauls Freundin ein. 

Die Amerikanerin entwickelte sich während der rund einjährigen Trainingsphase zum Teamcoach. Bei der Pazifik-Challenge zugelassen wird nur, wer mindestens einmal den Atlantik erfolgreich überquert hat. Das sind die Richtlinien, die eingehalten werden müssen, um auf die kommenden Strapazen richtig vorbereitet zu sein.

In den mehrtägigen Trainings in Holland und Amerika arbeiteten sie am Teambuilding. Das ist besonders zentral. Denn auf dem neun Meter langen Boot haben die vier während 45 Tagen keine Privatsphäre. Das Geschäft verrichtet man quasi eineinhalb Meter von denjenigen entfernt, die gerade am Rudern sind. Klar, dass man dort an seine Grenzen kommt – körperlicher, aber auch mentaler Art. Umso wichtiger ist ein funktionierendes Team.

Ab dem 12. Juni geht das Abenteuer los. (Bild: zvg)

Diese persönlichen Gegenstände kommen mit

Egal bei welchem Wetter, während 45 Tagen wird zwei Stunden gerudert, zwei Stunden pausiert. Wohingegen «Pause» eher der falsche Begriff ist. Denn in dieser Zeit muss geschlafen, geputzt, gekocht, gegessen und das Boot gewartet werden. Damit das Team die benötigten 6000 Kalorien aufnehmen kann, essen sie astronautenähnliche Nahrung. Das Trinkwasser wird auf der Ohana mithilfe einer Meerwasserentsalzungsanlage aufbereitet.

«Während der Atlantik-Challenge dachte ich mir während des Ruderns oft, etwas mehr Kraft wäre nicht schlecht gewesen.»

Marina Hunziker

Anders als noch während der Vorbereitungen auf die Atlantik-Überquerung legte Marina Hunziker dieses Mal den Fokus weniger auf die Ausdauer. «Während der Atlantik-Challenge dachte ich mir während des Ruderns oft, etwas mehr Kraft wäre nicht schlecht gewesen.» Deshalb setzte sie in den letzten Monaten bewusst auf ein auf sie zugeschnittenes Krafttraining. Trainiert haben alle Teammitglieder jeweils – bis auf ein paar wenige Ausnahmen – während eines knappen Jahres alleine.

Auch die mentalen Herausforderungen müssen sie zu einem Gros selber meistern. «Dafür haben wir alle die richtigen Motivationsspritzen dabei.» Mat hat sich noch zusätzlich um Instant-Kaffee gekümmert. Er behauptet: «Kaffee schmeckt nie so gut, wie wenn man ihn beim Rudern während eines Sonnenaufgangs auf einem der sieben Weltmeere trinkt.»

Dieses Mal dürfen natürlich auch die kühl gestellten Coca-Cola-Dosen nicht fehlen. «Das habe ich in den letzten Tagen auf der Atlantik-Überquerung am meisten vermisst.» Natürlich hat die Meggerin persönlich dafür gesorgt, dass diese an einem sicheren Ort verstaut sind. Sobald hawaiianisches Festland in Sicht ist, werden diese ausgegraben. Und dann gibt es erst mal einige Monate Pause mit den Liebsten.

Verwendete Quellen
  • Telefonat mit Marina Hunziker, Iris, Mat und Paul
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2 Kommentare
  • Profilfoto von Marie-Françoise Arouet
    Marie-Françoise Arouet, 08.06.2023, 18:23 Uhr

    Paddeln oder rudern?

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    • Profilfoto von Gabi
      Gabi, 09.06.2023, 02:11 Uhr

      Rudern 😉
      Für Nicht-Kanuten oder Nicht-Ruderer ist das wohl Hans-was-Heiri. Hauptsache kein Segel und ohne Motor.

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